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Archiv-Artikel

portrait Der hartnäckige Schatzhüter der Länder

Für zögerlich hat mich wohl noch niemand gehalten“, sagt Hartmut Möllring, Niedersachsens Finanzminister und jetzt im dritten Jahr Vorsitzender der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), über sich selbst. In der Tat ist der CDU-Politiker bei Parteifreunden wie Verhandlungspartnern als durchsetzungsfähig oder auch als „harter Hund“ bekannt. Immerhin gilt er auch bei seinen Gegnern als gradliniger Freund offener Worte.

Als etwa der Marburger Bund (MB) über die Kompromissmöglichkeiten beriet, die Möllring Samstag mit Frank Ulrich Montgomery sondiert hatte, ging der Minister in aller Ruhe Routineaufgaben nach. Nacheinander besuchte Möllring drei der sechs hannoverschen Finanzämter. Und im Tarifkonflikt der Länder ließ sich der TdL-Vorsitzende vom 16-wöchigen Streik kaum beeindrucken. Einen Abschluss mit Ver.di hielt er erst für nötig, als der Ärztestreik des MB allerorten auf Sympathie stieß und Möllring glaubte, durch den Abschluss mit Ver.di auch den Konflikt mit den Ärzten beenden zu können. Was er seinen Arbeitern und Angestellten dabei zugestand, lag im Übrigen unter den Einkommenssteigerungen, die in seiner Haushaltsplanung längst veranschlagt waren. In Groß Ilsede im niedersächsischen Landkreis Peine geboren, besuchte Möllring in Hildesheim das Gymnasium. Dort lebt der verheiratete Vater von drei Kindern noch heute. Er diente zwei Jahre bei der Bundeswehr, studierte später in Marburg und Göttingen Jura und trat schon 1972 der CDU bei. Die nötige Härte für das Tarifgeschäft hat sich der 54-Jährige sicher auch im Justizdienst angeeignet. Denn die Politik lernte er zunächst als Ministerialbeamter kennen. Ab 1984 war Möllring im niedersächsischen Justizministerium als persönlicher Referent des Ministers, als Haushaltsreferent und schließlich als Pressesprecher tätig. Als solcher hatte er in den 80ern regelmäßig die Öffentlichkeit über die Hungerstreiks der RAF-Gefangenen im Celler Gefängnis zu informieren. 1990 wurde Möllring erstmals in den Landtag gewählt, stieg dort zum finanzpolitischen Sprecher und nach acht Jahren zum Fraktionsvize auf. Seine Berufung zum Landesfinanzminister nach Christian Wulffs Wahlsieg in Niedersachsen 2003 war kaum überraschend.

Dass Möllring im Gespräch mit Montgomery den Ärzten noch einen teuren Nachschlag angeboten hat, ist im Übrigen nicht anzunehmen. Allerdings geht es den streikenden Ärzten mittlerweile ohnehin vor allem um die Anerkennung des Marburger Bunds als Tarifpartner. Und für Anerkennung, die wenig kostet, wäre auch ein hartnäckiger Finanzminister zu erwärmen. JÜRGEN VOGES