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Archiv-Artikel

Das Fairphone verpasst Weihnachten

NACHGEHAKT Wann kommt das erste Telefon aus fairen Quellen? Und: Aroma in der Schokolade

Von REM

BERLIN taz | Bis Weihnachten sollte zumindest ein Teil der an dieser Stelle öfter erwähnten Fairphones ausgeliefert werden. Das klappt nun höchstens für die chinesischen Kunden: Wie Fairphone mitteilt, kommt das Smartphone in zwei Tranchen. Am 23. Dezember verlässt eine erste Welle von 11.000 Handys die chinesische Fabrik und geht an die Vorbesteller der ersten Stunde, also die bis zum 14. Juni.

Die zweite Tranche von 14.000 Stück folgt am 10. Januar für die restlichen Kunden.

„Entschuldigung für die Verspätung“, so Projektgründer Bas van Abel. Die meisten Kunden sind’s zufrieden, auch wenn eine Stelle unterm fair gehandelten Weihnachtsbaum nun frei bleibt. Die nächste Bestellungsrunde läuft und liegt auch schon bei über 12.000 Stück, meldet am Freitag fairphone.com.

Die Macher listen erstmals in der Handygeschichte detailliert auf, wie sich der Preis des Telefons von 325 Euro zusammensetzt. Größter Posten ist dabei mit 129,75 Euro das Telefon selbst: Design, Entwicklung, Komponenten, Herstellung. Nur 13,18 Euro zahlt jeder Käufer des Fairphones dafür, dass die verbauten Materialien Zinn und Coltan aus fairen Quellen stammen.

Der zweitgrößte Betrag geht an den Staat – 63,25 Euro Steuern sind eingepreist. Einen höheren Anteil als fair gehandelte Materialien haben auch die Lizenzgebühren an Patentinhaber: 25 Euro pro Gerät. Einstellige Beträge fließen unter anderem in die Entwicklung eines Android-basierten Betriebssystems, in Recycling-Initiativen und Logistik. Knapp 20 Euro sind für Garantiekosten berechnet.

Wesentlich höher fallen die Gerichtskosten für ein Verfahren zwischen dem Hersteller der Schokolade Ritter Sport und der Stiftung Warentest aus. Ritter Sport engagiert sich im fairen Handel (taz vom März), gab aber im Juni bekannt, dass seine Bio-Schiene von wenig Erfolg gekrönt sei.

Ende November hatte Ritter Sport eine einstweilige Verfügung gegen die Behauptung der Stiftung Warentest erwirkt, das Unternehmen habe den „chemisch hergestellten Aromastoff“ Piperonal verwendet. Die Stiftung Warentest hatte dagegen Einspruch eingelegt. Diesen Freitag schlug der zuständige Richter am Landgericht München einen Vergleich vor. Er riet zu einem gemeinsamen Gutachten, in dem die Herkunft des Aromastoffes Piperonal geklärt werden soll.

Beide Parteien stimmten dem Vergleich zunächst nicht zu. Ritter Sport beruft sich auf eine Garantieerklärung des Aromenherstellers Symrise. Darin bestätigt die Firma, dass der Rohstoff ein natürlicher Aromastoff sei, etwa aus Blütenöl oder Pfeffer. REM