: Gerade noch gerettet
EISHOCKEY Die Eisbären schaffen zwar ein 3:2 gegen die Straubing Tigers – müssen sich beim letzten Spiel des Jahres heute Abend aber steigern
Eigentlich stehen die Dinge gar nicht so schlecht bei den Berliner Eisbären so kurz vor der Jahreswende. Nachdem das Team am Anfang der Saison zwischenzeitlich sogar ans Tabellenende abgerutscht war, scheint es sich seit geraumer Zeit wieder gefangen zu haben – und konnte immerhin vier der letzten fünf Ligaspiele gewinnen. Ein Aufwärtstrend war also durchaus zu erkennen vor dem Spiel gegen die Straubing Tigers am Samstag in der mit 14.200 Zuschauern zum ersten Mal in dieser Saison ausverkauften O2 World.
Dennoch herrschte gehörige Unruhe bei den Berlinern. Kurz vor Weihnachten hatte sich bei der European Trophy Stammtorhüter Rob Zepp verletzt, mit fünf Titeln der erfolgreichste Torhüter in der Geschichte der DEL. Trainer Jeff Tomlinson hatte daraufhin von einem „deutlichen Unterschied“ zwischen ihm und dem zuletzt schwachen Ersatzmann Sebastian Elwing gesprochen. Nachdem dieser jedoch den knappen 3:2-Heimsieg gegen Ingolstadt am zweiten Weihnachtstag quasi im Alleingang festgehalten hatte und sich weite Teile der Fanszene mit dem gebürtigen Berliner solidarisiert hatten, sah Tomlinson sich genötigt, sich öffentlich zu entschuldigen. „Wir haben einen Eisbären im Tor“, sangen die Fans auch gegen Straubing immer wieder.
Im ersten Drittel hatte Elwing jedoch wenig Gelegenheit, ins Spielgeschehen einzugreifen – wobei das meiste, was geschah, auch nur peripher mit Eishockeyspielen zu tun hatte. Insgesamt 76 Strafminuten verhängten die Schiedsrichter. Auf 20 Spielminuten kamen 25 Minuten an Unterbrechungen.
Ein wirkliches Spiel entwickelte sich erst ab Beginn des zweiten Drittels, als die Gemüter sich sichtlich abgekühlt hatten und die Eisbären über weite Strecken das Tor der Gäste aus Bayern regelrecht belagerten. Mangelhaft hingegen war die Chancenverwertung: Zwar erzielte Casey Borer in der 30. Minute das ersehnte 1:0, gemessen an den Chancen war das jedoch viel zu wenig.
Ebendas bekamen die Berliner im dritten Drittel zu spüren. Zwar konnte Kris Sparre in der 48. Minute auf 2:0 erhöhen, doch nur fünf Minuten später gelang den Gästen in weniger als einer Minute und ganz zur Freude der rund hundert mitgereisten Straubinger Fans der völlig überraschende Ausgleich. Am Ende hatten die Eisbären sogar Glück, dass sie sich, in Unterzahl geraten, gerade noch so in die Verlängerung retten konnten.
Nachdem diese torlos verstrichen war, ging es ins Penaltyschießen, das Mark Bell mit gleich zwei Treffern für die Gastgeber entscheiden und ihnen mit dem Endstand 3:2 so zumindest einen Extrapunkt sichern konnte. Trainer Tomlinson zeigte sich trotz des verschenkten dritten Punkts zufrieden mit der Leistung seines von Ausfällen geplagten Teams „Wir haben viele Schüsse blocken können, aber leider einen zu wenig“, sagte er. Man könnte auch sagen, sie haben ein Tor zu wenig geschossen.
Die Eisbären hängen damit weiter hinter den nach zuletzt drei Meistertiteln in Folge hohen Erwartungen hinterher und liegen abgeschlagen im Mittelfeld der Tabelle. Das macht die Situation für Tomlinson nicht eben einfacher, der erst zu Saisonbeginn den nach Salzburg gewechselten Don Jackson abgelöst hatte, unter dem das Team fünf Meistertitel holte.
Heute Abend beim Tabellenschlusslicht Düsseldorfer EG müssen die Eisbären auf jeden Fall punkten, weiß auch er: „Da gibt es überhaupt keine Ausrede.“ Düsseldorf ist jedoch dafür bekannt, in der Abwehr Beton anzurühren. Ohne die beiden Toptorschützen, den verletzten Julian Talbot und den nach dem Spiel gegen Straubing gesperrten Shawn Lalonde, könnte das letzte Spiel des Jahres zu einem echten Geduldspiel werden.
JAN TÖLVA