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Archiv-Artikel

Auf Douglas Mawsons Spuren

FORSCHUNG Der Vorgänger der Expedition: Eine Horrorreise im Eis

BERLIN taz | Es sollte eine Jubiläumstour in die Antarktis werden: Die „MV Akademik Schokalskiy“ war auf den Spuren des Polarforschers Douglas Mawson unterwegs und folgte dessen damals entdeckter Route. Das hätte eine Warnung sein können. Denn was dem australischen Geologen um die Jahreswende 1912/13 passierte, gilt als eine der schlimmsten Horrorfahrten der Forschungsgeschichte.

Douglas Mawson leitete zu Beginn des 20. Jahrhunderts die erste australische Antarktisexpedition. Sie währte drei Jahre lang. Sein Schiff „Aurora“ machte 1912 an der Küste des sechsten Kontinents fest. Man beschäftigte sich mit Temperaturmessungen. Alles schien in Ordnung für einen längeren Landausflug. Am 10. November 1912 verließen sie ihr Basiscamp. Mawson kämpfte sich mit zwei Kollegen durch Eis und Schnee nach Süden.

Der Weg war mühsam. Extreme Winde zwangen die Männer, tagelang im Zelt zu verbringen. Tiefschnee behinderte ihr Fortkommen. Am 14. Dezember, schon auf dem Rückweg, fiel einer der Begleiter, Belgrave Ninnis, in eine Gletscherspalte. Stundenlang riefen Mawson und sein Begleiter Xavier Mertz in die Höhle, doch kein Laut des Verunglückten drang zu ihnen.

Die Lage der beiden Expeditionäre war auch sonst dramatisch: Nahezu die gesamte Ausrüstung war in das Loch gefallen und verloren. Die Lebensmittel reichten nur für zehn Tage – und das 315 Meilen vom rettenden Schiff entfernt.

Mawson und Mertz marschierten nun zu zweit weiter, zurück nach Norden. Unterwegs aßen sie einen Schlittenhund nach dem anderen auf, selbst die Pfoten wurden gekocht und verspeist.

Doch am 1. Januar klagte Mertz über heftige Bauchschmerzen und Schwäche. Die Männer rasteten in ihrem Zelt. Am 7. Januar starb Mawsons letzter Begleiter in der Eiswüste.

Der 30-Jährige Australier schlug sich allein weiter durch. Völlig erschöpft erreichte er Anfang Februar seinen Ausgangspunkt. Die „Aurora“ war inzwischen abgefahren. Einige Männer eines Suchtrupps aber erwarteten ihn, das war seine Rettung. Doch erst nach einem weiteren polaren Winter konnte Douglas Mawson endlich die Antarktis verlassen. KLAUS HILLENBRAND