DIE EINE FRAGE : Da hilft nur noch Joschka
Bauernkalender oder Katastrophenfilm: Wie schaffen die Grünen 2014 ein Comeback?
Die Grünen – sie eröffnen in Schleswig-Holstein die Dithmarscher Kohltage, sie erleben in Nordrhein-Westfalen Hannelore Krafts harte Kohlelobbyarbeit live am Kabinettstisch mit, sie sichern in Hessen Arbeitsplätze am Frankfurter Flughafen, sie haben in Baden-Württemberg sogar erkämpft, dass die Tunnel von Stuttgart 21 nach Frauen benannt werden.
Es läuft grandios.
Wären da nicht die leidigen Bundes-Grünen. Beziehungsweise die leidigen Bürger. Die es einfach nicht einsehen wollen. Dabei zeigt doch gerade der Absturz von 25 über 20 und 13 auf 8,4 Prozent, wie richtig sie liegen. Und welche andere Partei würde aus dem maximal altruistischen Grund die Regierungsverantwortung verweigern: weil man es einfach nicht draufhat? Allenfalls noch die Linkspartei.
In der Sache bleibt es auch 2014 dabei, dass die Grünen recht haben. Das einzige Problem: Da sich die regierungsfixierten Politikjournalisten in Berlin nicht mehr für die Grünen interessieren, müssen subtile Wege beschritten werden, um Inhalte zu transportieren.
Wie schafft man ein Comeback? Fraktionen, Parteispitzen, Flügel, Koordinatoren, Partei- und Länderrat haben unabhängig voneinander Vorschläge erarbeitet.
1 – ARD-Spielfilm „Das Böse in uns“, Teil I: In geheimen Laboren auf der Schwäbischen Alb züchtet ein irrer grüner Ministerpräsident (Erwin Teufel) hirnmanipulierte Akademiker, die zu Hybrid-Mercedes fahrenden Biosteakopportunisten erzogen werden. Während Özdemir (Markus Lanz) tatenlos zusieht, will der idealistische Dr. Dadoni Hofreiter (Jürgen Trittin) dem Spuk ein Ende machen. Regie: Trittin, mit Sky Dumont als Trittin.
Teil II: Doch dann findet Dr. Dadoni (Fredl Fesl) eine grausame Wahrheit über seine Frisur heraus, die die Grünen bis über die nächste Wahl hinaus beschäftigt. Regie: Boris Palmer, mit Gernot Hassknecht als Trittin.
Teil III: In höchster Not lässt Katrin Göring-Eckardt (Angelina Jolie) Brot und Biobibeln einfliegen. Regie: Göring-Eckardt.
2 – Schleswig-holsteinischer Bauernkalender „Sexy Energiewendeminister 2014“: Mit Playmate des Jahres Janine Habeck als Habeck. Gaststar: Alexander Bonde.
3 – Programmkino: Ein von Politik und Gesellschaft desillusionierter Steuererhöher auf der Flucht plant in einem Mövenpick-Restaurant mit radikaloptimistischen Altmoralistinnen den Weltuntergang. Doch dann liest ihnen ein gütig-genialischer Kellner auf Altgriechisch die Leviten. Mit Jürgen Trittin (desillusionierter Steuererhöher), Simone Peter/Claudia Roth (Altmoralistinnen) und Winfried Kretschmann (gütiger Kellner). Regie: Rudi Hoogvliet.
4 – Komödie am Ku’damm: Helmut Hirsch, idealistischer SPD-Vorsitzender, wird während eines Praktikums im Wirtschafts- und Energieministerium in einen Zigarettenschmuggelskandal verstrickt, der ihn an seiner Partei zweifeln lässt. Das stellt auch seine intellektuelle Beziehung zur blonden Familienministerin auf eine harte Probe. Da lernt er durch einen Zufall Angelina Jolie kennen. Mit Sigmar Solbach (Hirsch), Edith Hancke (blonde Ministerin) und Katrin Göring-Eckardt (Angelina Jolie). Regie: Matthias Machnig.
5 – Katastrophenfilm: Ein ehemaliger grüner Vizebundeskanzler droht urplötzlich zum Vorbild des deutschen Volkes zu werden. Binnen Sekunden stemmt sich die Partei geeint gegen die Bedrohung. Mit Reinhard Bütikofer und Steffi Lemke als Joschka Fischer.
Die Vorschläge werden in einer Urwahlparty in Berlin-Kreuzberg abgestimmt. Billard-Eck, Nebenzimmer. Kommt alle! Mampe und Futschi nur 1 Euro. Rauchen strengstens erlaubt.
■ Peter Unfried ist taz-Chefreporter