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Archiv-Artikel

vor ort KATHARINA HEIMEIER über die ungewisse Zukunft des goldenen Dortmunder „U“

Das vierfach goldene „U“ auf dem Dach der ehemaligen Unions-Brauerei stiehlt dem Dortmunder Bahnhof in diesen Tagen die Schau. Ausländische Touristen lesen das „U“ als Abkürzung für Underground – und vermuten auf dem Gelände die Haupt-U-Bahnstation der Stadt. Doch ihr Weg zum ehemaligen Brauerei-Gelände ist vergebens: Der U-Turm steht seit 1994 leer.

Die Aufmerksamkeit, die das „U“ während der WM erregt, wünscht sich Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) auch für die Zeit danach. Der promovierte Kunsthistoriker träumt schon seit Jahren von einem Museum auf den bis zu 14.000 Quadratmetern Geschossfläche des U-Turms. Werke der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und zeitgenössische Kunst aus dem Museum am Ostwall sollen dann in dem früheren Kühlturm zu sehen sein. Ein passender Beitrag zum Start der europäischen Kulturhauptstadt Ruhrgebiet, findet der Oberbürgermeister. „Dass wir uns bei so einem Ereignis mit der neuen Nutzung einer industriellen Landmarke präsentieren wollen, liegt in der Natur der Sache“, sagte er noch im Jahr 2005.

Geschehen ist bisher nichts. Schuld daran sind nicht zuletzt die wechselnden Besitzverhältnisse. Offizieller Eigentümer ist der Getränkehersteller Brau und Brunnen AG, der mit seiner Hauptverwaltung auf das Brauerei-Gelände ziehen wollte. Inzwischen gehört Brau und Brunnen der Bielefelder Oetker-Gruppe, die kein Interesse an dem Dortmunder Wahrzeichen zeigt.

Die Dortmunder CDU will jetzt die Bürger gegen das Museum und die damit verbundene knapp 40 Millionen Euro teure Sanierung mobilisieren. Sie bereitet einen Ratsbürgerentscheid gegen die Nutzung des Turms als Museum vor. „Wir haben in Dortmund Museen: das Museum am Ostwall zum Beispiel. Da müssen wir in Zeiten knapper Kassen nicht den Kühlturm einer Brauerei zum Riesenmuseum umbauen“, sagt Manfred Jostes, Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion.

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Ernst Prüsse, hält den Weg der CDU über einen Ratsbürgerentscheid für schwierig: „Es ist problematisch, dass die CDU so ein Instrument zweckentfremdet, weil sie selbst keine Mehrheit im Rat hat.“ Seiner Meinung nach könne der U-Turm mit der Unterstützung des Landes saniert werden, schließlich sei dies der Dortmunder Beitrag zur Kulturhauptstadt. Diesen Weg aber habe die Dortmunder CDU verbaut. „Die haben vehement auf die Landtagsfraktion eingewirkt, in ihrem Sinne keine Fördermittel zu genehmigen.“

Die Stadt Dortmund zeigt sich zurzeit ratlos, wie es um die Zukunft des Wahrzeichens steht. „Da kann man trefflich drüber spekulieren, aber klar ist noch nichts“, sagt Stadtsprecher Hans-Joachim Skupsch.

Geht es nach der CDU, soll der Turm weiter leerstehen. Ein Anstrich reicht: „Der Turm muss einfach nur von außen auf Vordermann gebracht werden“, sagt CDU-Mann Jostes. Für die SPD hängt an der Sanierung die Zukunft der gesamten Umgebung, die durch ein Museum aufgewertet werde. Prüsse: „Brachflächen haben wir genug in Dortmund.“