: Nur die Liebe bleibt
Überlegungen zum Zustand der Gefühle, angesichts von Religionshype, Hasspredigern wie Houellebecq und betäubenden Kondomen – nebst der Frage, warum der Sex trotz Aufklärung noch immer eine schwache Stelle ist
VON RALF BÖNT
Ein wahrer Führer, so lehrt es die Unternehmensberatung McKinsey seinen angehenden höheren Angestellten, muss in der Lage sein, für seine Gefolgschaft die Realität zu definieren. Im 16. Jahrhundert glaubte der Domherr zu Frauenburg, Nikolaus Kopernikus, dass ihm dies nicht gelingen würde. Er hielt deswegen seine Schrift „De revolutionibus orbium coelestium“ genauso geheim wie das Konkubinat mit seiner Haushälterin Anna Schillings. Erst auf dem Sterbebett gab er den Überredungskünsten seiner Mitarbeiter nach und stimmte dem Druck des Buches zu, das anstelle der Erde die Sonne im Mittelpunkt unseres Planetensystems sah. Weil der Mensch damit nicht mehr im Zentrum des Universums stand, bezeichnete Sigmund Freud dies später als erste der drei großen Kränkungen des Menschen, gefolgt von Darwins Theorie des evolutionären Zufalls und seiner eigenen der unterbewussten Triebe. Ob Kopernikus sein Buch noch selbst gesehen hat oder ob es am Tag nach seinem Tod eintraf, ist heute nicht genau bekannt. Mag das Glück der Erkenntnis und die Liebe zu und von Anna Schillings ihm genug gewesen sein.
Das Schicksal seines wohl berühmtesten Verfechters gab Kopernikus zudem nachträglich Recht: Giordano Bruno, als flammköpfiger Antihierarchiker jahrzehntelang auf der Flucht vor der Inquisition durch Europa, wurde 1600 auf dem Campo dei Fiori wegen seiner Begeisterung für Kontinuum und Unendlichkeit als Ketzer lebendig verbrannt. Die päpstliche Inquisition hatte ihn dafür der weltlichen Stadtpolizei übergeben, und die Moderne wollte noch lange nicht anfangen. Heute gehört es zu den Sehnsüchten vieler Nordeuropäer, mal wieder einen Abend auf diesem Platz in Rom zu verbringen, um sich dort vom Gefühl überwältigen zu lassen, Italiener lebten mit einer Zigarette in der Hand und der Passion in den Augen anders als wir, irgendwie besser. Das Denkmal Giordano Brunos in der Mitte des Platzes und der Petersdom in Sichtweite sorgen dabei für eine ambivalente Erregung. Aber auch wenn die Sympathien fraglos Kopernikus und Bruno sowie ihren Nachfolgern Kepler, Newton, Faraday und Einstein gehören, hat man mit der Gewöhnung an den wissenschaftlichen Fortschritt heute das Gefühl, dass die endgültige Befreiung des Menschen, von der Bruno und so viele schon träumten, die Befreiung durch Wissen, doch nicht stattfinden wird. Religion hat überall Rückenwind. Politische Eliten offener Gesellschaften und fundamentalistische Terroristen berufen sich zunehmend auf ihren Glauben, um wie eh und je Macht aus dem Nichts oder dem Himmel herzuleiten. Sogar die Geschlechterdebatte scheint nach einem Jahrzehnt des Stillstandes heute rückwärts zu laufen. Dabei fand die eigentliche Wende nach Kopernikus bis heute nicht statt.
Die Erde dreht sich nämlich gar nicht um die Sonne. Vielmehr drehen sich beide um den Mittelpunkt ihrer zusammengenommenen Massen. Gerade wie zwei Kinder sich auf der Spielplatzschaukel die Waage halten, in dem das schwerere zur Mitte rückt, liegt im Falle von Sonne und Erde dieser Punkt näher bei der Sonne und sogar in ihr. Wie sich die schaukelnden Kinder in der Erdanziehung tarieren, gleichen Erde und Sonne Fliehkräfte und gegenseitige Anziehung in ihren Flugbahnen so genau aus. Das ist ein Spiel, in dem man die Schönheit der Natur erkennt, und entsprechend weit trägt das Bild.
Auch Erde und Mond verhalten sich übrigens so, hier liegt der Gewichtsmittelpunkt in der Erde, aber nicht auf ihrem eigenen Mittelpunkt und die Rotation der Erde um diesen exzentrischen Mittelpunkt führt zur zweiten Flut des Tages. In keinem Fall kann man aber sagen, ein Körper kreise um den anderen still stehenden, denn beide kreisen nur um dieses gemeinsame Zentrum und so umeinander. Allerdings wird die Beschreibung des Sonnensystems einfach, wenn man diesen Einfluss der Monde auf Planeten oder der Planeten auf die Sonne weglässt. Aber auch dann ist es nicht richtiger, sondern nur simpler, davon zu sprechen, die Sonne und nicht die Erde ruhe in der Mitte. Und so definiert man Realität: Indem man die Welt nicht nur kleiner macht, sondern eine willkürliche Auszeichnung der Mitte vornimmt und sie dann gegen unerwünschte Einflüsse von außen abschließt. Dann finden sich alle besser zurecht und im Fall des Sonnensystems ist das okay, wie auch der Papst heute weiß. Im Streit um Deutungshoheiten bei weniger übersichtlichen Themen spielen Argumente aber oft gar keine Rolle, es kommt nur auf Stimmungen und die Besetzung von Positionen an. Denn Macht ist die Droge der Ängstlichen, egal ob man sich durch Bemächtigung beruhigt oder durch Unterwerfung. Und mehr Angst als vor dem Himmel hat der Mensch offenbar nur noch vor der Liebe.
Das Todesurteil gegen Bruno wurde von Papst Johannes Paul II. am 12. März 2000 im Rahmen eines Gottesdienstes zum „Tag der Vergebung“ zwar öffentlich bereut. Aber auch 400 Jahre, also 12 bis 16 Generationen nach der Verbrennung Brunos ist die katholische Kirche mit ihren absurden Vorschriften zur irdischen Liebe noch ein vitales Beispiel der Machtausübung im Staate der Ausblender. Papst und Gläubige sind dabei voneinander gleichrangig abhängig. Besonders augenfällig wurde das im letzten Jahr, als Kardinalprotodiakon Estévez auf dem Mittelbalkon des Petersdoms die traditionelle Formel „Annuntio vobis gaudium magnum, habemus Papam“ sprach. Noch bevor der Name des neuen Papstes genannt wurde, brach das wartende Volk der Gläubigen in den ekstatischen Jubel der Erlösung aus: Man wollte beherrscht werden, egal von wem. Ratzingers Name musste von den Tontechnikern der Fernsehstationen aus dem kollektiven Aufschrei gefiltert werden, was noch gerade so gelang. Nähme man das alles ernst, der Kirchenbus steuerte mit einem überdimensionierten Rückspiegel anstelle der Windschutzscheibe durchs Gebirge. Fahrer und Gefahrene halten sich gegenseitig in Schach, und Gottes Wille, wenn’s schief geht! Aber ganz so schlimm kommt es selten. Die Liebesregeln der Kirche werden schließlich nirgends befolgt, weder früher vom Domherr Kopernikus noch heute in den Klöstern oder Armenvierteln der Welt. Die Liebe ist nämlich stärker.
Oder erzählen uns nicht seit Platons Geschichte von den doppeltgeschlechtlichen Kugelmenschen alle Schriftsteller, Philosophen und alten Leute, also jene, die es wissen müssen, dass nur die Liebe zählt und nur sie bleibt von einem Leben? Nur weshalb ängstigt sie uns so? In Orhan Pamuks Roman „Schnee“ erklärt ein Gläubiger sehr schlicht, wie wichtig das Kopftuch für die Frau ist, um vor der Impulsivität des männlichen Begehrens geschützt zu sein. Tatsächlich fürchtet sich der Mann vor der Frau oder seiner Begierde nach ihr und begründet so deren Unterdrückung. Das gilt offenbar universell. Klaus Theweleit hatte bei den Nationalsozialisten eine ausgeprägte Angst vor der Frau ausgemacht. Seit je werden Genitalien bei Mann und Frau beschnitten, die widersprüchlichen religiösen Erklärungen und die verwendeten Praktiken sind dabei gerade so vielfältig wie die sexuellen, kultiviert und positiv notiert wird der Sex jedoch kaum. Im Gegenteil, auch in liberalen Gesellschaften oder Gesellschaftsteilen reiht sich eine aktuelle Mode in diese Geschichte: Kondome sind heute innen häufig mit dem Betäubungsmittel Benzocaine beschichtet. Je fetter gefühlsecht auf der Packung steht, desto mehr Betäubungsmittel ist oft drin. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wusste auf Nachfrage darüber nichts, aber im Internet blühen die Diskussionen der vielen Angeber, die vor lauter Potenz kaum gehen, geschweige denn denken können, und wenigen Abwinker in den Foren. Größer dürfte die Zahl derer sein, die von ihrer Betäubung buchstäblich nichts wissen, ganz wie die Sternengucker vor Kopernikus nichts von ihrer irren Geschwindigkeit im Sonnensystem wussten oder wir heute nicht wissen, woher wohl die Flut kommt. Der Einsatz von Benzocaine wird dabei mit der Verlangsamung des Mannes begründet und dem entsprechende Lustgewinn für die Frau. Dabei ist schwer vorstellbar, wieso man betäubt besser lieben sollte. Vermutlich wäre die richtige Relativbewegung einfacher und schöner. Aber will man vielleicht gar nicht? Will man lieber die Sonne sein oder der Papst? Wie blöd! Beide nämlich sind einsam.
Vom Kopftuch bis zum Kondom ist der Wunsch nach Reinheit treibende Kraft. Die Gemeinsamkeit des Fanatikers mit dem Betäubungskondom und Pamuks selbstsicheren Helden liegt in der Angst des Mannes vor dem eigenen Eros, das er folgerichtig überhöht. Das hatte schon bei Max Frisch bestens funktioniert: Seinem „Homo Faber“ konstruierte er erst eine passende Handlung, denn er verliebt sich auf der Welt ausgerechnet in seine Tochter, sodass seine Liebe schon eh reine Schuld ist. So kommt er dem Zeitgeist zuvor. Doch damit nicht genug, nachdem Sabeth am Strand von einer Schlange gebissen wurde, eilt er ihr zu Hilfe, nackt aus dem Wasser kommend. Sie sieht sein Geschlecht, und, obwohl sie schon ein Paar sind, erschrickt sie, macht einen Schritt zurück und stürzt, wie sich später herausstellt, mit dem Hinterkopf auf einen Stein. Nicht am Schlangenbiss stirbt sie trotz seines heroischen, blutigen Barfußlaufes zum Krankenhaus, sondern an einer übersehenen Hirnblutung. Die Message: Seine Hässlichkeit tötet, da hilft kein Opfer. Verzeihung, aber ist das vielleicht eine Machtfantasie, die – wie es sich gehört – auf einem Unterlegenheitsgefühl gebaut ist? Bei seinem eigenen Tod, mit dem das Buch endet, weiß Faber jedenfalls alles Mitleid auf seiner Seite, denn so unsympathisch war er uns mit seiner spannenden Geschichte, der subtil selbstdissonanten Stimme und insgesamt mit diesem Eros des Großen, ja, des Großartigen gar nicht. Nur, dass die reine Wahrheit ein wenig anders ausschaut: Ganz bieder und klein und leer ist der Erfolg, der die ausschließliche Lebensperspektive fürs Männliche ist. „Homo Faber“ ist mit über fünf Millionen Exemplaren das bestverkaufte Buch des Suhrkamp Verlages.
Während zuvor Ingeborg Bachmann beschrieben hat, wie man im Leben eines anderen nicht Platz zu nehmen weiß, und Marlene Streeruwitz die Leerstelle kartografierte, hat der noch immer zum Skandalautor stilisierte Franzose Michel Houellebecq die Verneinung heute konsequent weiterentwickelt. Konnte Frisch noch von einem Augenpaar bewegt sein, schreibt Houellebecq humorlos und abfällig über alternde Schamlippen. Überhaupt betreibt er von der Sprache über seine Romancharaktere zum persönlichen Auftreten einen Kult des Lieblosen, der seinesgleichen sucht. Dazu ist überall Sexsucht, wo es sonst noch um Liebe ging. Sozusagen der Anti-Nabokov. Was für ein Abstieg! Selbst Houellebecqs Argumentationen sind meistens Unfug. Schon die erste These, die man vor einigen Jahren hörte, im Liebesleben gehe es heute zu wie im Supermarkt, ist so einfach wie falsch. Liebesglück hat mit Äußerlichkeiten, zumal wie Houellebecq sie zelebriert, so viel zu tun wie Klima mit Mentalität: gar nichts. Hat etwa Claudia Schiffer das größere Liebesglück oder die toll aussehende und meist gut gelaunte Fleischverkäuferin in meinem Supermarkt? Mein ebenfalls stets freundlicher Postbote, der nicht gerade Fotomodell im Nebenberuf ist, oder Mickey Rourke oder Roy Makaay oder Gérard Depardieu oder Charlie Chaplin oder die immer am Existenzminimum krepelnden Gastwirte meiner Lieblingskneipe in Brandenburg?
Die Liebe und ihr angeschlossen die Sexualität unterwerfen sich gerade nicht dem Markt oder der bürgerlichen Moral oder einer anderen Ideologie. Nicht mal dort, wo der Markt herrscht, in der nächtlichen Fernsehsexwerbung, ist Erfolg auf die primitive Houellebecq’sche Erfolgsformel zu bringen. Die Liebe geht immer ihre eigenen unverständlichen Wege: Das genau ist wohl der Grund, warum jede Ideologie im Kern versucht, sich den Sex zu unterwerfen. Und warum sie grundsätzlich scheitert. Und warum man sie schwer fürs eigene Versagen in der Liebe verantwortlich machen kann.
Interessant ist deshalb nicht Houellebecq, sondern seine derzeitige Wirkung. Hunderttausende Leser und dutzende männliche Feuilletonisten liegen ihm zu Füßen. Man müsse diesen Stilist der Stillosigkeit mit anderen Maßstäben messen, er gehe an die Grenzen der Logik und ähnlich klingt es. Ein Höhepunkt des Missverständnisses war erreicht, als manche noch im Umzug des Autors nach Irland einen tiefgründenden rebellischen Akt gegen Frankreich entdecken wollten, wo es sich um einen banalen Steuertrick handelte. Deutlicher ging’s nicht: Der Franzose ist wahrlich jemand, der seiner Gefolgschaft die Realität definiert. Aber offenbar formuliert er auch das Unterlegenheitsgefühl einer Mehrheit, das, sollte es eingebildet sein, nur umso mehr Sprengkraft besäße.
Vielleicht ist die Angst des Mannes vor seinem Eros heute ja auch größer denn je. Abgesehen davon, dass er den Feminismus meist als Angriff missverstanden und nicht als das Angebot begriffen hat, das er ist, setzte ihm die Zivilisation schwer zu: Galt die männliche Potenz einst als Quelle von Leben und Reichtum und wurde im Kunsthandwerk gern entsprechend dargestellt, so wird sie in reichen Zivilisationen oft vordergründig mit Kinderreichtum, also Armut, und gar mit Infektionsgefahr gleichgesetzt. Schmutzig fühlt sich der Mann heute. Einer der Witze beim Bier geht so: Wieso sehen Frauen die Pornos immer bis zum Ende an? Antwort: Weil sie glauben, am Ende würde geheiratet! Hahahah! – Erzählt man sich so etwas mit einem gesunden Verhältnis zur eigenen Person, oder kläfft hier ein vergessener Zweithund an der Leine? Kein Wunder, dass er keine Offerten erhält. Selbstbewusstsein eines Sympathischen sieht anders aus. Einig war man sich aber längst, den männlichen Körper zwischen wechselnden Vorwürfen von Hypochondrie und Gefühllosigkeit zu negieren, und nun kann man einem Bauernfänger oder Hassprediger wie Houellebecq nicht widerstehen: Hässlich, faul, selbstverliebt bis blasiert, jenseits aller Angst bildet er die ideale Projektionsfläche für Unangenehmes. Aber war nicht die Gleichgültigkeit noch vor dem Zynismus die erste Sünde des aufgeklärten Menschen?
Dabei ist das Rätsel der Liebe viel größer. Was die Franzosen „den kleinen Tod“ nennen, ist schließlich Hingabe und Erlösung und jedem religiösen Erlebnis wie dem Verstand komplett überlegen. Und das ist es, was man auf dem Campo dei Fiori spürt: die Vergänglichkeit und die ambivalente Lust an ihr. Hatte Freud noch die Triebe des Ichs als Thanatos von denen des Eros trennen wollen, um dann zu erkennen, dass sie sich zwischen Objekt und Subjekt permanent projizieren, so stellte Tom Kirkwood zuletzt die These auf, dass eine spezielle Ökonomie der Natur die Fortpflanzung in den Mittelpunkt stellt. Die Theorie vom Wegwerf-Soma sieht die Funktion des Individuums mit dem Kinderkriegen schon fast, mit dem Großziehen der Kinder dann ganz erfüllt. „To have real sex“, nennen das manche, „not just for fun.“ Logisch eigentlich, dass dies nicht angstfrei vonstatten geht: „Nur nicht mit der Eisblume im Herzen zurückbleiben“, schreibt Paul Nizon, der in singulärer Weise die Liebe des Mannes erfindet und ihn als fühlendes Wesen restauriert. So kompliziert ist das Spiel mit der eigenen Transzendenz halt.
Aber sich deshalb betäuben und beschneiden, sei es mit dem Skalpell, sei es mit der Fixierung aufs Materielle wie bei Houellebecq oder seelisch mit ideologischen Verboten aller Art? All das vorenthält uns einander, kann keines Gottes Wille gewesen sein und führt immer in die Sackgasse. Auf der Reinheit thront Thanatos, Verletzungen der religiösen oder weltlichen Vorschriften führen täglich zu Gewalt, sie setzen die im Verbot akkumulierten Energien frei. Umgekehrt wird Krieg seit je mit der gezielten Verletzung der sexuellen Ehrbarkeit, mit der Zerstörung der sexuellen Identität geführt, zuletzt in Abu Ghraib.
Bei aller Aufgeklärtheit ist der Sex für uns noch immer das Blatt auf Siegfrieds Schulter beim Bade im Drachenblut. Auf dem Weg zum Liebesglück gibt es daher viel Kampf und wenig Kultur. Dabei machte es uns, das spüren wir, in der Ungleichheit doch gleich, und wer es erlebte, wäre wohl frei. Vielleicht müsste man dazu einander hingegeben sein wie die behäbige, majestätische, langsame Erde und der kleine, flinke, grinsende Mond, die schwerelos ihre gemeinsame Mitte und einander in einem turbulenten Universum umkreisen: Wie modern! – Aber, ach, derzeit mangelt es vor allem an richtigen Kerlen, die sich als liebende Wesen verstehen könnten, und die Moderne, sie schwächelt eben mal wieder. Deshalb klingt die Soziologin Dagmar Herzog so überzeugend, wenn sie erneutes Unbehagen in der Kultur diagnostiziert und feststellt, was heute wieder viel eher Realität ist: Make war, not love.
Ralf Bönt, geboren 1964, ist Schriftsteller und lebt in Berlin. Zuletzt erschien von ihm der Erzählungsband „Berliner Stille“ (Wallstein Verlag)