Wochenübersicht : Meike Jansen hört auf den Sound der Stadt
Die Stadt kocht. Vielleicht nicht mehr vor emotionaler Überhitzung, dafür treibt die Hitze alles aus den Poren. Zeit für eine Clubnacht am Wasser, die nicht wirklich vor drei Uhr beginnt – dann, wenn die Stadt am kühlsten ist. Wobei das Team Ricardo Villalobos und Richard Hawtin wenig Milde verspricht. Denn ihr Techno ist alles andere als plump, eher reduziert und extrem verspielt zugleich, stark mit Genrefremdem durchzogen. Immer wieder taucht, etwa mit den Spuren arabischer Musik, ein politisches Bewusstsein auf. Oder beide schalten einfach mal auf Drumcomputer und Sampler um und mucken selbst. Wer sich zuvor schon aus dem wohl temperiertem Heim traut um sich wortwörtlich auf das „Spiel der Herzen“ einzustimmen, sollte sich zu Christian von Borries neustem Experiment anmelden (globalisierung@raumtaktik.de) Mit „We make the world“ macht der Dirigent und Produzent im Fanshop der Globalisierung Station. Dort kann jedeR mitmachen, aber niemand nur dem Chor beim Vortragen von Nationalhymnen, Fußballgesängen und Marketingbezogenem lauschen. Kurz: Das Publikum ist Protagonist und feiern sich selbst. Danach wird dort den Fangesängen aus Stuttgart gelauscht. Anschließend ist in der Volksbühne bei Jan Jelineks „Kosmischem Pitch“ Entspannen angesagt. Mit dem Schlagzeuger Hanno Leichtmann und Laptop-Kollegen Andrew Pekler wird Jelinek mittels Loops und Schichtungen den luftigen Schwingungen der Avantgarde der 70er nachspüren. Musik, wie die Amon Düüls, findet sich aber nur assoziativ wieder, geht es doch viel mehr um die Auflösung formaler Zwänge. Und darum die Qualitäten der herauszustellen, die noch heute als Schimpfwort dienen: Tangerine Dream. Übrigens auch für Ricardo Villalobos waren sie prägend. Also: auf in die Nacht, weiter im Loop.