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Archiv-Artikel

Sonntag in Bremen Beck‘s, Klaben und die Freundin

Am Sonntag wird der 50. Todestag des Bremen-Liebhabers und Dichters Gottfried Benn begangen

taz: Wie kam Gottfried Benn eigentlich nach Bremen?

Joachim Dyck, Benn-Biograph und Vorsitzender der Gottfried Benn Gesellschaft: Er war freundschaftlich verbunden mit dem Bremer Kaufmann Friedrich Wilhelm Oelze. Seit 1932 gab es einen Briefverkehr zwischen den beiden, der das ganze Leben lang gehalten hat. Ich bin der Überzeugung, dass sich Benn ohne Oelze eines Tages sein Leben genommen hätte. Benn hat es aber immer vermieden, nach Bremen zu kommen. Erst 1951 kommt Benn, anlässlich einer Lesung.

Warum so spät?

Es gab keine besondere Attraktion für ihn in Bremen. Benn war wenig reisefreudig. Später hat er jedoch eine neue Freundin in Bremen. Oelze dient dabei als Feigenblatt, damit Benn Bremen besuchen kann, ohne das seine Frau weiß, warum.

Es lag also nicht an Bremen?

Ganz im Gegenteil! Benn hat Bremen hoch gelobt. „Bremen ist eine wunderbare Stadt“, heißt es an einer Stelle, „vielleicht ziehe ich mal für zwei Monate da hin“. Er achtete den „gesellschaftlichen Glanz und die Weltläufigkeit des Bremer Bürgertums“. Und er wusste auch die Annehmlichkeiten durch Beck‘s und Klaben aus dem Café Jacobs zu schätzen.

Wie findet sich Bremen in Benns Werk wieder?

In Gedichten. Die meisten handeln aber weniger von der Stadt selbst als von der Gegend. Auch Olezes Villa in Oberneuland ist ein Gedicht gewidmet: „Das Haus in Bremen, das ich nun wirklich sah/ bisher ein Schemen, mir nur im Geiste nah/ das wird nun dauern in steter Wiederkehr/ die weißen Mauern, die Bäume alt und schwer.“

Fragen: Jan Zier