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Archiv-Artikel

„Ich habe auch in einer Garage angefangen“

Der 37-jährige Siebdrucker Rainer Schnell über den T-Shirt-Markt. Er betreibt einen Großhandel für Druckmaschinen und einen „Print & Go“-Laden

taz: Herr Schnell, ist Berlin T-Shirt-Hauptstadt?

Rainer Schnell: Ganz eindeutig. Ich beliefere deutschlandweit etwa 400 Siebdruckereien mit Material und Farbe. An meinen Berliner Kunden sehe ich, wie schnell der Textildruckmarkt besonders hier wächst: Neben den etwa 20 offiziell eingetragenen Betrieben existieren inzwischen bestimmt 120 Kleinstunternehmer. Ich selbst habe in einer Garage angefangen, jetzt sind wir ein mittelständischer Betrieb mit zehn Leuten und einer Million Euro Umsatz im Jahr.

Lohnt sich Siebdruck denn überhaupt noch, inzwischen gibt es doch bestimmt längst digitale Verfahren für den Textildruck?

Bisher ist der Siebdruck immer noch hochwertiger und schneller als alle Digitalfarben: Man kann in rasender Geschwindigkeit hohe Auflagen produzieren, bis zu 600 Teile pro Stunde in acht Farben und mehr. Hochwertiger ist nur die Stickerei. Auch Marktriesen wie Nike oder Adidas vertrauen auf Siebdruck, die lassen sich bei jeder neuen Kollektion von unserer Partnerfirma in den USA beraten.

Sie beraten den großen Sportartikelhersteller Nike?!

Ja, wir beraten auch Firmen wie Trigema oder eine ägyptische Firma, die für Walt Disney produziert. Die kreativen Ideen haben sie; wir sagen, was technisch möglich ist. Es fing damit an, dass wir junge regionale Modelabels wie Irie Daily oder Nastrovje Potsdam bei Farben, Material und Druck beraten haben. Die produzierten damals noch im Hinterzimmer, heute sind beide millionenschwere Labels.

In Ihrem Laden „rutland – handprint“ in der Veteranenstraße bieten Sie T-Shirts nach Wunsch an: Der Kunde kommt mit dem Motiv und Sie drucken. Wer kommt denn so zu Ihnen?

Abiklassen, Leute, die ein Geburtstagsgeschenk suchen, Barbesitzer. Und Touristen: Eine amerikanische Reisegruppe wollte kurz vor ihrem Heimflug noch ein „Germany 2006“- T-Shirt mit nach Hause nehmen. So etwas können wir dank unseres Partnerbetriebs im Hinterzimmer schnell anfertigen. Noch schneller geht „Print and Go“: Der Kunde wählt ein T-Shirt und ein vorhandenes Motiv aus unserem Laden und lässt es direkt zum Mitnehmen aufdrucken. Dieses Modell kommt super an, der Laden brummt.

Wenn T-Shirts bedrucken so einfach geht, könnte es jeder doch einfach zu Hause machen, oder?

Wenn man handwerklich interessiert ist und ein bisschen Geld investieren kann, ist das Selbstdrucken natürlich am schönsten. Bei uns im Laden kann man fertig bespannte und beschichtete Siebe, Rakeln und Farben kaufen. Eine primitive Ausrüstung kann man ab 150 Euro bekommen, um einigermaßen professionell zu arbeiten, muss man rund 6.000 Euro hinlegen. Das Schöne am Siebdruck ist, dass er universell einsetzbar ist. Für Einzelstücke und Großauflagen, T-Shirts, Unterwäsche oder Sofakissen. Jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten kreativ sein. In Zukunft wollen wir T-Shirt-Wettbewerbe veranstalten, genug Potenzial bietet Berlin allemal.Interview: NINA APIN