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Archiv-Artikel

Die Welt ist schlecht, das Leben ist schön

STIMME DER JUGEND Andreas Dorau war 15, als er „Fred vom Jupiter“ schrieb. Im Bi Nuu spielten Dorau und Gäste die Hits, die er seitdem aufgenommen hat. Der Mann mit dem Scheitel feierte seinen 50. Geburtstag

Was ist das für ein Land, in dem ein Mann wie Andreas Dorau kein Star ist?

VON ULRICH GUTMAIR

Fred vom Jupiter,

Fred vom Jupiter,

Der Traum aller Frau’n,

Du machst mich schwach.

Fred vom Jupiter,

Fred vom Jupiter,

Bleib für immer hier,

Geh doch nicht fort!

Was für ein Lied über den attraktiven Außerirdischen mit dem goldnen Haar und dem scharfen Blick, der die Frauen verrückt macht! Was für eine simple Melodie, was für ein moderner Sound! Hast du das gehört, Steffi? Mach mal lauter, Michael.

Wie viele Dreizehnjährige waren das wohl, die elektrisiert vor dem elterlichen Küchenradio saßen, als sie 1981 zum ersten Mal „Fred vom Jupiter“ hörten, gesungen von den engelsgleichen Marinas? Einige von ihnen sind am Samstag zur großen Geburtstagsgala für und mit Andreas Dorau ins Bi Nuu gekommen, um zuzuhören und mitzusingen und den Mann zu würdigen, der seitdem nicht aufgehört hat, immer wieder neue deutsche Popsongs zu schreiben.

Das Bi Nuu ist jedenfalls voll, von vorn bis hinten, der Altersdurchschnitt liegt bei 43. Wer zu spät kommt und keine Lust hat, ganz hinten zu stehen, lungert in der Fanmeile vor der Bar herum, wo es Platten von Dorau (eben sind die größten Hits wieder veröffentlicht worden, ein neues Album gibt es auch) und seinen Gratulanten zu kaufen gibt, die nacheinander mit und ohne Dorau auf der Bühne stehen, um seine Songs zu spielen: Justus Köhnke, Maurice Summen, Stereo Total und andere. Auf einer Leinwand kann man sehen, was auf der Bühne vor sich geht, wo Andreas Dorau auch mit 50 eine unzerstörbare Aura von Jugendlichkeit umgibt. „Das Telefon sagt du“ ist öfter zu hören, die neue Single „Flaschenpfand“, Wolfgang Müller singt natürlich das Lied von der Blaumeise Yvonne. Wobei singen zu viel gesagt ist, was aber niemand stört, irgendwie kann hier fast keiner richtig singen, auf die Haltung kommt es an. Hier feiert irgendwie auch Punk in Deutschland Geburtstag.

15 Jahre alt war der Sohn eines protestantischen Pfarrers, als er im Rahmen einer Schul-AG „Fred vom Jupiter“ schrieb. Als Single veröffentlicht wurde es auf dem Düsseldorfer Label Atatak, wo damals einige der wichtigsten Alben neuer deutscher Popmusik erschienen. Zum Beispiel vom Plan, der sich sensationellerweise ebenfalls auf die Bühne begibt und eine weitere Fassung von „Fred vom Jupiter“ vorträgt, wozu sich Sänger Moritz Reichelt eine Dorau-Maske vors Gesicht hält, während er „Andreas Dorau ist ’ne coole Sau!“ singt und schließlich die Marinas auf die Bühne holt, die ebenfalls neue, dem Anlass angemessene Zeilen singen, die aber im Gewühl verloren gehen und deswegen hier nicht dokumentiert werden können. Am Ende tritt Dorau noch mal selber auf mit einigen seiner Hits im Halbplayback, was super ist, weil man da hören kann, wie sexy auch die knackigen Basslines von Dorau sind. Bei „Girls in Love“ ist es so weit. Steffi und Michael flippen aus.