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Archiv-Artikel

WAS BISHER GESCHAH (7) Merkwürdige Ungleichheit

Get yourself connected“, diesem Appell folgten rund hundert Filmemacherinnen und Festivalleiterinnen, um Strategien gegen die merkwürdige Ungleichbehandlung der weiblichen Kreativen und die Ungleichverteilung von Filmfördermitteln zu diskutieren. Wie schon im letzten Jahr setzte das Treffen die zunehmenden Impulse zur besseren Vernetzung der Filmfrauen fort. Die Lage ist in fast allen entwickelten Film- und Medienkulturen ähnlich: Fast 40 Prozent des diplomierten Nachwuchses der Filmhochschulen sind Frauen. Mit ihren Abschlussfilmen halten sie bei Festivalplatzierungen und Preisgewinnen noch locker mit, aber danach verschwinden viele von ihnen von der Bildfläche.

So recht weiß niemand, warum, denn am mangelnden Talent kann es nicht liegen. Peinlich, dass bislang nur Schweden, die Niederlande und Kroatien in Europa und das Sundance Institute in den USA dem Missstand auf den Grund gehen wollen. „We need data“, dieses Mantra der filmschaffenden Frauen muss wohl noch lauter wiederholt werden, bis öffentliche Institutionen, die der Gleichstellung verpflichtet sein sollten, Studien zu finanzieren bereit sind.

Die bosnische Regisseurin und Berlinale-Gewinnerin von 2006, Jasmila Zbanic, machte deutlich, dass die Unterrepräsentation nicht einfach nur ein Jobproblem für Frauen im prekären Filmbusiness darstellt, indem sie auf die überholten, repressiven Frauenbilder des Weltkinos hinwies. Die New Yorker Bloggerin Melissa Silverstein (www.womeninhollywood.com) brachte auf den Punkt, dass die männliche Festung Hollywood nur sechs Prozent ihrer 250 Filme starken Jahresproduktion Regisseurinnen anvertraut und die für den Oscar zuständige Academy in ihrer langen Geschichte nicht einmal ein halbes Dutzend Regisseurinnen nominierte. Frauen in Leitungsfunktionen fördern nicht selbstverständlich andere Frauen. Die alte feministische Forderung nach paritätischen Fördergremien ist in vielen Ländern Wirklichkeit geworden, ohne dass sich der Status der kreativen Frauen geändert hätte. Bestes Beispiel bei „Get yourself connected“: Die seit 2012 amtierende Chefin des mächtigen deutschen DFFF-Fonds, Cornelia Hammelmann, zeigte sich überrumpelt von der Frage, wie sie sich die Abwesenheit von Regisseurinnen in ihrer Statistik erkläre. Es fehle halt an „Research“.

Den berechtigten Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatte bei dem Treffen den spröden Charme einer Unterausschusssitzung, die sich müht, in zähen langen englischen Redebeiträgen die Mechanik der Lobbyarbeit zu demonstrieren. Manchmal hätte ich mir die Kraft und Wut eines Manifestes gewünscht. Aber offensichtlich holen die Frauen auf, was die männlich dominierte Filmbranche schon lange beherrscht. CLAUDIA LENSSEN