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Archiv-Artikel

Debakel jetzt schriftlich

ELBPHILHARMONIE Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses sieht die Schuld für Verteuerungen und Verzögerungen bei Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Projektleiter Hartmut Wegener

Immer höher

Der städtische Anteil der Elbphilharmonie-Kosten stieg seit Baubeginn kontinuierlich. Grund sind unvollständige Verträge, Nachforderungen von Hochtief sowie Zusatzwünsche der Stadt.

■ 2005 begrenzten Senat und Bürgerschaft aufgrund einer Machbarkeitsstudie den städtischen Anteil auf 77 Millionen Euro.

■ 2006 stieg er auf 114 Millionen Euro.

■ 2008 betrugen die öffentlichen Kosten 323 Millionen Euro.

■ 2011 kostete das Haus die Stadt schon 351 Millionen Euro.

■ 2012 gab es einen „Globalpauschalfestpreis“ von 575 städtischen Millionen Euro.

■ 2013 wurde bekannt, dass der Steuerzahler 789 Millionen Euro berappt.

Nach drei Jahren haben die Mitglieder des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) zur Elbphilharmonie am Samstag ihre Beratungen zum Abschlussbericht beendet. „Der Bericht offenbart ein schonungsloses Bild, was alles falsch gelaufen ist“, sagte der Vorsitzende, Ole Thorben Buschhüter (SPD). Auf 724 Seiten wird detailliert aufgelistet, wie es zu den Kostenexplosionen und Bauverzögerungen bei dem Prestigeprojekt kommen konnte. Demnach sind unfertige Pläne, mangelnde Kontrolle vonseiten der Politik und ein Chaos auf der Baustelle schuld an dem Elbphilharmonie-Debakel.

Erstmals nennt der Bericht, der die Vorgänge bis Ende 2008 untersucht, auch die Namen der Verantwortlichen. Demnach wollten alle Beteiligten das Konzerthaus unbedingt bauen, ohne den Steuerzahlern die wahren Kosten zu präsentieren – die mittlerweile bei knapp 800 Millionen Euro liegen, zehnmal mehr als ursprünglich geplant. „Der politische Anspruch, die Elbphilharmonie zu einem der zehn besten Konzerthäuser der Welt zu machen, kollidierte hart mit den knappen Geld- und Zeitressourcen“, sagt PUA-Mitglied Eva Gümbel (Grüne).

Für die wichtigsten Fehlentscheidungen des Projekts – die verfrühte Ausschreibung und das komplizierte Dreiecksverhältnis zwischen Stadt, Hochtief und den Architekten – ist demnach die städtische Realisierungsgesellschaft (Rege) mit ihrem Chef Hartmut Wegener verantwortlich. Die politisch Verantwortlichen, allen voran Hamburgs damaliger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und sein Chef der Senatskanzlei Volkmar Schön (CDU), seien dagegen ihrer Aufsichtspflicht nicht gerecht geworden und hätten sich zu wenig um Details des Jahrhundertbaus gekümmert.

Der Bericht listet nach Ansicht der jetzt regierenden SPD minutiös die zahllosen Versäumnisse der CDU- und CDU-GAL-Vorgängersenate auf. Die Kosten für die Elbphilharmonie sind von ursprünglich 77 Millionen auf 789 Millionen Euro gestiegen, die Eröffnung wurde von 2010 auf 2017 verschoben. Jetzt haben die Betroffenen vier Wochen Zeit, Stellung zu dem Bericht zu nehmen. Am 3. April soll der Abschlussbericht endgültig verabschiedet werden.  (dpa/taz)