: Neue Runde im Rennen um Riesenrad
Zwei Investoren buhlen darum, ein Riesenrad bauen zu dürfen. Die Anschutz-Gruppe will am Ostbahnhof einen 175 Meter hohen Koloss errichten, die Konkurrenz plant am Zoo. Nur einer bekommt die Genehmigung, sagt der Senat
Den Traum vom Riesen-Riesenrad können die Berliner weiter träumen. Gleich zwei Investoren wollen der Stadt ein neues Wahrzeichen verpassen: Die Anschutz Entertainment Group plant, ein Riesenrad in der Nähe des Ostbahnhofs aufzustellen; die „World Wheel Berlin Holding“ will direkt in der City West neben dem Zoo bauen. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung kann jedoch nur eines der beiden Projekte realisiert werden.
Eine Umdrehung voraus wähnt sich die Anschutz-Gruppe, die gestern ihr Projekt präsentierte. Laut Projektchef Kevin Murphy plant man ein Riesenrad der Superlative. Das 75 Millionen Euro teure Riesenrad soll 175 Meter hoch werden und mit seinen 40 Gondeln jährlich zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Passagiere dem Himmel über Berlin näher bringen. Das Rad wäre damit das höchste Europas, vor dem 60 Meter niedrigeren „London Eye“ in der britischen Hauptstadt.
Das Bauwerk werde als zentraler Bestandteil in das „Destination Entertainment Center“ eingebettet, das Anschutz Ende 2008 in Friedrichshain zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke errichten wolle. Zu dem Projekt gehörten neben der „O2-World-Arena“ auch Hotels, Theater, Gastronomie, Wohnungen und Gewerbeflächen, sagte der Projektleiter.
„Wir werden unser Rad zuerst bauen“, gab sich Kevin Murphy siegessicher. Das Riesenrad bedeute zudem keine finanziellen Risiken für die Stadt und schaffe Arbeitsplätze für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, sagte der Planungschef.
Anschutz’ Konkurrenten, die internationale Investorengruppe „World Wheel Berlin Holding“, wollen auf Gelände des heutigen Wirtschaftshofs des Zoos bauen. Als größter Vorteil eines Riesenrads in der City West gilt dessen zentrale Lage. „Von hier aus können die Leute viel mehr von oben sehen als von anderen Standorten aus“, ist sich Zoodirektor Jürgen Lange sicher. Er erhofft sich Einnahmen durch zusätzliche Zoobesucher und den Verkauf des Geländes.
Die Entscheidung über eine Baugenehmigung für das Riesenrad liegt bei den betreffenden Bezirken, sagt Manuela Damianakis, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Klar sei jedoch, dass es in Berlin nur ein Riesenrad geben könne. Einen Favoriten gäbe es beim Senat bisher nicht. Die Senatsverwaltung für Finanzen scheint jedoch das Projekt am Zoo zu unterstützen. Finanzsenator Thilo Sarazin (SPD) zeigte sich gestern sehr optimistisch, dass dort bald die Verträge mit den Investoren unterzeichnet werden könnten.
Doch den Traum vom Riesenrad hatten schon andere – und sind gescheitert. Bereits vor zwei Jahren wollten Investoren am U-Bahnhof Gleisdreieck ein Superrad bauen, für das Projekt hatte sich auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) starkgemacht. Doch ein Mäzen hatte dem angrenzenden Technikmuseum mehrere Millionen Euro vermacht – unter der Bedingung, kein Riesenrad zu bauen. Jonas Moosmüller