HAMBURGER SZENE VON EMILIA SMECHOWSKI : Ein Stück HVV-Autorität
Sie sieht den HVV-Mann nicht kommen. Gedankenverloren sitzt sie in der U 2, den Blick durchs Fenster, ins dunkle Nichts. Ihr Rucksack ist nicht groß genug für einen Urlaub. Der Regen hat sie willkommen geheißen, zurück in Hamburg.
„Ihre Fahrkarte bitte!“ Wie ferngesteuert holt die junge Frau etwas aus ihrer Tasche, das nicht nach Fahrschein aussieht. Gefühlte zwei Minuten starrt der Kontrolleur auf das Online-Ticket der Bahn. „Ich bin gerade am Hauptbahnhof ausgestiegen und wollte mit der U-Bahn nach Hause fahren, das geht doch, oder nicht?“, fragt die junge Frau. Sie fügt hinzu, dass sie aus Berlin komme und man das da so mache. „Davon weiß ich nichts“, sagt der Kontrolleur, ohne sie anzusehen. „In Hamburg müssen sie in jedem Fall ein HVV-Ticket ziehen“, brummt er, verlangt ihren Ausweis und beginnt, ihre Personalien ins Gerät zu tippen.
Plötzlich steht eine Frau mittleren Alters mit langen, roten Locken neben ihm. „Ich habe ein Abo, es ist Sonntag, also kann ich jemanden mitnehmen, oder nicht?“ Der Kontrolleur tippt weiter. „Können wir uns darauf einigen?“, fragt die Rothaarige noch einmal. Sie will der jungen Frau helfen, in deren Augen langsam Tränen der machtlosen Wut aufsteigen. Der Kontrolleur dreht sich abrupt um. „Lassen Sie mich meinen Dienst machen“, sagt er kleinlaut, gefangen in seiner Diensthaut.