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Archiv-Artikel

Naturfreunde Berlin

Als Teil einer internationalen Initiative verbindet der Verein Freizeit, Kultur und Umweltpolitik

Naturfreunde-Termine

■  7. 9. – Xhain-Treff: Offenes Gruppentreffen für jedermann im Heidelberger Krug, Arndtstr. 15, in Kreuzberg, am Chamissoplatz, um 19 Uhr.

■  8. 9. – Führung durch den Botanischen Garten. Treffpunkt: Botanischer Garten, Eingang Königin-Luise-Str. Uhrzeit: 10.45

■  11. 9. – FahrRadTour durch das Naturschutzgebiet Döberitzer Heide. Treffpunkt: Potsdam Hbf./Ausgang Ostseite (in Fahrtrichtung rechts). Uhrzeit: 9.30 Uhr

■  Weitere Termine und Infos:

www.naturfreunde-berlin.de

Kann Skifahren politisch sein? Schaut man sich den Freizeit- und Umweltverband NaturFreunde an, so lautet die Antwort eindeutig ja! Unter dem Motto: „Wir bewegen anders“ versucht die internationale Initiative, die auch in Berlin aktiv ist, Freizeit, Kultur und Tourismus mit Umweltpolitik zu verbinden. „Wir wollen die Leute dazu ermuntern, gemeinsam die schönen Dinge zu genießen und sich gleichzeitig mit politischen Themen auseinanderzusetzen“, erläuterte Nina Wettern, Vorstandsmitglied bei den NaturFreunden Berlin.

Die Wurzeln des Umweltverbandes liegen in der österreichischen Arbeiterbewegung des späten 19. Jahrhunderts. 1895 gründete der sozialistische Lehrer Georg Schmiedl gemeinsam mit Vertretern aus der Politik den ersten Verband der NaturFreunde in Wien, um die ArbeiterInnen der Stadt aus ihren tristen und grauen Vierteln herauszuholen und an die idyllische Natur der Alpen heranzuführen. Dabei ging es Schmiedl vor allem darum, dass Aktivitäten wie Bergsteigen oder Wandern nicht nur dem bürgerlichen Milieu vorbehalten sein sollten. Gleichzeitig forderte er, die Natur respektvoll zu behandeln: Vom Wegesrand sollte möglichst nicht abgewichen und Blumen sollten nicht abgeknickt werden.

Über Wandergesellen, die bei den Naturfreunden aktiv waren, verbreitete sich die Idee schnell in Europa. Inzwischen zählt der Dachverband NaturFreunde Internationale (NFI) 500.000 Mitglieder in 21 Ländern in Europa und Westafrika. 92.000 davon sind in Deutschland aktiv, wobei der Verband in Berlin, der 2008 seinen hundertsten Geburtstag feierte, mit seinen knapp 700 Mitgliedern zu einem der kleineren zählt.

Die NaturFreunde Berlin haben drei wesentliche Betätigungsfelder: Da wäre zum einen die Freizeitgestaltung, die Kultur und Natursport umfasst. Ob nun Ausflüge zu Denkmälern und Gedenkstätten wie dem jüdischen Friedhof in Weißensee, Museumstouren oder sportliche Aktivitäten in der Natur wie Klettern, Wandern oder Skifahren, die Arten der Betätigung sind ebenso zahl- wie abwechslungsreich. Bei der Gestaltung des Programms versucht sich der Verband an alle Altergruppen zu richten: „Für jeden muss was dabei sein“, resümierte Wettern.

Das zweite Feld sind die Berliner Naturfreundehäuser. Deutschlandweit gibt es von ihnen 420 in den verschiedensten Größenordnungen, von der einfachen Wanderhütte bis zur familienfreundlichen Ferienanlage. Fast immer befinden sich die Häuser in Naturschutzgebieten oder Reservaten. In Berlin gibt es zwei Häuser, eins in Hermsdorf und das Karl-Renner-Haus in Lichterfelde West, das gleichzeitig der Hauptsitz des Verbandes ist. Die Naturfreundehäuser fungieren in erster Linie als preiswerte Jugendgästehäuser. „In unseren Häusern ist jeder willkommen“, sagte Wettern. In diesem Jahr haben sich lokale Imker zusammengetan und einen Bienenstock im Garten des Hauses eingerichtet, als Nächstes sollen Nistplätze für die bedrohte Fledermaus angelegt werden. Hierfür wurden bereits spezielle Pflanzen angesiedelt, die Insekten anziehen sollen, die den Fledermäusen dann als Nahrung dienen können.

Der letzte Bereich ist das Umweltpolitische Engagement. Hier setzen sich die NaturFreunde für den Klimaschutz und gegen Atomenergie ein. So ist Vorstandsmitglied Uwe Hiksch der Anmelder der diesjährigen Anti-Atomdemo in Berlin am 18. September. Neben der Umweltpolitik ist der Verband auch durch die Teilnahme am Tag der Mahnung gegen Nazis aktiv, sucht mit nach einem nachhaltigen Nachnutzungskonzept für Tegel und mischt auch verkehrspolitisch gegen die A 100 mit. „Äußerst wichtig ist uns bei unserer Arbeit die Bündnispolitik“, erklärte Wettern, die sich bei den Naturfreunden um die Redaktion des Mitgliedermagazins dem „Wanderfreund“ kümmert. In der aktuellen Ausgabe befasst sich das Magazin mit dem Berliner Wassernetz, dessen Pläne offengelegt werden sollen.

Mitglieder genießen den Vorteil, dass alle Aktivitäten, an denen sie teilnehmen, versichert sind. „Wir bieten große Freizeit für kleines Geld“, sagte Wettern dazu. Und tatsächlich sind die Mitgliedsbeiträge für Sozialhilfeempfänger geringer, als bei berufstätigen. Es werden auch kostenlose Skigymnastikkurse angeboten und Reisen zu Mitgliederpreisen angeboten. Dafür wird erwartet, dass man den politischen Diskussionen nicht ganz aus dem Weg geht und die Ideale des Verbandes teilt. „Das breite Angebot der Naturfreunde funktioniert nur durch die vielen Leute, die sich freiwillig einbringen“, erklärte Wettern.

LUKAS DUBRO