SPORTPLATZ : Schaulaufen der Meister
ISTAF INDOOR Einer der wichtigsten Leichtathletikwettkämpfe erstmals wieder unterm Hallendach: Kurz vor der WM glänzten die Athleten mit Leistung
Auch wer sich sonst am Wochenende eher im Fußballstadion zu Hause fühlt und mit Leichtathletik nichts am Hut hat: Das Internationale Stadionfest, kurz Istaf, ist den meisten ein Begriff. Als Teil der World Challenge gehört es zu den international wichtigsten Leichtathletikwettkämpfen.
Am Samstag nun fand mit dem Istaf Indoor erstmals seit 1968 wieder eine Hallenversion der Wettkämpfe statt. Ort des Spektakels war die O2 World am Ostbahnhof – ein Ort also, der als Heimat des Basketballbundesligisten Alba Berlin und den Berliner Eisbären, ihrerseits Erste-Eishockey-Liga, durchaus eine gute Adresse in Sachen Spitzensport ist. Und tatsächlich ist es gelungen, mit der blau-weißen Laufbahn zumindest einen Hauch Olympiastadion in die Halle zu bringen, auch wenn die rund 10.000 Zuschauer am Samstag gerade mal ein Achtel dessen sind, was die Freiluftversion an Publikum zieht.
„Eine Mischung aus Spitzenleichtathletik und Unterhaltung“ sollte den Zuschauern geboten werden, sagte Meeting-Direktor Martin Seeber vor der Veranstaltung. Tatsächlich war das sportliche Niveau der meisten Wettkämpfe ausgesprochen hoch, was sicher auch daran lag, dass der Termin klug gewählt war. Eine Woche vor der Hallen-WM in Polen war das Istaf Indoor ein guter Testlauf für einen Teil der Weltspitze. Eine Woche nach den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig eignete es sich zudem hervorragend als Schaulaufen für die frischgebackenen Titelträger.
6 Meter Flughöhe
In gleich sechs der sieben Wettbewerbe gingen die neuen Deutschen MeisterInnen an den Start. Drei von ihnen, der Kugelstoßer David Storl (LAC Erdgas Chemnitz; 21,20 Meter), der Stabhochspringer Malte Mohr (TV Wattenscheid; neuer persönlicher Hallenrekord von 5,90 Meter) und die Sprinterin Verena Sailer (MTG Mannheim; 7,12 Sekunden), die über 60 Meter erfolgreich war, konnten ihren Triumph wiederholen. Beim siebten und letzten Wettbewerb des Abends war dann alles anders.
Erstmals überhaupt in einer Halle wurde ein Wettkampf im Diskuswurf der Männer durchgeführt. Dabei ging es jedoch vor allem um das Spektakel. Der rein sportliche Wert des Wettbewerbs war doch eher begrenzt, was vor allem daran lag, dass Diskuswurf eigentlich ein reiner Sommersport ist – und die Athleten folglich nicht unbedingt in Höchstform. Das war allerdings wohl auch einkalkuliert – der Innenraum der O2 World war bei Wurfweiten von bis zu 63 Metern gerade eben so ausreichend.
Eigentlich war der Wettbewerb als Zweikampf zwischen dem Lokalmatadoren Robert Harting (SCC Berlin; 62,20 Meter) und seinem größten Konkurrenten, dem Polen Piotr Malachowski (63,73 Meter), inszeniert worden. Am Ende jedoch gewann keiner der beiden, sondern der Magdeburger Martin Wierig (64,82 Meter). Der große Favorit Harting wurde gar nur Vierter. Der Teil des Publikum, dem die knappe Stunde Umbaupause vor dem Diskuswerfen nicht zu lang geworden war, schien dennoch seinen Spaß zu haben. Die Klatschpappen in Schwarz, Rot und Gelb jedenfalls fanden reichlich Verwendung, die Beschallung mit Partymusik im Viervierteltakt tat ihr Übriges.
Was bleibt, ist ein zwiespältiger Eindruck – von im Grunde zwei getrennte Veranstaltungen, die dort am Samstag stattfanden. Erst gab es Spitzenleistungen zu bestaunen von SportlerInnen, die kurz vor den Weltmeisterschaften bestens in Form sind. Und danach eine doch arg inszenierte Diskuswurf-Show von sportlich eher zweifelhaftem Wert. Vielleicht lässt sich Leichtathletik doch nicht so toll mit Kirmestechno und billiger Animation verbinden, wie die Veranstalter sich das erhofft hatten. Eine Erkenntnis, die wiederum ganz klar für die Sportart Leichtathletik spricht. JAN TÖLVA