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Archiv-Artikel

KARRIERE BEIM PRIVATFERNSEHEN: MEDIENMANAGERINNEN JENSEITS DER ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN SENDER

Anke Schäferkordt, RTL

Eigentlich wollte die heutige RTL-Chefin Tierärztin werden. Später, nach dem Abi, siegte das Realitätsprinzip. Ein BWL-Studium sollte die Basis für einen soliden Beruf bieten und doch viele Möglichkeiten offen halten. Medien zum Beispiel, das war interessant und der Einstieg einfach – Ende der 80er-Jahre zumindest. Bertelsmann nahm sie in sein Führungsnachwuchsprogramm auf und schickte sie 1991 als Controllerin zu seinem TV-Zugpferd RTL. Als Betriebswirtin war der Aufstieg in der Senderfamilie nicht leicht – und als Frau schon gar nicht. So konnte es schon mal vorkommen, dass Schäferkordt, 43, damals bereits kaufmännische Leiterin beim Schwestersender Vox, bei einem Treffen mit hochrangigen Wirtschaftsmanagern für eine Servicekraft gehalten wurde: „Junge Frau, holen Sie mir doch bitte mal einen Kaffee.“ Auch ihre Berufung zur Geschäftsführerin von Vox 1999 erschien manchen Beobachtern zunächst als Notlösung. Doch mit glänzende Quoten und üppigen Werbeeinnahmen änderte sich das ganz schnell. Ihre Leistung hätte sie eigentlich schon vor über zwei Jahren zur direkten Nachfolgerin Gerhard Zeilers bei RTL prädestiniert. Aber erst nach Marc Conrads kurzem Gastspiel holte man sie dann doch als Geschäftsführerin. Und hier hat sie nun ihre bisher wohl schwierigste Aufgabe zu lösen: die Restrukturierung des behäbig gewordenen Giganten RTL. Fragt man nach, etwa bei der RTL-Pressestelle, heißt es dort: „Übers Frausein spricht sie eigentlich nicht so gern.“ Kann man fast verstehen. Denn als Geschäftsführerin von Europas größtem Privatsender ist sie mehr denn je eine Ausnahmeerscheinung im Big Business. WILFRIED URBE

Ute Biernat, Grundy

Schauspielerin wollte Ute Biernat werden. Jetzt ist sie die Geschäftsführerin von Grundy Light Entertainment. Das Unternehmen gehört in Deutschland zur Ufa Gruppe und weltweit zu FremantleMedia, einem der größten internationalen Produzenten von Entertainment-Formaten wie zum Beispiel „Deutschland sucht den Superstar“. Dass es so kommen würde, war für sie nach dem Theater-, Film-, und Fernsehwissenschaften- sowie einem Kunstgeschichte-Studium nicht absehbar. Denn zuerst ging es über den WDR in den journalistischen Bereich. „Dann bin ich ins Ausland gegangen, Neuseeland, Australien, USA. Ich wollte etwas von der Welt sehen und lernen, wie man gute TV-Unterhaltung macht.“ 1994 kehrte sie nach Deutschland zurück und ging zu den Privaten. Seitdem macht sie Fernsehunterhaltung – zunächst als freie Beraterin, dann als Executive Producer bei Grundy TV, später bei Pearson Television Deutschland. Heute ist Biernat, 46, im Spitzenmanagement der Ufa die einzige Frau: „Im Grunde bleibt es ein Trugbild, dass Frauen in der Medienbranche stärker vertreten sind, in den Führungspositionen jedenfalls sind sie es kaum.“

Vielleicht hätten Frauen eine andere Lebensplanung, die Betreuungsmöglichkeiten für berufstätige Mütter seien in Deutschland ja immer noch katastrophal, aber auch: „Frauen haben noch keine Netzwerke, das fängt jetzt allmählich an, auch werden Frauen nicht so oft klassische Führungsqualitäten und eine gewisse Härte zugetraut. Tatsächlich sind sie vielleicht selbstkritischer, geben auch eher einmal Fehler zu – aber das halte ich in einer Führungskultur für sehr wichtig.“ WU

Katja Hofem-Best, Discovery Channel

„Wir waren eine Gruppe von zehn Freunden und hatten gewettet, dass jeder ein Sinnesorgan in einem Passbildautomaten auf ein Gemeinschaftsfoto bekommt“, erinnert sich Katja Hofem-Best, 35, „und wir haben es geschafft.“ Der Auftritt bei „Wetten, dass …?“, kurz nach dem Abitur, war offenbar das berufliche Erweckungserlebnis für die Medienmanagerin. Statt Medizinstudium ging es direkt in die Medienbranche, aber nicht vor die Kamera, denn: „Irgendwie hatte ich schon damals gefühlt: Die Macher im Hintergrund tragen oft die größere Verantwortung, ihre Entfaltungsmöglichkeiten sind besser.“ Bei RTL II gelang ihr ein steiler Aufstieg bis zur Position der Leiterin Programm. Mit einem gewissen Stolz denkt sie besonders an ein Format zurück – „Big Brother“: „Das war das spannendste Projekt meiner Laufbahn. Ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte. Damit haben wir Fernsehgeschichte geschrieben.“ Vor kurzem hat Hofem-Best die Branche mit einem Coup überrascht, als sie mit einigen Mitarbeitern geschlossen von RTL II zu Discovery wechselte. Dort wird sie ab Oktober als Vice President Channels für das Senderportfolio von Discovery Networks Deutschland im Einsatz sein. Ihr Erfolgsrezept beschreibt sie folgendermaßen: „Ehrlich und geradlinig bleiben. Das ist manchmal nicht einfach, aber langfristig der einzige Weg, um erfolgreich zu sein.“ Was die Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen angeht, so habe sie immer versucht, mit Leistung zu überzeugen „Das ist es, was letztlich zählt.“ Mehr als anderswo, so sagt sie, gebe es in der Medienbranche Chancengleichheit: „Auch wenn es noch Vorurteile in den Köpfen gibt – aber die werden weniger.“ WU