leserinnenbriefe
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Macht alle kontrollierbar

■ betr.: „Keine Diktatur zu sein ist zu wenig“, taz vom 14. 9. 10

Peer Stolle denkt in den Schemata seines Juristendaseins und kommt daher zu dem Schluss, dass Polizei und Geheimdienste strikt voneinander fernzuhalten sind. Damit soll die Polizei kontrollierbar bleiben. Ein Laie würde etwas unbefangener schlussfolgern: Schließt all die staatlichen Schutzgemeinschaften eng zusammen und macht sie alle vollständig kontrollierbar. Warum soll sich ein „Verfassungsschutz“ aufgrund dubioser Privilegien in Dunstkreisen tummeln dürfen, die die Verfassung nicht mehr durchschauen kann?

GERT GROPP, Gangelt

Christlich Demokratische Diktatur

■ betr.: „Union setzt auf Profi-Helden“, taz vom 14. 9. 10

Ich ahne Schlimmes: Wehrpflicht aussetzen und eine Berufsarmee einführen kann in naher Zukunft nur bedeuten, dass Militär auch im Inneren eingesetzt werden könnte. Die Weichen werden schon gestellt: Die Polizei kann schon jetzt nicht überall gleichzeitig sein, und um dem zurzeit wachsenden Unmut der Bevölkerung Einhalt zu gebieten, ist der Einsatz einer Berufsarmee durchaus möglich. Kurzum wird dann einfach eine Grundgesetzänderung vorgenommen. Die derzeitig rückwärts gewandte Politik der Regierung Merkel zeigt gerade in der aktuellen Atompolitik und den Überlegungen von Enteignungen in Gorleben, was sie vorhat: Eine Christlich Demokratische Diktatur Deutschlands. EVA HINZ, Gorleben

Auf Demos nicht verzichten

■ betr.: „Aufruf zum Volksentscheid mit der Stromrechnung“,Gesellschaft + Kultur vom 14. 9. 10

Martin Unfried schreibt in seiner Kolumne über die Inkonsequenz von Atomkraftgegnern, die immer noch Strom von den Atomkonzernen kaufen. Das ist zwar traurig, aber kein Grund, auf Demos zu verzichten. Es ist nötig, immer wieder an einige Grundtatsachen zu erinnern: dass die Atomkraftwerke grundsätzlich nicht verantwortbar sind – es gibt keine sichere und friedliche Atomenergie; dass Atomkraftwerke illegal sind, solange es keine sichere Endlagerung gibt; dass der strahlende Müll sich nicht sicher endlagern lässt, jetzt nicht und schon gar nicht für die nächsten hunderttausend Jahre; dass Politiker als Lobbyisten untragbar sind. Müssen wir die offensichtlichen Lügen, die falsche wirtschaftliche Weichenstellung, die Verletzung demokratischer Spielregeln, das Verscherbeln der Zukunft mit einem Achselzucken hinnehmen?

CHRISTA und HEINRICH WOLKENHAUER, Seevetal

Entzückende Namensdebatte

■ betr.: „Regierung schafft Hartz IV ab!“, taz vom 16. 9. 10

Ich bin entzückt über eure Namensdebatte! Hartz und Riester sind ja als Personen in der Öffentlichkeit kaum noch bekannt, also schlicht Bauernopfer. Wäre es nicht schicker, wenn die politisch Verantwortlichen als Namensgeber fungierten? Der Soli hätte doch wunderbar Kohl-Pfennig heißen können und Hartz IV analog Schröder-Geld. Möglicherweise würde sich Frau Merkel dann für eine gesellschaftlich getragene Anpassung engagieren … Sich über einen Ressortleiter hinwegsetzen kann sie ja. CHRISTOPH ORGASSA, Köln

Wunderbares Titelblatt

■ betr.: „Regierung schafft Hartz IV ab!“, taz vom 16. 9. 10

Vielen Dank für dieses wunderbare Titelblatt. Es hilft beim Leben in der Sarrazinade, den Humor zu behalten und zu wissen: Erst hieß es Rayder, nun heißt es Twix – sonst ändert sich nix! PETER MEYER

Verkrustetes Denken

■ betr.: „Die Bahnhofsmafia“, taz vom 15. 9. 10

Als ob es nicht schon genügend Spaltungen gäbe in unserem Land! Es vergeht keine Woche, ohne dass ich in der taz irgendeine Form von Altersdiskriminierung lese. „Wie acht ältere Männer dafür sorgten, dass die baden-württembergische Landeshauptstadt mit Milliardenaufwand unterkellert werden soll“.

Den Zusatz „älter“ könnt ihr streichen. Es sind Männerseilschaften verschiedener Altersgruppen, die ihre Interessen machtvoll durchsetzen. In Stuttgart und anderswo. In der taz-Ausgabe vom Tag zuvor benutzt ihr auf der Medienseite die Formulierung „geriatrisches Stammpublikum“. Wen soll ich mir da vorstellen? Auch „Rentner“ werden immer wieder gern als Synonym für Langeweile und Unflexibilität genommen. Hier werden Generationen pauschalisiert, polarisiert, etikettiert. Verkrustetes Denken gibt es in allen Altersgruppen. Beim Sexismus ist die Sensibilität in der taz stärker, wenngleich noch nicht genügend stark ausgeprägt als bei Ageism. Achtet mal drauf! CAROLINA BRAUCKMANN, Köln

Danke, Frau Merkel

■ betr.: „Laut und hart. Merkel attackiert die Grünen und verteidigt Stuttgart 21“, taz vom 16. 9. 10

Danke, Frau Merkel. Wenn die Entscheidung über „Stuttgart 21“ bei der Landtagswahl im März fällt, kann das ja nur heißen: Baustopp bis nach der Entscheidung! ERWIN SCHELLENBERGER, Bönnigheim