: MUSIK
TIM CASPAR BOEHME
Füttern ist eigentlich ein komisches Bild für den Vorgang, der sich beim Hören, insbesondere von Musik, abspielt. Frequenzen dringen in den Gehörgang und werden dann im Mittel- bezeihungsweise Innenohr zu Nahrungsimpulsen verarbeitet? Aber genau das, dieser Nahrungscharakter, ist ja eigentlich das, was Musik im besten Sinne ausmachen sollte. Die Klänge, die da aufgenommen werden, hinterlassen irgendwelche Spuren – im Körper, in der Psyche? –, die zwar nicht die Zufuhr von fester oder flüssiger Kost dauerhaft ersetzen können, aber das Leben mitunter spürbar erleichtern helfen. Umgekehrt kann einem Musik empfindlich auf den Magen schlagen. Davon soll hier jedoch nicht die Rede sein. Sondern von „Feed“, einer Reihe in den Kunst-Werken oder KW, die seit dem vergangenen Jahr dort in etwa einmal pro Monat „Sound-Abende“ ausrichten. Statt Musik im landläufigen Sinne gibt es, dem Ort völlig angemessen, Klangkunst beziehungsweise „sound art“ von namhaften Vertretern wie BJ Nilsen, Stephan Mathieu oder Jacob Kirkegaard. Am Donnerstag geben sich Mika Vainio und Pierce Warnecke mit einem schlicht „Frequencies“ betitelten Programm die Ehre. Doch gerade bei Vainios Konzerten hat sich immer wieder gezeigt, dass seine Frequenzen äußerst reichhaltig sein können. Mit so viel Soul brummen können nur wenige (Auguststr. 69, 20 Uhr, 10 €).
Für eine Art musikalische Fusionsküche steht Erol Alkan, der Erfinder des Mashup, bei dem Stile und Genres vermischt werden, die so nicht unbedingt zusammengehören. Ein besonders guter Grund, seinen Auftritt im Gretchen am Freitag zu besuchen, ist die Anwesenheit seines Landsmanns Daniel Avery, der im vergangenen Jahr mit seinem Debütalbum „Drone Logic“ überraschte, auf dem er traditionellen House mit erfreulich frischen Zutaten feilbot (Obentrautstr. 19–21, 23.30 Uhr, 10/12 €).
Kulinarisch fortgeschritten hingegen ist die Improvisationskunst des japanischen Gitarristen Kazu Uchibashi, der sich am Sonntag mit gleich zwei Schlagzeugern, dem Improv-Urgestein Tony Buck und dem eine Generation jüngeren Jerzy Rogiewicz im ausland einfindet. Nichts für Menschen mit Dissonanzintoleranz! (Lychener Str. 60, 21 Uhr)
Wenig falsch machen kann man dafür mit der Zentralheizung of death, die mit vollständigem Namen Zentralheizung of death des Todes heißt und die man allein schon für ihren Namen lieben muss. Was keinesfalls von ihrer Musik ablenken sollte, geradeheraus rumpelndem Garagenpunk in schrabbeliger Vollendung, den sie Mittwoch lautstark im Schokoladen verkosten werden. Lang lebe der „Durchlauferhitzer der Dummheit“! (Ackerstr. 169, 20 Uhr)