: Demoralisierendes Signal vom Schulsenator
SCHULPOLITIK Weniger Hausaufgaben und maximal 34 Unterrichtsstunden pro Woche sollen SchülerInnen an Gymnasien entlasten
STEFANIE VON BERG, GRÜNE
Schulsenator Ties Rabe (SPD) will die SchülerInnen an den Gymnasien entlasten. Künftig sollen alle Jahrgänge gleich viele Stunden in der Woche unterrichtet werden und die Obergrenze solle ab der Mittelstufe bei 34 Wochenstunden liegen, sagte Rabe am Freitag.
Um „hausaufgabenwütige Lehrkräfte“ einzufangen und die Belastung der SchülerInnen vergleichbarer zu gestalten, solle die Zahl der Hausaufgaben begrenzt werden. Außerdem solle jede Schule innerhalb der ersten zehn Tage nach Schulbeginn einen Klausurenplan mit maximal zwei Klausuren in der Woche vorlegen. Stimmt die Bürgerschaft zu, soll das zum Schuljahr 2014/2015 umgesetzt werden.
„Die Reduzierung der wöchentlichen Klausuren und die Obergrenze von 34 Wochenstunden haben wir in unserem Antrag im November gefordert“, sagte die Grünen-Abgeordnete Stefanie von Berg und begrüßte daher Rabes Ankündigung. Allerdings ändere sich nichts am Zeit- und Leistungsdruck, den das Abitur nach acht Jahren (G 8) verursache. „Eine wirkliche Entlastung ohne den Wegfall von Verpflichtungen wie Hausaufgaben kommt einer Quadratur des Kreises gleich“, sagte von Berg.
„Rabe schreibt viel zu spät Selbstverständliches auf Kosten der Selbstverantwortung vor“, sagte Anna von Treuenfels, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Bürgerschaftsfraktion: „Dass etwa die vorgesehenen 34 Wochenstunden eingehalten werden, hätte längst von der Schulaufsicht eingefordert werden können, auch ohne nun vorgesehene gesetzliche Bindung.“
Mareile Kirsch von der Elterninitiative „G9-Jetzt-HH“ hält es für sinnvoll, die Anzahl der Klausuren festzuschreiben. Das gelte aber für alle Schulformen. Grundsätzlich änderten Rabes Vorschläge nichts daran, dass er nur einen durch G 8 verursachten Zeitmangel verwalte.
Einen Tag bevor Rabe seine Pläne vorstellte, hatten sich fast alle Initiativen, die für die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G 9) sind, in Berlin getroffen – parallel zur Kultusministerkonferenz. Diese zeitliche Nähe habe nichts zu sagen, sagte Rabe. „Es handelt sich hier nicht um Teile eines großen taktischen Spiels rund um die Frage G 8 oder G 9.“
Derzeit versucht die Initiative „G9-Jetzt-Hamburg“, die fast 17.000 Unterschriften für die Rückkehr zu G 9 gesammelt hat, mit der SPD-Fraktion einen Kompromiss auszuloten, der eine Abstimmung per Volksbegehren verhindern könne. „Nun kündigt der Senator Verbesserungen von G 8 an, das ist ein demoralisierendes Signal“, sagte Kirsch. ILK