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Archiv-Artikel

Trillerpfeifen sind out

Aufgebrachte Polizisten haben sich im Netz organisiert. Sie sind wütend auf Innenminister und Gewerkschaften

Vom Innenministerium enttäuscht, von der Gewerkschaft verraten. Die Basis der nordrhein-westfälischen Polizei ist sauer. Nach der Fußball-WM schickte Innenminister Ingo Wolf (FDP) noch einen Dank an die Polizisten und kurz darauf folgte ein Brief, der die Kürzung des Weihnachtsgeldes ankündigte. „Das ist doch beißende Ironie“, sagt Achim Sandmann. Gemeinsam mit Kollegen gründete er daraufhin die „Aktion Wir“ und installierte eine Internetplattform. Die Forderungen: mehr Geld, mehr Einstellungen, eine bessere Altersabsicherung.

Unter www.aktionwir.de reden die Beamten Klartext. So schlägt ein Polizist einen Streik nach niederländischem Vorbild vor: Alle Polizisten sollen sich kollektiv für einen Tag krank schreiben lassen. In Holland solle das funktioniert haben, so habe er gehört, so der Beamte.

Insgesamt 4.000 Sympathisanten hat die Initiative nach eigenen Angaben, darunter ein großer Teil enttäuschte Gewerkschaftsmitglieder. Auch wenn die Aktion keine Konkurrenz zu den bestehenden Polizei-Gewerkschaften sein soll, sei der Unmut über den „zahnlosen Tiger“ groß, sagt Sandmann. Der provokante Slogan der Polizisten lautet dementsprechend: Die Zeit der Trillerpfeifen ist vorbei.

Bei den Gewerkschaften stößt dies auf Unverständnis. „Wir sind mit den Trillerpfeifen bisher ziemlich weit gekommen“, sagt Frank Richter, NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die Forderungen der Aktion fänden sich durchaus auch auf der GdP-Homepage wieder. Dennoch beobachten die Gewerkschaften die Aktivisten genau. „Wir nehmen das ernst“, sagt Rainer Wendt, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Doch die allgemeine Stimmung spiegele die Aktion nicht wider. Einige Aussagen seien zudem sachlich falsch. Die DPolG hat die Beamten jetzt zum Gespräch eingeladen.

DPolG und GdP buhlen traditionell um Mitglieder und pflegen ihre Abneigung, die auf das unterschiedliche Selbstbild von eher rechten und eher linken Polizisten, vom gehobenen Dienst und so genannten „Streifenhörnchen“ zurückgeht.

Im Internet werden unterdessen zu Gunsten der Aktion kleine Sparfüchse versteigert. Dort erzählen sie auch ihre Geschichten. Fuchs Nummer 5 etwa berichtet von seiner Frau, die ihn mit den Worten „das Sozialleben wird durch Deinen Dienst unerträglich“ verlassen hat. KATHARINA HEIMEIER