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Archiv-Artikel

Operationen wie im Hotel

Das UKE bietet Luxusbehandlung für betuchte Prostatapatienten. Der Erlös kommt der Klinik zu Gute

Wände und Säulen in kräftigem, warmem Asche-Rot und Beige. Auf einem Glastisch zwischen dunkelblauen Ledersesseln stehen kleine Törtchen. In der Kaffee-Ecke surrt eine Espressomaschine. Zeitungen liegen ordentlich übereinander. „Bitte, bedienen Sie sich“, steht unsichtbar, überall wohin man schaut. Vor den breiten Fenstern stehen Teelichter, „Willkommen zu Hause“, sollen sie sagen.

Wer in diesen Sesseln sitzt ist aber nicht zu Hause – er hat Prostatakrebs und die Operation entweder unmittelbar vor oder gerade hinter sich. Es ist das Anmeldungszimmer der Martini-Privatklinik für Prostatabehandlung – einer Privatklinik des Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE) auf dessen Gelände.

Die Methode, nach der hier operiert wird, schont die Nervenenden um die Prostata. Potenz und Harnkontrolle bleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit erhalten. Schon fünf Tage nach der Operation können die Patienten entlassen werden. In anderen Kliniken sei das erst nach bis zu 21 Tagen der Fall, sagt Geschäftsführer Michael Moormann.

Die Patienten kommen aus der ganzen Welt. Das liegt allerdings nicht nur an der Methode – die gibt es nämlich ein Stück weiter auch in der Urologie der Uni-Klinik –, sondern an der besonderen Pflege und dem Service, der den Patienten in der Privatklinik geboten wird. Eine gepflegte Atmosphäre im Einzelzimmer, ein Flachbildschirm am Bett mit Fernseh-, Internet- und Telefonfunktionen – wie in einem Hotel. Außerdem sei das Verhältnis von Betreuungspersonal zu Patienten besser als in einer öffentlichen Klinik, sagt Moormann.

Für diese Extra-Leistungen müssen die Patienten bezahlen. Wer privat oder bei der DAK versichert ist, bezahle zwischen 1.500 und 3.000 Euro dazu. Andere Krankenkassen erstatten nichts.

„Wir müssen rationalisieren und wirtschaftlich arbeiten“, sagt Moormann. Denn die Geräte hier werden nicht – wie gegenüber im UKE – subventioniert. Dennoch ist die Privatklinik sehr erfolgreich. Insgesamt 400 Behandlungen sollen in diesem Jahr durchgeführt werden. Die Bettenzahl wurde dazu von acht auf 16 erhöht.

Der Einstieg in die Zweiklassen-Medizin? Die gebe es in Deutschland durch die teurere Chefarztbehandlung längst, sagt Moormann. Wichtig sei, dass gute Behandlungsmethoden allen offen stehen. In gewisser Weise ist die Privatklinik sogar ein Ausgleich zur Zweiklassenmedizin: Denn was mit den Jahresüberschüssen der Martini-Klinik passiert, entscheidet – als Gesellschafter der Privatklinik – das UKE. Johannes Himmelreich