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Archiv-Artikel

Chisinau fürchtet Krim-Szenario

REPUBLIK MOLDAU Präsident Nicolae Timofti bittet die EU darum, den Beitrittsprozess zu beschleunigen. Die abtrünnige prorussische Region Transnistrien richtet ein Aufnahmegesuch an das russische Parlament

BERLIN taz | Der Präsident der Republik Moldau, Nicolae Timofti, hat die Europäische Union am Mittwoch aufgefordert, die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit Chisinau zu beschleunigen und seinem Land eine klare Beitrittsperspektive zu eröffnen. Dies sei wichtig angesichts der angespannten Situation in der Region, sagte Timofti nach einem Treffen mit seinem rumänischen Amtskollegen Traian Basescu in der rumänischen Stadt Iasi.

Die Republik Moldau hatte, genau wie Georgien, bei dem EU-Gipfeltreffen im vergangenen November in Vilnius ein entsprechendes Abkommen mit Brüssel paraphiert. Dieses soll bis kommenden Herbst unterzeichnet werden.

Dass Timofti derart aufs Tempo drückt, ist angesichts der Entwicklung auf der Krim verständlich. Der Staatschef befürchtet, dass sich ein ähnliches Szenario auch in Transnistrien wiederholen könnte.

Die Region, in der rund ein Drittel der Bevölkerung Russen sind, hatte sich 1992 nach mehrmonatigen Kampfhandlungen mit rund 1.000 Toten von der Republik Moldau abgespalten und ist seitdem de facto von der zentralregierung in Chisinau unabhängig. Das Gebiet wird völkerrechtlich jedoch weiter als ein Teil der Republik Moldau betrachtet und wurde bislang international von keinem anderen Staat anerkannt. 2006 stimmten bei einem Referendum 97,1 Prozent der Wähler für die Beibehaltung der Unabhängigkeit und eine spätere Vereinigung mit der Russischen Föderation. Nach wie vor sind in Transnistrien russische Truppen stationiert.

Am Dienstag hatte sich der Präsident des transnistrischen Parlaments, Michail Burla, an den Vorsitzenden der russischen Duma mit der Bitte gewandt, die gesetzliche Grundlage für einen Beitritt Transnistriens zur Russischen Föderation zu schaffen.BARBARA OERTEL