teure kindergartenplätze : Kinder statt Rinder
Höhere Kindergartenbeiträge spalten die Gesellschaft. In Arnsberg sollen jetzt sogar arme Familien zahlen. Viele von ihnen werden ihren Nachwuchs nicht mehr im Kindergarten anmelden. In Mülheim und Recklinghausen soll gut verdienenden Eltern bis zu 450 Euro pro Kind abgenommen werden. Für diesen Betrag können sie eigene Kindergärten gründen oder Tagesmütter engagieren. Dabei ist der öffentliche Kindergarten einer der wenigen Orte, wo arme und reiche Kinder noch zusammenkommen. Bisher war das auch in den Grundschulen so. Doch durch die Aufhebung der Schulbezirke ist das gemeinsame Lernen auch dort gefährdet.
KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN
In der vergangenen Woche hat sich Bundespräsident Horst Köhler an der Neuköllner Kepler-Hauptschule für ein verpflichtendes, „möglichst kostenfreies“ letztes Kindergartenjahr ausgesprochen. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen fordert schon seit ihrem Amtsantritt, für die gesamte Kindergartenzeit auf Gebühren zu verzichten. Und das Land Rheinland-Pfalz führt den anderen Bundesländern vor, dass dies möglich ist: Bis zum Jahr 2010 sollen dort Elternbeiträge für Kitas stufenweise abgebaut werden. In Berlin haben beide Volksparteien im Wahlkampf kostenlose Kindergartenplätze versprochen.
In Nordrhein-Westfalen aber konterkariert die schwarz-gelbe Landesregierung all das. Dabei hatte CDU-Familienminister Armin Laschet im März noch dafür plädiert, Kindergartenplätze kostenlos anzubieten. Um die Elternbeiträge wenigstens auf der jetzigen Höhe stabil zu halten, müsste das Land lediglich 85 Millionen Euro investieren – wie bisher. Für das Finanzministerium ist das nicht viel Geld: 98 Millionen Euro lässt sich Nordrhein-Westfalen allein die Unterstützung der Landwirtschaftskammern kosten. Dabei sind Kinder die Zukunft – sie sind wichtiger als Rinder.