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Archiv-Artikel

Proteste gegen Mega-Müllkippe dauern an

ITALIEN Regierung stoppt vorerst geplante Deponie bei Neapel. Das reicht den betroffenen Gemeinden nicht

ROM taz | Friedliche Demonstrationen auf der einen, gewalttätige Angriffe gegen Zivilstreifen der Polizei auf der anderen Seite prägten am Wochenende das Bild der Proteste gegen die Einrichtung einer neuen Müllkippe vor den Toren Neapels. Derweil kündigte die Regierung an, sie wolle das Projekt der Großdeponie erst einmal „auf Eis legen“, ohne jedoch den endgültigen Verzicht zu versprechen.

In Terzigno bei Neapel soll ein Steinbruch an den Hängen des Vesuvs zur größten Deponie Europas werden: 3,5 bis 4,5 Millionen Kubikmeter Abfall vor allem aus Neapel sollen hier in den nächsten Jahren Platz finden. Gegen diesen Plan laufen die Bürger Terzignos und benachbarter Kleinstädte seit Tagen Sturm. Der Ort mitten im Naturschutzgebiet ist seit 2008 schon mit einer Müllkippe gesegnet.

Deren Blockierung wurde denn auch zur schärfsten Waffe der Protestierer, die Müllwagen beschädigten, Reifen zerstachen, Fahrzeuge ebenso wie auch Busse abfackelten. Die Regierung Berlusconi reagierte auf die sich Nacht für Nacht wiederholenden Straßenschlachten jetzt, indem sie den Chef des Zivilschutzes Guido Bertolaso zum Krisenmanager berief.

Doch Bertolaso konnte sich in Verhandlungen mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden nicht auf eine Lösung einigen. Er sagte nur zu, dass bis einschließlich Mittwoch kein weiterer Müll auf die Deponie von Terzigno verbracht wird. Zudem kündigte er ein Moratorium für die zweite Megamüllkippe an.

Mit einem puren Moratorium aber wollen sich weder die Bürgermeister noch ihre Wähler zufrieden geben. Zahlreiche Menschen versammelten sich auch in der Nacht zum Montag wieder zu einer Kundgebung, die friedlich blieb. In der Nachbarstadt Boscoreale aber wurden zwei Zivilstreifen der Polizei von zahlreichen Jugendlichen attackiert. Ein Polizist erlitt Verletzungen am Auge. Innenminister Roberto Maroni erklärte daraufhin, die Sicherheitskräfte würden künftig mit aller Härte reagieren – eine weitere Eskalation der Zusammenstöße erscheint daher nicht ausgeschlossen. MICHAEL BRAUN