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Archiv-Artikel

Wein, der gnädig stimmt

EMPFEHLUNGEN Von heiratenden Töchtern, dem Hamburger Staatswappen und den Erlebnissen eines Trüffelschweins im Wald. Acht Händler stellen ihre Tipps der Saison oder ihres Hauses vor

AUFGEZEICHNET VON JULIAN KÖNIG

Dietmar Bruns, Kühne Lage:

„Unsere Empfehlung ist ein 2008er Minervois vom Weingut Domaine des Aires Hautes in Südfrankreich. Ein klassischer französischer Rotwein, der biologisch angebaut wird. Er hat eine kräftige dunkelrote Farbe und ausgeprägte Waldfruchtaromen. Wenn man den Wein trinkt, dann kommt man sich wie ein kleines Trüffelschwein vor, das durch den Wald zieht. Der Wein ist ideal zu Braten oder gut gewürzten Lammgerichten.“

Minervois 2008, Domaine des Aires Hautes, Languedoc, 7,50 Euro

Uwe Lammertz, Wein & Boules:

„Ein wunderbar herbstlicher Wein ist der Sablet 2008 aus dem Côtes du Rhône Villages. Marc Autan, der den Wein herstellt, hat den Ruf, der beste Weinproduzent der Region zu sein. Es ist ein exzeptioneller Stoff mit einer warmherzigen, weichen Charakteristik. Der Wein stimmt gnädig. Wenn man ihn trinkt, dann verzeiht man auch mal schlechtes Wetter. Der Sablet hat feine Aromen von Pflaume, Zimt, Pfeffer, Lorbeer und Veilchen.“

Sablet 2008, Côtes du Rhône Villages, 8,90 Euro

Florian Kröger, Feinkost Kröger:

„Seit 20 Jahren gehören die Weine des Familienbetriebs in Südfrankreich schon zu unserem Sortiment. Der Réserve de Laurence wurde für die Hochzeit der Tochter der Weingutbesitzer gekeltert und weil er den Gästen so gut geschmeckt hat, wurde er anschließend in den Vertrieb aufgenommen. Charakterlich geht er in Richtung eines Bordeaux. Der Wein hat weiche Tannine und ist harmonisch im Geschmack.“

Réserve de Laurence, Languedoc, 8,50 Euro

Jochen Harder, WeingutWein:

„Mein Favorit zu dieser Jahreszeit ist ein Lagrein vom Weingut Hofstätter aus Südtirol. Er passt hervorragend zu Rinderschmorbraten oder Roulade. Hierzulande kennt diesen tollen Rotwein kaum jemand. Von tiefer rubinroter Farbe präsentiert sich der Lagrein mit leichtem Duft nach Lakritz und Veilchen. Der Wein hat eine feine Würze und die Note einer reifen Pflaume am Gaumen. Beim Gedanken an den Wein gerate ich sofort ins Schwärmen.“

Lagrein 2008 vom Weingut Hofstätter, Tramin, 12,90 Euro

Christoph von Have, Weinkellerei von Have:

„Unser Hamburger Rotspon ist ein Bordeaux-Wein und für die Herbst-Winter-Zeit rundherum einsetzbar. 1994 bat uns die Senatskanzlei den Rotspon in Hamburg wieder aufleben zu lassen. Rotspon hat in den Hansestädten seit Jahrhunderten eine große Tradition. Wir importieren den losen Wein aus Frankreich. In unserer Familienkellerei liegt er dann bis zu acht Wochen in Barriquefässern, ehe er in Flaschen mit historischem Stadtwappen abgefüllt wird.“

Rotspon aus Hamburg, Bordeaux, 8,95 Euro

Hans-Henning Brügesch, Mövenpick Weinland:

„Der El Parron ist ein Wein mit sehr viel Nachdruck und einem dezent opulenteren Stil als etwa ein traditioneller Bordeaux. Er ist samtig am Gaumen mit großartiger, fast cremiger Textur. Ich sehe Ihn als Begleiter zu Gerichten von geschmortem oder kurz gebratenem Rind, Lamm oder Wild. Speisen bei denen stark reduzierte Saucen mit Fruchtkomponenten zusammen mit dem Fleisch und der Röstaromatik wirken können.“

El Parron Cabernet Blend Reserva 2009, Chile, 9,80 Euro

Lars Jacobsen, Rindchens Weinkontor:

„Der Riserva stammt aus der eher armen und abgelegenen Region Lamezia in Kalabrien. Dort hat Winzer Salvatore Lento aus den einheimischen autochthonen Rebsorten Gaglioppo, Cappuccio und Greco Nero ein Spitzencuveé gezaubert. Am Gaumen ist er würzig und kraftvoll mit Anklängen von Pflaume und Rumtopf. Die ganz leicht von Vanille und Karamell umworbenen Tannine sind samtweich, dennoch hat der Wein eine erfrischende Frucht.“

Cantine Lento Rosso Riserva 2003, Kalabrien, 13,80 Euro

Karl-Josef Krötz, Bremer Ratskeller:

„1989 kam ich von der Mosel nach Bremen und war erschlagen von der Präsenz der italienischen Weine – damals wurde viel Pinot Grigio getrunken. Ich dachte mir, da müssen wir eine Alternative anbieten! Exklusiv für uns baut Stefan Rauen an der Mittelmosel diesen Rivaner aus. Seine Weine sind unheimlich fein und gut ausbalanciert. Als würde man in einen Apfel beißen, der vorne eine zarte Süße hat welche hinten von der Fruchtsäure gebrochen wird.“

Detzemer Würzgarten Rivaner 2009, Mosel, 5,70 Euro