: Junge Welle gebrochen
Der Bayerische Rundfunk entscheidet sich gegen ein neues Jugendradio auf UKW
Am Ende haben sich die Erwachsenen durchgesetzt – und Bayern bleibt weiter ohne richtiges Jugendradio. In der heutigen Rundfunkratsitzung wird wohl verkündet, dass es keine vollwertige „Junge Welle“ des Bayerischen Rundfunks (BR) auf UKW geben wird. Angedacht als Crossover von Radio, TV und Internet wäre es die derzeit spannendste Radioidee in Deutschland gewesen (taz berichtete). Doch weil der Mut und die technischen Möglichkeiten fehlen, wird die Rundfunkanstalt weiter ungebremst altern – das Durchschnittsalter der Hörer der bestehenden fünf Wellen beträgt 50plus.
Vier Optionen hatte BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky erarbeitet, nachdem klar war, dass der Rundfunkstaatsvertrag keine neue sechste UKW-Welle zulässt. Die Idee, durch ein Zusammenlegen der Kultursender B2 und B4 Platz zu schaffen, sei aufgrund der Interessenlage nicht möglich, sagte Heide Langguth, Rundfunkrätin und bayerische DGB-Vorsitzende, der taz. Die beiden weiteren Vorschläge scheitern an der mangelhaften Technik: Das Klassikprogramm B4 ins Digitalradio (DAB) zu schieben, um einen UKW-Platz zu bekommen, ist derzeit genauso sinnlos wie der Aufbau der „Jungen Welle“ im Digitalen, wo wegen möglicher Störungen des Militärfunks nur mit minimaler Leistung gesendet werden darf. Am Küchentisch wären derzeit weder ein digitales B4 noch eine Jugendwelle zu hören.
Bleibt Option vier, die Rundfunkrätin Martina Kobriger, hauptberuflich Präsidentin des Bayerischen Jugendrings, ein „Begräbnis 2. Klasse“ nennt: Entweder soll die Website des Poprock-Senders B3 oder, so die Info aus dem BR, das bereits laufende DAB-Experiment „Das Modul“ mit einigen Ideen der „Jungen Welle“ aufgepeppt werden.
Was bleibt? Ein Hoffnungsschimmer. Am 16. Oktober werden Industrie, Politik und Bundeswehr darüber verhandeln, ob nicht doch mehr DAB-Leistung möglich ist.
Und sonst trifft wohl zu, was Kobriger sagt: „Weiter nur 1,5 Stunden Jugendradio Zündfunk für 20 Prozent der Bevölkerung. Ich bin gespannt, wann da mal ein junger GEZ-Zahler klagt, weil es für ihn kein Programm gibt.“ MAX HÄGLER