: Inklusion ist Ländersache
Niedersachsen trödelt
Bremen, Schleswig-Holstein und auch Hamburg nehmen die Menschenrechtsfrage der Inklusion ernst: Während in den drei Ländern zwischen 63,1 (Bremen) und 54 Prozent (Hamburg) der Kinder mit besonderem Förderbedarf am gemeinsamen Unterricht teilnehmen, ist in Niedersachsen unter der christdemokratischen Herrschaft kaum etwas passiert: Bis 2012/2013 war der Anteil dort auf gerade einmal 14,7 Prozent gestiegen – das ist mit großem Abstand der schlechteste Wert bundesweit, während Bremen den Spitzenplatz behauptet im Datenreport zum Thema, den die Bertelsmann-Stiftung Mitte der Woche vorgestellt hat.
„Schleswig-Holstein macht bei der Umsetzung der Inklusion weiterhin große Fortschritte“, lobte dabei Stiftungs-Vorstand Jörg Dräger, und auch Bremen kam gut weg. Während aber die Studie bemängelt, dass „die meisten Bundesländer nach wie vor weit davon entfernt“ seien, „ihrer Verpflichtung nachzukommen und Inklusion flächendeckend umzusetzen“, muss man in Niedersachsen sogar feststellen: Dort hatte man im Untersuchungszeitraum noch nicht einmal richtig angefangen damit, bevor Frauke Heiligenstadt (SPD) das Ressort übernommen hat.
Man habe sich „mit viel Engagement und Herzblut“ auf den Weg der Inklusion gemacht, wird nun in Hannover beteuert, und tatsächlich wird man bei der nächsten Auflage des Berichts wahrscheinlich die höchsten Wachstumsquoten verzeichnen können: Schon im Schuljahr 2013/14 hatte sich der Anteil verdoppelt, und auch der Abbau des Parallelsystems Sonderschule schreitet erkennbar voran. Der tut not, um finanzielle Ressourcen für eine bessere Ausstattung der gemeinsamen Schulen freizubekommen.
Geld, das in Bremen fehlt – darauf wies der dortige GEW-Chef Christian Gloede angesichts der Studie hin: Auf dem Projekt Inklusion sei in Bremen auch „viel Schminke“, befindet er.
Tatsächlich weckt Zweifel am Bremer Erfolg die Entwicklung der Diagnosen des Förderbedarfs, an die ja die Mittelzuweisung geknüpft ist. Der nämlich sinkt, während er im übrigen Deutschland kontinuierlich wächst, und überall sonst im Norden: von 4,7 auf 5,0 Prozent in Niedersachsen, von 5,3 auf 5,9 in Schleswig-Holstein und von 5,7 auf erstaunliche 8,3 Prozent in Hamburg.
Nicht so in Bremen. Dort lag er im Schuljahr 2008/09 mit 7,5 Prozent noch anderthalb Punkte überm Bundesschnitt, sollten im vergangenen Jahr nur noch 6,1 Prozent der Bremer SchülerInnen auf besondere pädagogische Zuwendung angewiesen sein – während der deutsche Mittelwert auf 6,6 Prozent angestiegen ist. BES