: Betr.: kinotaz nord
A
Am Anfang war das Licht Österreich 2010, R: P.A. Straubinger
„P.A. Straubinger hat Menschen getroffen, die seit Jahren ohne Essen und Trinken überleben und sich nur von Licht ernähren, lässt aber auch Schulmediziner, Biologen und Physiker zu Wort kommen. Die ebenso spannende wie facettenreiche Reportage betrachtet das jahrtausendealte Phänomen der Lichtnahrung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und liefert dabei verblüffende Einsichten und Erklärungen.“ (Cinema) GÖ, H, HH
B
Bal – Honig Türkei/Deutschland 2009, R: Semih Kaplanoglu, D: Boras Altas, Erdal Besikçioglu
„„Bal - Honig“ entführt uns - fern im Nordosten der Türkei - in den tiefsten, dunkelsten, geheimnisvollsten Wald, den man sich denken kann. Der siebenjährige Yusuf, der mit Mutter und Vater, einem Imker, allein am Waldrand lebt, wird in der Dorfschule als heilloser Stotterer verlacht, doch wenn er für sich ist, fließen ihm die Worte ganz leicht über die Lippen: Koran-Texte oder ein Gedicht von Arthur Rimbaud, das er zufällig gehört hat. Und eines Tages bricht der kleine Träumer auf, um seinen verschwundenen Vater suchen zu gehen, tiefer und tiefer hinein in den Wald. Der Film von Semih Kaplanoglu, 47, der im Februar in Berlin als Gewinner des Goldenen Bären gefeiert wurde, macht das Archaische nicht idyllisch; er ist herb, doch er verzaubert durch seine Kunst, mit den zartesten Mitteln Auge und Ohr für die Weltwahrnehmung eines Kindes zu öffnen.“ (Der Spiegel) BS, FL, H, HB, HH, HL, LG, OL
Banksy: Exit Through the Gift Shop Großbritannien 2010, R: Banksy
„Banksy - Exit Through the Gift Shop“ zeigt den berühmtesten Street-Art-Künstler der Welt, dem es sogar gelungen ist, die Grenzmauer im Westjordanland im Nahen Osten mit seinen Graffiti zu verzieren, ohne seine wahre Identität preiszugeben. Der Film, bei dem (der mutmaßlich in Großbritannien geborene) Banksy Regie führte, ist das Selbstporträt eines Phantoms, das sich bei seinen tollkühnen Aktionen gern über die Schulter, aber nie ins Gesicht schauen lässt. Zugleich erweist sich das Werk als eine amüsante Satire über einen hypertrophen Kunstmarkt. Weil Banksy bei seinen Aktionen oft die Grenze zur Kriminalität überschreitet, funktioniert der Film streckenweise wie ein Thriller.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OS
Bizarre Cinema: The Brute Man USA 1946, R: Jean Yarbrough, D: Rondo Hatton, Tom Neal / Originalfsssung ohne Untertitel
„Voller Stolz wurden in den 40er Jahren Rondo Hatton‘s Filme mit dem Slogan beworben: „Universal‘s erstes Monster ohne Maske“, bevor er sich dann 1946 aus dem Leben verabschiedete. Sein hier vorgestellter, letzter Film ist ein unglaublicher Horror Thriller im Format von Tod Browning‘s „Freaks“, welcher es leider nie nach Europa in die Kinos geschafft hat.“ B-movie) HH
Breath Made Visible: Anna Halprin Schweiz/USA 2009, R: Ruedi Gerber
“Porträt der knapp 90-jährigen Tanzkünstlerin Anna Halprin, das mit viel Archivmaterial die bewegte Lebens- und Entwicklungsgeschichte der Künstlerin sicht- und nachvollziehbar macht. So sorgte Halprin in den 1970er-Jahren mit politischen Performances für Furore und prägte den modernen Ausdruckstanz entscheidend mit. Allerdings verharrt der Dokumentarfilm weitgehend bei den (Selbst-) Inszenierungen Halprins; eine distanzierte Betrachtung oder gar Hinterfragung ihres Schaffens findet kaum statt.“ (filmdienst) H, KI
Buried – Lebend begraben Spanien 2010, R: Rodrigo Cortés, D: Ryan Reynolds, Robert Paterson
„„Buried - Lebend begraben“ findet sich ein amerikanischer, im Irak arbeitender Lkw-Fahrer wieder, als er nach einer Entführung in einer Kiste unter dem Wüstenboden aufwacht. Sein möglicher Sarg ist der einzige Schauplatz im zweiten Spielfilm des spanischen Regisseurs Rodrigo Cortés, der seinem Protagonisten immerhin ein Handy gönnt, damit der mit den Entführern oder seinem wenig hilfsbereiten Arbeitgeber in den USA kommunizieren kann. Neben ein paar geschickt gestreuten Überraschungen sorgt der einzige sichtbare Darsteller Ryan Reynolds mit einer glänzenden Leistung dafür, dass es durchgehend spannend bleibt.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OS, SN
C
Carlos - Der Schakal Frankreich 2010, R: Olivier Assayas, D: Edgar Ramirez, Anna Thalbach
„Das opulenten Epos über den Terroristen Ramirez Sanchez, genannt Carlos ist eine mitreißende Tour de force durch mehr als zwei Jahrzehnte europäischer Geschichte, nicht eine Sekunde der Laufzeit von fünf Stunden und 33 Minuten zu lang. Selten wurde im Film so packend von Logistik erzählt, von den Planungen der Anschläge, der Überfälle und der Fluchten. Vielleicht gab es noch nie einen Spielfilm mit so vielen Flughafen-Szenen. Der Film von Assayas ist schnell, manchmal hyperventiliert er wie sein Held, verliert aber nie seinen epischen Atem. Wenn es darauf ankommt, nimmt er sich Zeit: Die Geiselnahme der Öl-Minister der OPEC 1975 in Wien allein nimmt etwa ein Viertel des Films ein.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, LG, OL, OS
Chandani und ihr Elefant Deutschland 2009, R: Arne Birkenstock
„Eine 17-jährige Schülerin aus Sri Lanka will Elefantenführerin werden und damit die Familientradition fortsetzen, was allerdings auf Widerstände stößt, da dieser Beruf Männern vorbehalten ist. Ihr Vater unterstützt sie allerdings, indem er ihr einen jungen Elefanten besorgt. Ein bemerkenswerter Dokumentarfilm für Kinder, der fremde Länder und Bräuche nahe bringt und kindliches Selbstbewusstsein fördert. Darüber hinaus erteilt der Film kindgemäße Lektionen in Sachen Verantwortungsbewusstsein und erzählt eine kleine Emanzipationsgeschichte.“ (filmdienst) H, HB, HH, LG, OL
Comrades in Dreams Deutschland 2006, R: Uli Gaulke
“Porträt von passionierten Kinobetreibern in Indien, Nordkorea, Burkina Faso und den USA. Der Dokumentarfilm vermittelt nicht nur spezifische Eindrücke aus den gänzlich verschiedenen Ländern, sondern ist auch ganz nah bei den vier Protagonisten mit ihrer Leidenschaft fürs Kino jenseits kultureller Gegensätze.“ (tip) HB
D
Das Deutsche Kettensägenmassaker Deutschland 1090, R: Christoph Schlingensief, D: Karina Fallenstein, Alfred Edel
„„Das Deutsche Kettensägenmassaker“ zählt neben etwa von Sternbergs „Der blaue Engel“, Staudtes „Der Untertan“, Kluges „Die Patriotin“, Fassbinders „Lola“, Schlöndorffs „Die Blechtrommel“, zu den filmischen Schlüsselwerken der deutschen Geschichte, weil der Film Geschichte da verortet, wo sie eigentlich passiert: in dem, was feuilletonistischer Geist gern verdrängt, im puren Körper (und seiner Verwendung), und heute und gestern: im Grinsen des Totalkapitalismus, im systemimmanenten Verdikt zum mentalen Töten, Sterben, Quälen, Leiden. Der Film über das Irresein in Deutschland. Adorno nannte dergl. noch höflich: „Das Unbehagen in der Kultur“.“ (Andreas Thomas) HB
Draußen am See Deutschland 2009, R: Felix Fuchssteiner, D: Elisa Schlott, Petra Kleinert
„Die plötzliche Arbeitslosigkeit des Vaters bringt das fragile emotionale Gleichgewicht einer Familie ins Wanken. Die 14-jährige Tochter stürzt in eine tiefe Krise, als sie mit ansehen muss, wie ihre Eltern ein neugeborenes Kind töten und begraben. Nach dem Prinzip einer Soap Opera reiht der Film Problem an Problem, ohne seine Figuren und deren soziales Umfeld glaubhaft zu konturieren. Der klischeehafte Reigen „aktueller“ Brennpunktthemen gefällt sich in purer Oberflächlichkeit.“ (filmdienst) HH
Duell der Magier USA 2010, R: Jon Turteltaub, D: Nicolas Cage, Jay Baruchel
„Plasmablitze aus dem Hause Disney. Im New York der Gegenwart, wo sich gute Merlinier und böse Morganier bekämpfen, wird ein tollpatschiger Physikstudent zum modernen Zauberlehrling wider Willen. Jay Baruchel als Supernerd next door, Nicolas Cage als spreizhändig gestikulierender Meistermagier und Monica Bellucci mit verspiegelten Kontaktlinsen sind kaum mehr als Komparsen in dieser mit Spezialeffekten überfrachteten Weltretter-Mär.“ (tip) HB
Dunia Ägypten 2005, R: Jocelyn Saab, D: Hanan Turk, Mohamed Mounir
„Eine lebenshungrige Ägypterin fühlt sich von den Geheimnissen des Sufismus und dessen Poesie angezogen und möchte nach ihrem Literaturstudium eine Ausbildung als Tänzerin machen. Doch ihr Bewerbungstanz erscheint der Aufnahmejury erotisch zu aufgeladen. Tatsächlich bricht die Frau aus ihrer Ehe aus, als sie einen Schriftsteller kennen lernt, der sie mit der sinnlichen Kraft der Sprache vertraut macht. Der souveräne Film spricht Themen an, die nicht nur im arabischen Kino unerwünscht sind: Emanzipation, Selbstverwirklichung, sexuelle Selbstfindung, und schreckt auch vor dem Tabu der klitoralen Beschneidung nicht zurück. Ein mutiges Drama, der in seinem Ursprungsland für politische Aufregung sorgte.“ (filmdienst) HB
E
Eat Pray Love USA 2010, R: Ryan Murphy, D: Julia Roberts, James Franco
„„Eat, Pray, Love“ lautet die Methode der New Yorker Journalistin Liz (Julia Roberts), um die Sinnkrise nach ihrer Scheidung zu überstehen. Je vier Monate verbringt sie als Luxus-Aussteigerin in Ländern, die mit dem Buchstaben „I“ beginnen, „I“ wie ich. In Italien isst sie gut, in Indien meditiert sie, auf der indonesischen Insel Bali verfällt sie Felipe, einem Brasilianer (Javier Bardem). Regisseur Ryan Murphy (“Glee“) hat für seinen Film fast alle selbstironischen Passagen aus dem autobiografischen Bestseller von Elizabeth Gilbert gestrichen. Übrig bleiben eine eher schlichte Glückskeks-Philosophie, wunderschön abgefilmte Nudelgerichte und das strahlende Lächeln von Julia Roberts.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
Egomania – Insel ohne Hoffnung Deutschland 1986, R: Christoph Schlingensief, D: Tilda Swinton, Udo Kier
„Ein Film Schlingensiefs aus dem Jahr 1986, mit Tilda Swinton als Brünhilde in einem heftigen Melodram, in dem ein vampirartiger Baron (Udo Kier) die Tristesse seines Reiches durch eine wahre Liebe bedroht sieht.“ (taz) HB
Das Ende ist mein Anfang Deutschland 2009, R: Jo Baier, D: Bruno Ganz, Elio Germano
„Tiziano Terzani liegt im Sterben. In langen Gesprächen mit seinem Sohn nimmt der Südostasien-Korrespondent Abschied vom Leben. Nach dem Tod seines Vaters hat Folco Terzani diese letzte Begegnung zu einem bewegenden Bestseller verarbeitet. Dass Jo Baiers Verfilmung auf Rückblenden verzichtet und sich ganz auf das Charisma von Hauptdarsteller Bruno Ganz verlässt, ist ebenso gewagt wie konsequent - hätte der eitle Terzani tatsächlich etwas zu sagen. Doch so flüchtet sich der Film immer wieder in idyllische Naturaufnahmen und sentimentale Stimmungen.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
Die etwas anderen Cops USA 2010, R: Adam McKay, D: Mark Wahlberg, Will Ferrell
„Auch wenn er von seinen Kollegen so wahrgenommen wird, Detective Allen Gamble ist kein vollkommener Trottel, aber einer, der Büroarbeit mehr schätzt als den Einsatz auf der Straße. Sehr zum Leidwesen seines Kollegen Terry Hoitz, eines schießwütigen Hitzkopfes, der Gamble nach einer Strafversetzung als Partner zugeteilt wurde. Die große Chance, ihr Loser-Image loszuwerden, bietet sich den beiden Cops, nachdem die Helden des Reviers ausfallen und sich eine harmlose Anzeige zu einer gigantischen Verschwörung ausweitet. Klar, dass zu so einem Szenario Action gehört - die gibt es, und sie kann sich auch sehen lassen. Es ist der Wortwitz, aber auch die Darstellung von etwas Verrücktem als etwas vollkommen Normalem, was den Reiz dieser Komödie ausmacht.“ (Cinema) BHV, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
F
Fish Tank Großbritannien 2009, R: Andrea Arnold, D: Katie Jarvis, Michael Fassbender
„Der Umgangston ist rau, auch die Begegnungen mit anderen Jugendlichen enden zumeist mit handfesten Prügeleien. Nur wenn Mia in einer leer stehenden Wohnung allein tanzt, ist sie für einen kurzen Moment ganz bei sich. Andrea Arnold findet in all der Tristesse immer wieder Momente unerwarteter Schönheit - auch weil Newcomerin Katie Jarvis den burschikosen Charme des zornigen Teenagers mit unverfälschter Intensität verkörpert.“ (Cinema) HH, KI
G
Gainsbourg: Der Mann der die Frauen liebte Frankreich/Deutschland 2010, R: Joann Sfar, D: Eric Elmosnino, Lucy Gordon
„Gainsbourg war einer der erfolgreichsten französischen Musiker des 20. Jahrhunderts. Serge Gainsbourg (1928 bis 1991) schrieb Lieder für Juliette Gréco und France Gall; diverse Affären und das Stöhn-Duett „Je t‘aime; moi non plus“ mit Jane Birkin machten ihn zum Star. Regisseur Joann Sfar verwandelt Gainsbourgs Leben in eine wunderbare Tragikomödie mit surrealistischem Einschlag: Hauptdarsteller Éric Elmosnino wird verfolgt von einem jüdischen Über-Ich, verkörpert durch eine Puppe mit markanter Nase.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI
Goethe! Deutschland 2010, R: Philipp Stölzl, D: Alexander Fehling, Moritz Bleibtreu
„Er ist nationales Kulturgut, trotzdem befassen sich Jugendliche heute nur ungern mit Goethe, wenn sie im Deutschunterricht mit dem „Werther“ oder dem „Faust“ traktiert werden. Vielleicht hilft dieser erfrischende Film, den „Dichter und Denker Nummer eins“ neu für sich zu entdecken. Ohne sich zwanghaft an die historischen Details zu klammern, zeigen Stölzl und sein Hauptdarsteller Alexander Fehling Goethe als „jungen Wilden“ des 18. Jahrhunderts und erzählen mitreißend die Geschichte seiner (unerfüllten) ersten Liebe. An Tiefgang und einer Einordnung Goethes in seine Zeitgeschichte lässt es dieses Porträt leider etwas fehlen.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Gregs Tagebuch - Von Idioten umzingelt! USA 2010, R: Thor Freudenthal, D: Zachary Gordon, Robert Capron
Die Schule ist ein Ort des Schreckens – so empfinden es viele, wenn nicht die Mehrheit der Kinder und Teenager und ganz vergessen werden sie diesen Horror auch als Erwachsene nicht. Deshalb kann sich bei dieser Komödie über das erste Jahr eines kleinen Jungen auf der Junior Highschool sowohl ein junges wie auch ein erwachsenes Publikum sofort einfühlen Und so wächst einem Greg Heffley zu Beginn des Films schnell ans Herz. Denn er ist einer von jenen ewigen Verlierern, die schlau genug sind, ihre eigene Misere zu erkennen und versuchen, mit immer neuen Strategien in ihrer Klasse beliebt und erfolgreich zu werden, dabei aber ständig tragikomisch scheitern. Der Film nimmt sein Publikum, egal welchen Alters, ernst – und gerade deswegen zünden seine Lacher so gut. Auf solch ein Leitmotiv wie die faulende Käsescheibe, deren Berührung jedes Kind zu einem Aussätzigen macht, kommt nur ein Autor, der genau darum weiß, wie gefürchtet und vernichtend die Verachtung durch die Mitschüler sein kann. (hip) H, HH
Der große Kater Schweiz/Deutschland 2009, R: Wolfgang Panzer, D: Bruno Ganz, Ulrich Tukor
„Auf der Basis eines autobiografisch gefärbten Romans von Thomas Hürlimann erzählt der Film von einer Intrige gegen den schweizerischen Bundespräsidenten (Bruno Ganz), der am Scheitelpunkt seiner Macht in politische und private Konflikte gerät, als ein langjähriger Weggefährte (Ulrich Tukur) Ränke gegen ihn schmiedet. Was von Hürlimann als Konfrontation von politischen Machtstrategien und privaten Gefühlen angelegt ist, verpufft in dieser Filmadaption zu einer banalen Polit-Seifenoper, die nur durch das schauspielerische Charisma des Hauptdarstellers halbwegs am Leben erhalten wird. Deshalb dennoch sehenswert!“ (Rheinischer Merkur) GÖ, H, HB, HH, KI
Groupies bleiben nicht zum Frühstück Deutschland 2010, R: Marc Rothemund, D: Anna Fischer, Kostja Ullmann
„Eine Berliner Gymnasiastin kehrt nach einem Auslandsjahr in Amerika an ihre alte Schule in Schöneberg zurück und hat Mühe, sich im Alltag wieder zurechtzufinden. Als sie sich im Tierpark in einen Jungen verliebt, hat sie keine Ahnung, dass sie ihr Herz ausgerechnet an den Sänger einer lokalen Boygroup verloren hat, der zudem vertraglich zum Single-Dasein verpflichtet ist. Regisseur Marc Rothemund erzählt diese ganz auf die Zielgruppe pubertierender Mädchen zugeschnittene Romanze mit Leichtigkeit. Obwohl der Plot vorhersehbaren Standards folgt und Klischees bemüht, überzeugt der Film durch seine beiden Hauptdarsteller.“ (Rheinischer Merkur ) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS
Guru – Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard Schweiz 2010, R: Sabine Gisiger, Beat Häner
„In den 1970er-Jahren war der Ashram des Bhagwan Shree Rajneesh in Poona magischer Anziehungspunkt für alle, die durch Meditation und tantrischen Sex nach einem höheren Bewusstsein strebten. Nach dem Umzug der Kommune in die Berge Oregons mündete das Experiment in einen destruktiven Albtraum. Der chronologisch strukturierte Dokumentarfilm versucht mit Hilfe zweier Vertrauter des Bhagwan, die Frage zu klären, warum das Projekt scheiterte, gelangt aber über allgemeine Erklärungen nicht hinaus. Vor allem vermag er nicht plausibel zu machen, worin eigentlich die Faszination des Bhagwan und seiner Lehre bestand.“ (filmdienst) HB, HH, KI
H
Hochzeitspolka Deutschland/Polen 2010, R: Lars Jessen, D: Christian Ulmen, Katarzyna Maciag
„Der deutsche Firmenchef Frieder steht vor der Hochzeit mit der Polin Gosia. Dann tauchen seine alten Bandkumpels überraschend am Polterabend auf: der Beginn einer ganzen Reihe chaotischer Verwicklungen, bei denen Polen und Deutsche mehr als einmal aneinandergeraten. Das Fehlen jeglicher „Political Correctness“ verleiht dem Tohuwabohu anfänglich einen etwas rauen Charme, der aber durch penetrante Redundanz rapide an Wirkung verliert. Beide Seiten kriegen ihr Fett ab, was vielleicht auch an der Co-Regie und Co-Autorenschaft von Przemyslaw Nowakowski liegt. Gepfefferter Humor, nicht selten auch tief unter der Gürtellinie, der Verbindendes und Trennendes hervorhebt, mischt sich mit teilweise gelungener Situationskomik. Das macht die Gratwanderung zur Klamotte nur leidlich erträglich.“ (br-online) BHV, HH, KI, OL
Das Hofkonzert Deutschland 1936, R: Detlef Sierck, D: Martha Eggerth, Johannes Heesters
„Eine kleine Residenz am Main zur Biedermeierzeit. Eine inkognito reisende Münchner Sängerin, die ihren unbekannten Vater sucht, springt beim Hofkonzert für eine launische Primadonna ein. In dem gütigen Landesherrn findet sie ihren Vater, in einem adeligen Leutnant den passenden Bräutigam. Der Däne Detlef Sierck, später in Hollywood als Douglas Sirk mit effektvollen Melodramen noch erfolgreicher, inszenierte das heiter-liebenswürdige Spiel mit Spitzweg-Idyllen, einigen Sentimentalitäten und ausgiebigen Gesangspartien: Martha Eggerth singt überall, auch im Badewasser.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH
I
I Am Love Italien 2009, R: Luca Guadagnino, D: Tilda Swinton, Flavio Parenti
„Tilda Swinton als schöne Industriellengattin, die aus dem goldenen Käfig ausbricht. Impressionistische Neuinterpretation des klassischen Melodramas, voller schöner und entrückter Bilder.“ (tip) BS, H, HB, HH
Ich – einfach unverbesserlich USA 2010, R: Chris Renaud
„Auch die Universal Studios haben es also neuerdings auf ein Stück vom grossen Animationsfilmkuchen abgesehen. Diesen Platz beanspruchen sie zu Recht, denn bereits die erste 3D-Produktion Despicable Me überzeugt auf ganzer Linie! Die perfekt sitzenden Animationen und die abgedrehte Story um einen Fiesling, der zum Kinderfreund mutiert, sind grossartig. Hauptfigur Gru gerät wird im Laufe der Handlung zunehmends in den Hintergrund, denn nicht nur seine gelben Zwergenkameraden stehlen ihm die Show, auch die drei Waisenmädchen sind herzallerliebst. Nicht zu vergessen: der verrückte Professor und die toughe, alte Mum von Gru (Stimme: Julie Andrews). Dieses Sammelsurrium von skurrilen Persönlichkeiten und Erfindungen tragen sehr zum Gelingen des tollen 3D-Animationsspasses bei, der seine Moral nicht altbakken oder aufdringlich, sondern immer kindgerecht und mit sehr viel Wärme verpackt.“ (groarr.ch) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Im Oktober werden Wunder wahr Peru 2010, R: Diego Vega, Daniel Vega, D: Maria Carbajal, Carlos Gassols
„Das geregelte Leben des hartherzigen Pfandleihers Clemente gerät aus den Fugen, als er in seiner Wohnung ein Baby findet. In streng komponierten Bildern schildert der wortkarge peruanische Film die Läuterung einer verlorenen Seele, wirkt durch seine parabelhafte Erzählform aber allzu schematisch.“ (Cinema) HH
Im Schatten Deutschland 2010, R: Thomas Arslan, D: Misel Maticevic, Karoline Eichhorn
“Im Schatten“ ist eine brilliante, lakonische Genre-Reduktion, angesiedelt zwischen Noir, Thriller und Gangsterfilm. Der Film erzählt mit packender Stringenz die Geschichte eines Überfalls auf einen Geldtransporter und ist dabei ganz lakonisch auf die Ökonomie und passgenaue Choreographie der Gesten und Handlungen konzentriert.“ (tip) KI
Inception USA 2010, R: Christopher Nolan, D: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt
„„All that we see / is but a dream within a dream“ dichtete einst Edgar Allen Poe. Christopher Nolan hat dieses Konzept der ineinander verschachtelten Träume mit seiner Geschichte von Traumdieben, die in die nächtlichen Fantasien anderer Menschen eindringen um sie zu plündern oder zu verändern, zu einem überbordenden filmischen Labyrinth weitergesponnen. Wenn sich der Zuschauer beim ersten Sehen unweigerlich zwischen den verschiedenen Traumebenen verirrt, ist das bei einer Fantasie über die Fantasie nur folgerichtig, denn wenn diese konsequent durchdacht wird, muss sie eher einer Traumlogig als einer konventionellen Dramaturgie folgen. In der Traumwelt dieses Films ist alles möglich - es muss nur realistisch dargestellt und in sich schlüssig sein. Und diese Aufgabe meistert Nolan souverän, indem er nicht nur surreale Schauplätze wie eine zerbröselnde Metropole kreiert, sondern auch mit der relativen Zeit in den ineinander liegenden Traumphasen spielt oder scheinbar die Schwerkraft außer Kraft setzt. (hip) H, HH, LG
In ihren Augen Argentinien 2009, R: Juan José Campanella, D: Ricardo Darín, Soledad Villamil
Auf den ersten Blick scheint „In ihren Augen“ ein Polizeithriller zu sein, in dem gezeigt wird, wie Polizei und Staatsanwaltschaft im Argentinien von 1974 einen Fall von brutaler Vergewaltigung und Mord untersuchen und schließlich aufklären. Aber der Film zwingt das Publikum von Anfang an dazu, genauer hinzusehen. Dabei wirkt er nie überladen oder konstruiert, denn Campanella entpuppt sich auch als ein Meistererzähler, dem es gelingt, dass das Publikum immer gespannt bleibt, was als nächstes passiert. Dabei kann es laufend neue Leidenschaften und Geheimnisse entdecken, durch die es ein tieferes Verständnis der Charaktere bekommt. Solch ein ambitionierter, origineller und humaner Film gelingt einem Regisseur selten. (hip) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OS
J
Jackass 3D USA 2010, R: Jeff Tremaine, D: Johnny Knoxville, Bam Margera
„Johnny Knoxville und sein Team sorgten von 2000 bis 2002 auf MTV mit ihrer Serie Jackass für durchgeknallte Unterhaltung. Eine Gruppe Freunde aus der Skaterszene verletzt sich vorsätzlich selbst in waghalsigen Stunts und Streichen und garniert wird das Konzept mit Humor weit unter der Gürtellinie. Wer mit „Jackass“ nichts anfangen kann meidet den Film, die Fans der Serie werden auch mit diesem Film ihren Spaß haben. Ein paar Auffälligkeiten seien dennoch erwähnt: Hauptdarsteller Johnny Knoxville muss sich manchmal arg bemühen über die Gags noch zu lachen und der 3D Effekt erscheint nur in der Intro- und Abschlusssequenz, die im Studio gedreht wurden, sinnvoll.“ (filmering.at) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Jud Süß -Film ohne Gewissen Deutschland 2010, R: Oskar Roehler, D: Tobias Moretti, Moritz Bleibtreu
„Melodram um den österreichischen Schauspieler Ferdinand Marian und die Folgen seiner Bereitschaft, die Hauptrolle in dem antisemitischen Propagandafilm „Jud Süß“ zu übernehmen. Von der geschickten Machart dieses Film ist Regisseur Oskar Roehler so fasziniert, dass er sich der gleichen Mittel bedient - Geschichtsklitterung, publikumswirksames Melodrama, überhitzte Kolportage bis an die Grenze der Lächerlichkeit -, aber nicht wirklich weiß, was er überhaupt damit sagen will.“ (tip) HH
K
Kinshasa Symphony Deutschland 2010, R: Claus Wischmann, Martin Baer
„Armut und Bürgerkrieg prägen unsere Vorstellung von der Demokratischen Republik Kongo. Ein ganz anderes Bild zeichnet diese lebendige Doku über das einzige Symphonieorchester Zentralafrikas und den entbehrungsreichen Alltag seiner Musikerinnen und Musiker, die ihre Instrumente zum Teil selbst bauen. Eine Ode an die Freude aus den Slums von Kinshasa!“ (Cinema) H, HB, OS
Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Maxime Godart, Valerie Lemercier
„Der kleine Nick“ ist kein Porträt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, sondern die Geschichte des - weit populäreren - Helden aus den Bestsellern von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Rund fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung verwandelt der Regisseur Laurent Tirard das Kinderbuchidol in einen Kinostar. Tirard, vertraut im Umgang mit französischen Nationalheiligtümern (“Molière“), bewahrt den fröhlich-nostalgischen Charme der Vorlage, indem er die Freuden und Dramen der Kindheit konsequent aus der Sicht des Jungen zeigt, komische Missverständnisse eingeschlossen. Nicks größte Sorge: Seine Mutter könnte schwanger sein und ein kleiner Bruder ihm zu Hause den Rang ablaufen.“ (Der Spiegel) FL, GÖ, H, HH, KI
Die kommenden Tage Deutschland 2010, R: Lars Kraume, D: Bernadette Heerwagen, Daniel Brühl
„Vor dem Hintergrund eines neuen Golfkrieges und inmitten eines gegen Migranten abgeriegelten Europas erzählt der Film die Tragödie einer Berliner Anwaltsfamilie in den Jahren 2012/2020, deren persönliche Dramen sich mit den Zerfallsprozessen der europäischen Sozialstrukturen verweben. Ein ehrgeiziger Versuch, gegenwärtige Gegebenheiten spannend weiter zu denken. Der dystopische Entwurf scheitert jedoch, weil er vielen Facetten dramaturgisch nicht in den Griff bekommt; allzu oft unterminieren Regie- oder Drehbucheinfälle die Handlungslogik der ansonsten überzeugenden Mischung aus Science Fiction und Drama. Charismatische Schauspieler und die atmosphärische Bildgestaltung gleich das nur bedingt aus.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Konferenz der Tiere Deutschland 2010, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe
„Neue Filmadaption von Kästners klassischem Kinderbuch, in der die Tiere sich zum Kampf gegen die Vernichtung ihrer Lebensräume zusammentun und bis zur UN nach New York ziehen. Putziger und kindgerechter Öko-Agitprop in moderner 3D-Animation.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Das Konzert Frankreich/Belgien/Italien/Rumänien 2009, R: Radu Mihaileanu, D: Alexej Guskow, Dmitri Nazarow
„“Das Konzert“ erzählt vom Comeback eines russischen Komponisten (Alexej Guskow), der vor 30 Jahren von den Kommunisten seines Amtes enthoben wurde und nun in Paris Tschaikowskis elegisches Konzert für Violi(Der Spiegel)ne und Orchester dirigieren soll. Der rumänischstämmige Regisseur Radu Mihaileanu (“Zug des Lebens“) lässt eine wüste Bande wodkaseliger Musikanten mit Pauken und Trompeten in die französische Hauptstadt einfallen. Im rasant-rustikalen Stil eines Stehgeigers, dem es nichts ausmacht, wenn er mal den falschen Ton trifft, hetzt Mihaileanu seine Figuren durch eine amüsante Tour de Force ebenso aberwitziger wie sentimentaler Situationen.“ (Der Spiegel) H, KI
L
Lebanon Israel/Deutschland 2009, R: Samuel Maoz, D: Reymond Ansalem, Ashraf Barhom
„Rund 20 Jahre nach dem Libanonkrieg stellt sich der Regisseur Samuel Maoz, der selbst als junger Mann dort kämpfte, in diesem Antikriegsfilm seinen traumatischen Erinnerungen: Aus radikal subjektivem Blickwinkel schildert er die Erlebnisse israelischer Soldaten, die im Inneren eines Panzers in feindliches Gelände vorrücken. Politische Perspektiven werden ausgeblendet bei dieser klaustrophobisch-suggestiven Herangehensweise, die den Zuschauer förmlich zu den jungen Männern in den Panzer sperrt und nachfühlbar macht, wie sich ihre Situation zwischen ständiger Todesangst und dem Schrecken, selbst töten zu müssen, zuspitzt.“ (Rheinischer Merkur) HH, KI
Die Legende der Wächter USA, Australien 2010, R: Zack Snyder
„Fantasy-Animationsfilm um den martialischen Kampf von guten Eulen gegen böse Eulen. Helm aufgesetzt, Kampfkralle angelegt, und schon geht‘s los. Die Gemüter und die Motivationen der Protagonisten gestalten sich eher schlicht, präsentiert wird das Ganze in einem hyperrealistischen Stil, der jede Feder und jeden Wassertropfen detailliert erkennen lässt. Das ist eine beeindruckende Rechenleistung moderner Computer, aber deswegen geht man nicht unbedingt ins Kino - und schon gar nicht mit Kindern.“ (tip) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Der letzte Exorzismus USA 2010, R: Daniel Stamm, D: Patrick Fabian, Ashley Bell
„Ein reumütiger Priester will vor laufender Kamera beweisen, dass die Austreibung von Dämonen ein raffinierter Schwindel ist - und gerät in Teufels Küche. “Der letzte Exorzismus“ ist ein Horrorfilm für Zuschauer, die dieses Genre ansonsten meiden wie der Teufel das Weihwasser. Die verstörende Unmittelbarkeit des dokumentarischen Erzählens versetzt den Zuschauer in einen Zustand wachsenden Unbehagens, statt ihn mit Schockmomenten zu terrorisieren.“ (Cinema) HB
M
Machete USA 2010, R: Ethan Maniquis, Robert Rodiguez, D: Robeet de Niro, Jessica Alba
„Der narbengesichtige Danny Trejo kämpft an der Seite von Michelle Rodriguez gegen die korrupte Latinohasser der USA (Robert De Niro und Don Johnson), für das Existenzrecht der Migranten und schneidige Macheten-Action. Ein unerwartet amüsanter Ausflug ins Fabelland der Exploitation.“ (tip) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN
Maos letzter Tänzer Australien 2009, R: Bruce Beresford, D: Chi Cao, Chengwu Guo
„Verfilmung der Autobiografie des chinesischen Balletttänzers Li Cunxin, der in den 1980er-Jahren in Amerika Karriere machte. Der Film konfrontiert Lis erste Schritte in den USA mit Erinnerungen an die ärmliche Kindheit in China sowie an die negativen Erfahrungen mit dem ideologischen Kunstverständnis an der Pekinger Tanzakademie. Als die chinesische Regierung Li wieder in die Volksrepublik zurück schicken will, steht der Tänzer vor einer schweren Entscheidung. Ein lauwarmes Melodrama, das jede substanzielle Auseinandersetzung mit der Verschlingung von Kunst, politischer Ideologie und persönlicher Identität meidet. Konturlose Figuren und eine Regie, die Schmerzhaftes und Dramatisches zugunsten von Rührung und Harmonie herunter spielt, rauben dem Film die Spannung.“ (filmdienst) BS, H, HB, HH, HL, KI, OS
Mammuth Frankreich 2010, R: Benoit Delépine & Gustave de Kervern, D: Gérard Depardieu, Yolande Moreau
Massig sitzt Gérard Depardieu auf seiner alten Mammuth und juckelt seiner Vergangenheit nach, denn die Rentenbehörde verlangt Verdienstbestätigungen für das chaotische Arbeitsleben des Schlachtergehilfen im Ruhestand. Im Grunde reist Depardieu nur durch die Gegend um alte Freunde und Feinde zu treffen, aber die Rolle passt ihm wie angegossen und so genügt es, wenn die beiden Regisseure Benoit Delépine und Gustave Kervern ihn in skurrile Situationen hineinstellen. Depardieu macht daraus zugleich berührende und hochkomische Mini-dramen. (hip) BHV, BS, GÖ, HH
Milarepa – Der Weg zum Glück Bhutan 2006, R: Neten Chokling, D: Kelsang Chukie Tethong, Jamyang Lodro
„Erster Teil der Lebensgeschichte des tibetischen Mystikers Thopaga, der Ende des 11. Jahrhunderts als von Rachegefühlen besessener Jüngling in die schwarze Magie eingeführt wird und damit Unheil stiftet. Entsetzt über die mörderischen Folgen, sucht er nach Vergebung. Das märchenhafte Drama spiegelt den Weg des Protagonisten in der rauen Gebirgslandschaft Tibets wie auch in den Gesichtern der Menschen, hinterlässt durch den unbekümmerten Umgang mit Spezialeffekten aber einen zwiespältigen Eindruck.“ (filmdienst) HH
Moon Großbritannien 2009, R: Duncan Jones, D: Sam Rockwell, Dominique McElligott
“Ein Astronaut, der allein eine vollautomatisierte Tagebau-Anlage auf dem Mond betreut, beginnt, sich gegen die Anweisungen seiner Firma und des Bordcomputers zu wehren. Dabei entdeckt er, dass er doch nicht ganz alleine ist, als er einem merkwürdigen Doppelgänger begegnet. Kammerspielartiges Science-Fiction-Drama, das mit Referenzen an Klassiker eine spannungsreiche Assoziationskette um Frage nach Einzigartigkeit und Originalität in Gang setzt, ohne jedoch die philosophischen Tiefendimensionen der Vorbilder anzustreben. Ein ruhig erzählter, vor allem formal überzeugender Genrefilm.“ (filmdienst) H, HH
N
Nichts ist besser als gar nichts Deutschland 2010, R: Jan Peters
„Hintergründig-ironischer Dokumentarfilm über den Selbstversuch des Regisseurs Jan Peters, als freiberuflicher Reisebegleiter im U-Bahngebiet von Frankfurt sein Auskommen zu finden. Der Film taucht dabei in die obskure Welt der Nebenjobs und prekären Existenzmodelle ein und erkundet humorvoll-pointiert die strukturellen Defizite einer Gesellschaft, der angeblich die Arbeit ausgeht. Ein dezidiert sanfter Film über eine harte Wirklichkeit, der seine Wirkung erst im Nachhinein entfaltet.“ (filmdienst) HH
O
Ondine – Das Mädchen aus dem Meer Irland/USA 2009, R: Neil Jordan, D: Colin Farrell, Alicja Bachleda-Curus
„Ein einsamer Fischer zieht eine schöne junge Frau aus dem Meer, die ihm neuen Lebensmut schenkt und die Fantasie seiner schwer kranken, im Rollstuhl sitzenden Tochter anregt. Märchenhaftes, in den Hauptrollen hervorragend gespieltes und atemberaubend fotografiertes Drama, das Mythen der deutschen Romantik mit der irischen Sagenwelt zu einer überlebensgroßen Liebesgeschichte verbindet. Die angedeutete Krimihandlung dient dabei nur als dramaturgischer Umweg auf dem Weg zum Happy End.“ (filmdienst) BS, H, HB, HH, KI, OL, OS
Orly Deutschland/Frankreich 2010, R: Angela Schanelec, D: Bruno Todeschini, Natacha Régnier
„Auf dem Pariser Flughafen Orly unterhalten sich Fluggäste: Ein Mann und eine Frau lernen sich kennen, ein junges Paar steht am Ende seiner Beziehung, eine Mutter tauscht sich mit ihrem Sohn aus. Derweil fährt eine junge Frau zum Flughafen, um in der anonymen Öffentlichkeit einen Brief ihres Ex-Geliebten zu lesen. Die Personen werden mit einem Teleobjektiv aus der Masse herausgelöst, während der reguläre Flughafenbetrieb weiter läuft, sodass sich die impressionistisch in die „wirkliche“ Welt hinein getupften Episoden innerhalb eines stark konzeptuellen Rahmens abspielen. Dennoch entfalten sich die Themen um Liebe und Abschied fern jeden dramatischen Kalküls mit beeindruckender Stilsicherheit, poetisch und mit viel Anteilnahme für die Figuren.“ (filmdienst) H, HH
P
Paranormal Activity 2 USA 2010, R: Tod Williams, D: Katie Featherston, Micah Sloat
„Selbst ein Schäferhund kann nicht vor allen Bedrohungen schützen. Dies muss ein junges Pärchen am eigenen Leib erfahren, als es anfängt, sich in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu fühlen. Irgendetwas sehr Unheimliches scheint sich in ihrem Appartement eingenistet zu haben. Selbst die eingebauten Überwachungskameras helfen da nicht weiter. Regisseur Tod Williams bezweckt mit seiner Fortsetzung des im Stil von «Blair Witch Project» gedrehten Horrorthrillers aus dem Jahre 2007, dass sich selbst nervenstarken Zuschauern die Haare im Nacken sträuben.“ (Süddeutsche Zeitung) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Pianomania Österreich/Deutschland 2009, R: Lilian Franck, Robert Cibis
„Dokumentarfilm über den Wiener Klavierstimmer Stefan Knüpfer, der dafür sorgt, dass die Instrumente den Anforderungen internationaler Star-Pianisten genügen. Mit Liebe zum Detail widmet sich der Film in langen Einstellungen dem „Innenleben“ der Instrumente und der Arbeit des Stimmers. Ein faszinierender Einblick in einen verborgenen Aspekt der Musikwelt, der für die Brillanz der großen Pianisten unabdingbar ist.“ (filmdienst) HH, OL, OS, SN
Piranha 3D USA 2010, R: Alexandre Aja, D: Richard Dreyfuss, Ving Rhames
„Prähistorische Piranhas sind durch einen Erdrutsch unter Wasser aus einer Höhle befreit worden und stören spärlich bekleidete Bikinischönheiten beim Komasaufen. Eine kurzweilige, sexistische und vorsätzlich hirnlose Splatter-Orgie von überdurchnittlichem Unterhaltungswert.“ (tip) BS, H, HB, HH, LG, OL, SN
Ponyo Japan 2008, R: Hayao Miyazaki
„Wie alle Werke Hayao Miyazakis überzeugt auch sein neuer Anime-Film durch seine visuelle Schönheit wie durch seine humanistische Haltung. Als der kleine Sosuke einen vermeintlichen Goldfisch am Strand rettet, ahnt er nicht, dass er damit sein ganzes Dorf und alle Meeresbewohner in Aufregung versetzen wird. „Ponyo“ ist die märchenhafte Geschichte einer Meerjungfrau, die gegen den Willen der Eltern beschließt, Mensch zu werden. Miyazaki gelingt in bezaubernden 2-D-Bildern ein großes Abenteuer für kleine Kinozuschauer, in dem spielerisch Respekt vor Mensch und Umwelt vermittelt wird.“ (Rheinischer Merkur) H, SN
R
R.E.D. - Älter, Härter, Besser USA 2010, R: Robert Schwentke, D: Bruce Willis, John Malkovich
„„RED“, das für „Retired Extremly Dangerous“ (deutsch: pensioniert und extrem gefährlich) steht, basiert auf einer dreiteiligen Comicbuchserie und erzählt vom CIA-Rentner Frank Moses (Bruce Willis), der nach seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst mysteriöserweise auf einer Todesliste landet. Fazit: Launige Actionkomödie, die dem Zuschauer ein Dauergrinsen ins Gesicht zaubert und den Kopf nicht überfordert.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Reine Fellsache USA 2010, R: Roger Kumble, D: Brendan Fraser, Brooke Shields
„Im Auftrag eines gewissenlosen Investors will Dan Sanders einen ganzen Wald abholzen lassen, um Platz für eine Wohnsiedlung zu schaffen. Doch die Waschbären, Stinktiere und Wiesel sind nicht bereit, ihren Lebensraum so einfach aufzugeben. Wie die Waldbewohner den bemitleidenswerten Projektleiter durch gezielte Guerilla-Aktionen in den Wahnsinn treiben, ist ein Spektakel, das man selbst in Hollywood-Komödien nicht alle Tage sieht. Nach einer Dreiviertelstunde ist der Spaß dann vorbei: In der zweiten Hälfte triumphiert infantiler Klamauk über anarchischen Witz.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OS
Resident Evil: Afterlife Großbritannien/USA/Deutschland 2010, R: Paul W. S. Anderson, D: Jensen Ackles, Milla Jovovich
„Mittlerweile beherrschen Zombies nahezu die gesamte Erde. Alice (Milla Jovovich) versucht, mit einer kleinen Gruppe überlebender Menschen aus Los Angeles dem entgegenzuarbeiten. Vierter Teil des Horrorspektakels.“ (tip) H, HB, HH, KI, LG, OL
S
Sammys Abenteuer : Die Suche nach der geheimen Passage Belgien 2010, R: Ben Stassen
„Der belgische Regisseur Ben Stassen legt mit diesem Film um die Abenteuer einer kleinen Wasserschildkröte bereits seinen zweiten 3-D-Animationsfilm vor – und zeigt einmal mehr, wie sehr sich diese dreidimensionale digitale Tricktechnik dafür eignet, um in die Natur einzutauchen und fremde Lebensräume zu erkunden. Erzählerisch mag die unterhaltsame, aber allzu heiter-harmlose Geschichte von einer langen Reise, die die kleine Schildkröte Sammy unternimmt, um eine liebe Freundin wiederzufinden, nicht allzu originell sein, jedoch werden kleine Kinofans an den gelungenen Bildwelten ihre Freude haben, die diese filmische Weltreise zu Wasser erkundet.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland Deutschland 2010, R: Sinem Skaoglu, Jespeer Möller, D: Ilja Richter, Volker Lechtenbrink
„Das Sandmännchen kennt die großen und kleinen Träume aller Kinder. Doch als ihm ein fieser Albtraum den Schlafsand stiehlt, muss schnell Hilfe her: Das aufgeweckte Schlafschaf Nepomuk und der kleine Miko aus der Wachwelt, der gern ein mutiger Kapitän wäre, steuern mit dem Sandmann einem großen Abenteuer entgegen. Mit den liebevoll gestalteten, kleinen Helden gibt es so einiges zu erfahren über Mut, Vertrauen in die eigenen Kräfte und ein versöhnliches Miteinander. Ihre ereignisreiche Reise durch die fantastischen Schlafwelten ist eine herrlich farbenfrohe Gutenachtgeschichte.“ (fbw-Pressetext) H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN
Scar 3D USA 2007, R: Jed Weintrob, D: Angela Bettis, Kirby Bliss Blanton
„Der erste in der neuen 3-D-Technik gedrehte Horrorfilm kommt mit Verspätung ins Kino. Und hätte lieber gleich ins DVD-Regal wandern sollen. Die Story der traumatisierten Joan (Angela Bettis), die nach 16 Jahren in ihren Heimatort zurückkehrt, wo sie einst einem perfiden Serienkiller das Handwerk legen konnte und sich jetzt einer neuen Mordserie gegenüber sieht, ist bis zum Brutalofinale gespickt mit Klischeedialogen und -wendungen. Und auch wenn die räumliche Tiefe durchaus beachtlich ist: Eine 08/15-Inszenierung wird selbst in 3-D nicht packender.“ (Cinema) HB
Schlussakkord Deutschland 1936, R: Detlef Sierck, D: Lil Dagover, Willy Birgel
„Hanna, eine jungverheiratete Frau, die ihr Baby zurückließ, um den wegen einer Straftat flüchtigen Mann nach Amerika zu begleiten, kehrt nach dessen Selbstmord heim: Sie will ihr Kind. Unerkannt tritt sie eine Stelle als Erzieherin im Hause jenes Generalmusikdirektors an, der den Jungen adoptiert hat, um seine Ehe zu retten. Als dessen Gattin an einer Überdosis Morphium stirbt, wird Hanna verhaftet. Der Strafprozeß endet mit einer Überraschung. Das schauspielerisch kultivierte Melodram inszenierte Douglas Sirk Detlev Sierck zu Beginn seiner UFA-Zeit.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH
Schnupfen im Kopf Deutschland/Ungarn 2010, R: Gamma Bak
„Dokumentarfilm, in dem die Filmemacherin Gamma Bak sich mit ihrer eigenen psychischen Erkrankung auseinander setzt. Der Film montiert achronologisch, über mehrere Jahre hin protokollierte Selbtsaussagen der Regisseurin, Gespräche mit Menschen und auch Ausschnitte aus Filmen, die vor Ausbruch der Krankheit entstanden, mit schonungslos offenen Bildern zu einem beeindruckenden Dokument ihrer psychotischen Störung, wobei die Inszenierung gänzlich unlarmoyant Einblicke in ein oft tabuisierte Thema gewährt.“ (filmdienst) H, HH
Das Schreiben und das Schweigen Deutschland, Österreich 2009, R: Carmen Tartarotti
„Die Filmemacherin Carmen Tartarotti hat die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker bei verschiedenen Lesereisen begleitet, ihr vor allem aber über Jahre hinweg immer wieder in ihrem Schreibzimmer, dem Zentrum ihres Wirkens, Gesellschaft geleistet. Entstanden ist daraus eine einfühlsame Dokumentation, bei der es auch ums Biografische, vor allem die anrührend tiefe Beziehung zu ihrem Ehemann Ernst Jandl, geht; im Zentrum aber steht das Ausloten des Schreibprozesses. Aus der aufmerksam-subtilen Synthese von Bildern und Wörtern ergibt sich eine sensible, von großem Respekt und tiefer Zuneigung geprägte Annäherung an Mayröcker.“ (Rheinischer Merkur) GÖ, H, HH Schwesterherzen - Ramonas wilde Welt USA 2010, R: Elizabeth Allen, D: Joey King, Selena Gomez
„Sorgfältige Verfilmung des amerikanischen Kinderbuch-Klassikers, der die heile Kleinstadtwelt mit ihren großen emotionalen Katastrophen ohne substanzielle Modernisierung oder gar Ironisierung auf die Leinwand bringt. Gerade deshalb ein ergreifender Familienfilm.“ (tip) H, HB Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt USA 2010, R: Edgar Wright, D: Michael Cera, Alison Pill
„Scott Pilgrim ist 23, Bassist einer Nachwuchsband in Toronto, und lebt in den Tag hinein. Sein sorgenfreies Slackerleben gerät aus den Fugen, als er dem Mädchen seiner Träume begegnet. Doch die Beziehung zur exzentrischen Ramona gestaltet sich überraschend schwierig: Ihren sieben (im wahrsten Sinne!) teuflischen Exlovern ist der neue Verehrer ein Dorn im Auge, was dazu führt, dass Scott in übermenschlichen Duellen um seine Angebetete kämpfen muss. Bereits in Bryan Lee O‘Malleys Comics wurde das Motiv von der Liebe als Schlachtfeld wörtlich genommen. Regisseur Wright verwandelt die bis zum Boss-Gegner-Fight immer spektakuläreren Konfrontationen in atemberaubende Actionfantasien einer mit Computerspielen aufgewachsenen Jugend.“ (Cinema) GÖ, H, HB, LG, OS
So spielt das Leben USA 2010, R: Greg Berlanti, D: Katherine Heigl, Josh Duhamel
„In dieser romantischen Komödie spielt Katherine Heigl einmal mehr eine pflichtbewusste, etwas verklemmte Single-Frau. Diese muss sich nach dem Unfalltod der besten Freunde plötzlich um deren Kleinkind kümmern - mit Hilfe eines egozentrischen Halodris als Ziehvater.“ (tip) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Sounds and Silence Schweiz 2010, R: Peter Guyer, Norbert Wiedmer
„Ein bisschen gediegen aber schön, das ist ECM. Der Musikproduzent Manfred Eicher ist der Gründer des Musiklabels, und er ist es, der für die einzigartige Identität ECMs verantwortlich ist. Die Dokumentaristen Peter Guyer und Norbert Wiedmer sehen Eicher bei der Arbeit zu, entzaubern können sie sein Geheimnis nicht. Gelungene Einführung in den ECM-Kosmos.“ (tip) HH
Stichtag USA 2010, R: Todd Philipps, D: Robert Downey Jr., Zach Galifianakis
“Iron Man“ Robert Downey Jr. und „Hangover“-Shootingstar Zach Galifianakis sind in diesem Roadmovie als unfreiwillige Reisegefährten auf dem Weg von Atlanta nach L. A. und hinterlassen dabei ein Fährte der Verwüstung. Was den Film dennoch unbedingt sehenswert macht, sind seine Darsteller. Unvorstellbar, dass jemand anderes als Robert Downey Jr. (“Iron Man“) und Zach Galifianakis (“Hangover“) die gegensätzlichen Reisegefährten hätten spielen können. Auf wunderbare Weise gelingt es beiden Darstellern mit todernster Miene, für die größten Lacher zu sorgen.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
T
Takers USA 2010, R: John Luessenhop, D: Chris Brown, Hayden Christensen
„Ein Cop ist hinter einer Bande von Bankräubern her, die mit akribisch geplanten Coups immer wieder Geldhäuser heimsuchen. Uninspiriertes „Heist Movie“, das mit rasantem Tempo und auf Hochglanz getrimmter Ausstattung seinen Mangel an erzählerischen und inszenatorischen Ideen wettzumachen versucht. Kontraproduktiv wirken außerdem die durchweg blassen Figuren, die keinerlei Interesse zu wecken vermögen.“ (filmdienst) H, LG, OS
The American USA 2010, R: Anton Corbijn, D: George Clooney, Bruce Altman
„Von „Der eiskalte Engel“ bis zu Jarmuschs „Ghost Dog“: Filme um Profi-Killer sind oft psychologisch überzeugende Dramen um das Dilemma von Menschen, die durch ihren Beruf zur Gefühlskälte gezwungen sind, menschlich jedoch genau daran scheitern. Dies gilt auch für Anton Corbijns Film: Im Mittelpunkt steht ein von George Clooney verkörperter Killer, der begreift, dass er eines nicht unter Kontrolle hat: Gefühle. Als bei einem Job etwas schiefläuft, wittert er Gefahr. Wem kann er trauen? Der Thriller, zu dem Herbert Grönemeyer die Musik komponierte, setzt wenig auf Action, sondern auf die Hauptfigur und hält bis zum Schluss in Atem.“ (Rheinischer Merkur) H
The Social Network USA 2010, R: David Fincher, D: Jesse Eisenberg, Andrew Garfield
„Spielfilm um die Gründung des „Social Network“ Facebook und dessen Erfinder Mark Zukkerberg. Dabei geht es weniger um ein Ausloten des Phänomens „Facebook“ und der Ausstrahlung, die diese Art der virtuellen Selbstdarstellung und Kommunikation auf ihre Benutzer ausübt, als vielmehr um die Aufstiegsgeschichte eines Campus-Nerds und seines Start-up-Unternehmens sowie um Illoyalitäten und Skandälchen, mit denen dieser Aufstieg einher ging. Filmisch mitreißend inszeniert, mit hohem Tempo, brillanten Dialogen und guten Darstellern, wird die an sich dünne Geschichte höchst unterhaltsam aufbereitet.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS
The Town USA 2010, R: Ben Affleck, D: Ben Affleck, Blake Lively
„Ben Affleck findet in seinem zweiten Film als Regisseur als Bankräuber in Boston die große Liebe, ausgerechnet in Gestalt einer ahnungslosen Bankangestellten, die er zuvor als Geisel genommen hat. Solide inszenierte Actionsequenzen werden mit matter Romantik abgetönt, während Afflecks Gangster nach einem Ausstieg aus dem Kriminellenleben sucht.“ (tip) HB
Toy Story 3 USA 2010, R:Lee Unkrich
„Toy Story 3 ist ein superber Animationsfilm geworden, bei dem man beinahe nichts bemängeln kann - ausser vielleicht die Szenen, in denen Barbie und Ken vorkommen. Die Pixarleute haben einen Film geschaffen, der nie langweilig ist und gegen Schluss dem einen oder anderen die Tränen in die Augen treiben wird. Die Macher selbst lieben die Figuren ebenso wie das Publikum, weshalb sie ihnen am Ende fünf der schönsten Minuten in der Animationsgeschichte schenken. Es ist ein gefühlsvoller Abschluss der Reihe, welche nun keinen weiteren Teil mehr braucht.“ (outnow) GÖ
U
Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben Thailand 2010, R: Apichatpong Weerasethakul, D: Natthakarn Aphaiwonk, Jenjira Pongpas
„Bei Filmfestivals feiert der thailändische Regisseur seit langem Erfolge. Dieses Jahr erhielt er die Goldene Palme in Cannes. Ein alter Mann weiß, dass er an Nierenversagen sterben wird. In Anwesenheit von Familie und Freunden bereitet er sich auf den Tod vor, wobei auch bereits Verstorbene in magisch veränderter Gestalt an dem Abschied teilnehmen. In langen, statischen Einstellungen beschreibt der dichte Film eine Auseinandersetzung mit dem Sterben und den Vorstellungen von dem, was nach dem Tod kommt. Rätselhaft, aber ohne sich in diffusem Mystizismus zu verlieren, surreal und doch konkret in seinen Bildern.“ (Rheinischer Merkur) HH
V
Vincent will meer Deutschland 2010, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth
„Ralf Huettners Roadmovie über drei junge Patienten der Psychiatrie, die aus einer Klinik in Süddeutschland ausbrechen und nach Italien durchbrennen, erinnert von fern an den Erfolgsfilm „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ und nervt im Detail mitunter, weil die Erwachsenenwelt der sogenannten Normalen hier ausschließlich aus Volltrotteln besteht. Dafür sind Karoline Herfurth und Florian David Fitz (der auch das Drehbuch schrieb) im Zentrum des Films ein sehenswert schönes, von Seelenschäden übel zerrüttetes Liebespaar.“ (Der Spiegel) HB, HL, OL
W
Wall Street: Geld schläft nicht USA 2010, R: Oliver Stone, D: Michael Douglas, Shia LaBeouf
„Weiterführung des Films „Wall Street“ von Oliver Stone, in der es erneut um die Perversionen des Finanzmarkts sowie den Lebensstil einer hedonistischen Oberschicht geht. Ein alternder Finanzhai will es nach acht Jahren im Gefängnis wegen Insiderhandels seinen ehemaligen Kollegen heimzahlen; ein junger Broker tut sich mit ihm zusammen, um den Tod seines Mentors zu rächen. Während der Film in seinen Milieuzeichnungen als Satire auf die Amoral des enthemmten Kapitalismus unterhält, überkompensiert Stone seine spürbare Lust am Laster mit einer platt moralisierenden Rachegeschichte.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Wie durch ein Wunder USA/Kanada 2010, R: Burr Steers, D: Zac Efron, Charlie Tahan
„Ein junger Man, der unter dem Unfalltod seines jüngeren Bruders leidet, hat die Gabe, den Toten zu sehen und hält täglich mit ihm Zwiesprache. Als er eine junge Frau trifft und sich in sie verliebt, erweist sich seine Gabe als zweischneidiges Schwert. Gefühlvolles, gut gespieltes Mystery-Drama.“ (tip) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS
Wir sind die Nacht Deutschland 2010, R: Dennis Gansel, D: Karoline Herfurth, Nina Hoss
„Die Kleinkriminelle Lena fühlt sich nur auf der Straße richtig zuhause, bei ihrer Mutter in der gemeinsamen Wohnung dagegen fehl am Platz. Eigentlich gehört Lena zu nichts und zu niemand, bis eines Nachts die geheimnisvolle Louise auf sie aufmerksam wird. Louise ist wunderschön, besitzt viel Geld und Einfluss und ist – ein Vampir. Als Lena von Louise gebissen wird, beginnt für sie ein völlig neues Leben, jenseits der Regeln und vor allem jenseits des Tageslichts. Vampirfilme sind momentan der Trend im Kino. Doch deutsche Produktionen waren in diesem Genre bisher eher rar gesät. Dennis Gansel gelingt ein technischer und dramaturgischer Geniestreich. Sein Film hat eine ausgereifte und hypermoderne Ästhetik, er spielt mit popkulturellen Klischees, entwickelt dabei eine Lust am Erzählen, die beim Zuschauer einen wahren Adrenalinschub auslöst.“ (fbw-filmbewertung) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN