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Archiv-Artikel

SEIT GESTERN ÜBERWACHT DIE BUNDESMARINE DIE LIBANESISCHE KÜSTE Eher Sonnendeck als Geschützturm

Jetzt sind sie also im Nahostkonflikt angekommen, die Deutschen. Und das Kommando haben sie auch noch übernommen – zumindest zur See. Seit gestern hat ein Kieler Flottenadmiral im östlichen Mittelmeer das Sagen. Im Rahmen des UN-Mandates kreuzen Schiffe der Bundesmarine in sicherem Abstand vor der libanesischen Küste.

Sie sind damit Teil eines Unifil-Mandats, das weder Israelis noch die Libanesen so richtig zufriedenstellt. Die Israelis haben sich von der UN eine Entwaffnung der Hisbollah erhofft, die Libanesen den Schutz ihres Territoriums. Beides erfüllt das Mandat nicht. Der Unifil-Kommandant hat eine aktive Entwaffnung der Hisbollah ausgeschlossen, wohl wissend, dass er nur deshalb auf libanesischem Boden geduldet wird. Die Hisbollah operiert weiterhin im Südlibanon, wenngleich nicht mit wehenden Fahnen. Gleichzeitig kann die UN-Truppe aber auch nicht verhindern, dass die israelische Luftwaffe sich auch acht Wochen nach dem Waffenstillstand weiterhin im libanesischen Luftraum wie zu Hause fühlt.

Aber das sind Dilemmata zu Land und zur Luft. Auf dem Wasser sieht es ganz anders aus. Israel wird zufrieden sein, wenn es illegale Waffenlieferung zumindest übers Meer ausschließen kann. Die Libanesen verdanken den ausländischen Kriegsschiffen das Ende von Israels Seeblockade.

Ansonsten dürfte auf hoher See eher das Sonnendeck als der Geschützturm angesagt sein – trotz hitziger deutscher Debatte über das robuste Flottenmandat. Bisher ist kein einziger Fall bekannt, in dem die Hisbollah ihren Waffennachschub übers Meer bezogen hat. Der lief viel einfacher über die syrische Landgrenze. Einmal gab es vor den Zeiten des UN-Mandats einen gegenteiligen Fall: Die Libanesen wollten den Palästinensern mit einem Waffentransfer übers Mittelmeer unter die Arme greifen. Die Rettung eines vor der Küste zwei Tage lang treibenden, über Bord gegangen Syrers stellt daher bisher den Höhepunkt der maritimen UN-Task-Force dar. „Kann nicht schaden“, lautet also bisher das Urteil über den ersten Bundesmarineeinsatz in Nahost. KARIM EL-GAWHARY