ZERLEGTE ZAHL : Knapp 50 Menschen
an akuter Strahlenkrankheit, bis zu 4.000 könnten insgesamt tödlich erkranken. Zu diesem Ergebnis kommt der offizielle Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA aus dem Jahr 2005. Der Reaktor 4 im ukrainischen Tschernobyl war am 26. April 1986 um 1.23 Uhr morgens in die „nukleare Leistungsexursion“ gegangen. Ein Super-GAU, also ein Unfall über den „größten anzunehmenden Unfall“ hinaus.
Andere Epidemiologen sprechen von ganz anderen Todeszahlen. „Von den damals über 800.000 in Tschernobyl eingesetzten sogenannten Liquidatoren sind mittlerweile 125.000 gestorben, Hunderttausende sind schwer krank“, so die Ärztin Angelika Claußen diesen Donnerstag. Die Anzahl allein der Krebstodesfälle durch Tschernobyl liege gemäß Schätzungen bei über 30.000 Fällen. Claußen ist Mitglied der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW).
Die Gefährlichkeit eines AKW-Unfalls ist nicht nur für die Geschichtsbücher wichtig: Noch heute wird um die Evakuierungen im Falle von Atomunfällen gestritten. Die IPPNW kritisierten diese Woche die deutsche Strahlenschutzkommission: Für deren Katastrophenplanung wären die Richtwerte für Evakuierungen fünfmal schwächer als im japanischen Fukushima und zehnmal schwächer als damals in Tschernobyl. REM
■ Gedenk- und Protestveranstaltungen zum 28. Jahrestag: anti-atom-aktuell.de und bbu-online.de