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Archiv-Artikel

DIE UN-MISSION IM LIBANON MUSS AUCH DRUCK AUF HISBOLLAH AUSÜBEN Drohungen schaffen kein Vertrauen

Der Krieg ist vorbei, doch die Serie militärischen Versagens reißt nicht ab. Immer wieder gelingt es den Israelis, ins Fettnäpfchen zu tappen. Diesmal nicht gegenüber arabischen Nachbarn, sondern gegenüber Nationen, die man gern als Verbündeten wüsste. Zweimal ging es dicht vorbei an einer Staatsaffäre zwischen Jerusalem und Berlin, weil israelische Kampfflieger deutsche UN-Verbände bedrohten. Mittlerweile drohen französische UN-Truppen, israelischen Flügen über libanesischem Gebiet mit Gewalt ein Ende zu bereiten.

Dass die Flüge überhaupt fortgesetzt werden, mag zwei Gründe haben. Zum einen ist da der Frust über einen Krieg, der trotz hoher Verluste das gewünschte Ziel nicht erreichte, und die Hoffnung, Versäumtes vielleicht noch nachholen zu können. Zum Zweiten traut man in Jerusalem den internationalen Truppen wenig. Das war abzusehen. Die israelische Regierung tat sich von vornherein schwer mit dem Auftrag der Unifil, den im Libanon stationierten UN-Truppen, mit denen man in der Vergangenheit wiederholt aneinandergeraten war. Jerusalem hätte einen Einsatz unter dem Kommando der USA vorgezogen. Dennoch: Jerusalem hat das Waffenstillstandsabkommen und damit den Einsatz der Unifil unterzeichnet. Jetzt muss sich Israel auch daran halten.

Zu einem Abkommen gehören allerdings immer mindestens zwei Seiten – und der Libanon ist vorläufig auch nur einem Bruchteil seiner Waffenstillstandsverpflichtungen nachgekommen. Von den beiden entführten israelischen Soldaten, mit denen das unnötige Blutvergießen begann, gibt es bis heute noch immer kein Zeichen, und dass sich die Hisbollah, die extremistisch-schiitische „Partei Gottes“, von ihren Waffen trennt, steht schon gar nicht mehr zur Debatte. Unifil geht es darum, die Aufrüstung der Hisbollah zu unterbinden, nicht etwa deren Waffen zu konfiszieren.

Israels Verteidigungsminister Amir Peretz zeigte sich von den Warnungen der französischen UN-Truppen wenig beeindruckt. Vielleicht hätte die UN mehr Überzeugungskraft, wenn sie sich auch auf der libanesischen Seite so vehement für ein Einhalten der Verträge einsetzte, wie sie es Israel gegenüber tut. SUSANNE KNAUL