LESERINNENBRIEFE :
Antisemitischer Hass
■ betr.: „Im Vorhof des gelobten Landes“, taz vom 16. 11. 10
Der Dokumentarfilm „Die Kinder von Blankenese“ (Raymond Ley) gibt Einblicke in die Befindlichkeit von Kindern, die in Konzentrationslagern gesehen, erlitten und überlebt hatten, was keiner nachvollziehen kann, der nicht selbst dort war. Die Kinder wagten ihre ersten zögernden Schritte zurück in eine Normalität, an die sie sich, wenn überhaupt, nur vage erinnerten. Außerhalb des Heims wurden sie mit unverhülltem antisemitischem Hass angepöbelt. Die Betreuer versuchten den Kindern Hoffnung zu geben: die Auswanderung nach Palästina. Und der Autor der taz meint dazu: „Hauptsächlich rekapituliert der Film das Leben der ‚Kinder von Blankenese‘ in Elbstrandnähe, das, abgesehen von gelegentlichen antisemitischen Äußerungen der Bevölkerung, relativ idyllisch war.“
Diese Wahrnehmung macht mich fassungslos. IRIS WEISS, Berlin
Das nenne ich Ökoterrorismus
■ betr.: „Todsünden in der Butterbrotdose“, taz vom 13. 11. 10, „Gesund, weil ‚bio‘?“, Leserbrief, taz vom 20. 11. 10
Diese Einstellung „Schokofeigen – nicht gesund – verboten, Apfelschorle – nicht gesund genug – verboten“ nenne ich Ökoterrorismus! Sie treibt die betroffenen Kinder spätestens mit Beginn der Pubertät, meistens schon vorher, in die Totalopposition und zu McDonald’s. Kindergartenkinder nuckeln übrigens nicht mehr den ganzen Tag am Fläschchen! CHRISTIANE RATTINGER, Offenburg (Baden)
Fernsehkritik
■ betr.: „Anne Will“, Sonntag 21. 11. 10
Die ARD mutiert immer mehr zum Erfüllungsgehilfen der (CDU-?) Politik. Wie kann Anne Will ein brisantes Thema wie Terror in einer Multimediatalkshow so einseitig darstellen und abhandeln ohne auch nur die Spur einer vernünftigen Gegenrede und Gegenargumentation? Alle am 21. November Anwesenden bliesen in das gleiche Horn, so als wolle man mithelfen, die Bevölkerung auf ein unsinniges Terrorszenario einzuschwören? Für wie blöd hält man die Leute eigentlich? Da hätte wenigstens ein Gegenpol zugegen sein müssen: Lafontaine, Gysi oder einer von den Grünen zum Beispiel, die auch mal die Ursachen und Gründe für Terror beim Namen nennen. Wir sind doch selber schuld, wenn wir uns in solche völkerrechtswidrigen Kriege verwickeln lassen, oder?
Wir haben die Sendung abgeschaltet, weil wir uns durch Einheitsmeinungsmache und -abgesänge schmerzlich an DDR-Zeiten zurückerinnerten. BEATE KOCH, Berlin
Terrorgefahr wird hochgespielt
■ betr.: „Die Windhuk-Bombe war nur ein Test“, taz vom 20. 11. 10, „Spekulationen über Terroranschlag“, taz vom 22. 11. 10
Wer sagt denn, dass diese Terrorgefahr, die seitens der Regierung hochgespielt wird, nicht nur einfach inszeniert ist, um härtere Gesetze durchzuboxen und die Freiheiten der Bürger zu reduzieren? Politikern, die, wie bei Stuttgart 21, Demonstranten als Steinewerfer bezichtigen, um den unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei zu rechtfertigen, diesen Politikern und gerade der jetzigen Regierung traue ich zu, dass man auf diesem Weg versucht, eine Stimmung in der Bevölkerung wachsen zu lassen, um solche Vorhaben wie die Verschärfung bei der Datenspeicherung etc. durchzubekommen! Schon traurig, dass solche Gedanken aufkommen bei diesem parlamentarischen politischen System, aber zuzutrauen wäre es ihnen – und noch vieles mehr! VOLKER UHLENBROCK, Ückeritz
Wasserwerfer sind Kriegsgerät
■ betr.: „Auge um Auge“, taz vom 20. 11. 10
Bei dem Begriff „Wasserwerfer“ baut sich bei mir ein Bild auf, wo Polizisten in Pickelhauben von Pferdefuhrwerken mit Eimern Wasser aufs renitente Volk werfen. Heute wissen wir, mit Wasser kann man nicht nur duschen, sondern auch Stahlplatten schneiden. Oder von gepanzerten Fahrzeugen aus mit Wasserkanonen auf Menschen schießen. „Wasserwerfer“ sind daher eher ein Kriegsgerät und gehören in die Hände der Armee und nicht der Polizei.
Den verniedlichenden Begriffen seitens der Innenminister und der Polizei sollten die Medien nicht so einfach aufsitzen. Eine eindeutige Sprache würde hier für mehr Klarheit sorgen!
ERICH LUTZ, Freiburg im Breisgau
Eine spanische Angelegenheit
■ betr.: „EU sponsert Tierquälerei“, taz vom 19. 11. 10
Die Hälfte des Artikels über Stierkampf in Spanien, aber kein Wort zu Perspektiven von Landwirtschaft und ländlichen Räumen und den Beschäftigen in der Landwirtschaft in Europa. Wenn man schon neue Positionen beschreiben will, wie wäre es, auf Forderungen einzugehen, zukünftige Subventionen auch an Standards im Arbeits- und Sozialrecht zu knüpfen, wie dies beispielsweise die europäischen Landarbeitergewerkschaften fordern. Oder: Was würden mögliche Kappungen der Subventionen für ostdeutsche Großbetriebe bedeuten, die in vielen Dörfern als einzige Unternehmen noch Leute beschäftigen. Und vieles mehr! Stierkampf in Spanien ist doch wohl eher eine spanische Angelegenheit und sollte nicht zentralistisch von Brüssel entschieden werden. THEODOR FOCK, Burg Stargard