: Lichtblick für ehemaliges Pleiteprojekt
Der Solarhersteller Conergy will in Frankfurt Photovoltaikanlagen herstellen und verspricht 1.000 neue Jobs. Die „Solarstadt“ profitiert von der Halbleitertechnik aus DDR-Zeiten. Alte Investitionsruine soll Standort werden
FRANKFURT/ODER taz ■ Das Hamburger Solarunternehmen Conergy will in Brandenburg für 250 Millionen Euro die weltweit modernste Anlage für Solarmodule bauen. „In den nächsten fünf Monaten wollen wir die ersten 400 bis 500 Leute eingestellt haben“, sagte Conergy-Chef Hans-Martin Rüter. Bis 2008 sollen sogar 1000 neue Jobs in Frankfurt (Oder) entstehen.
Bis zur Wende im Jahr 1989 hatten dort 8.000 Beschäftigte in einem Halbleiterwerk gearbeitet. Seitdem verlor die Grenzstadt 17.000 Einwohner. Mit dem Solarboom kommt jetzt die Hightech zurück. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) spricht schon von der „Solarstadt“, weil sich bereits zwei andere Solarfirmen in Frankfurt niedergelassen haben.
Seit dem vergangenen Sommer baut dort das US-Solarunternehmen First Solar eine Fabrik, in der bis zu 500 Beschäftigte arbeiten sollen. Die OderSun AG errichtet eine Anlage für 80 Beschäftigte. Nun will Conergy die Reste einer geplanten Chipfabrik nutzen, die der US-Konzern Intel und ein Investor aus Dubai im Jahr 2003 bauen wollten. Das Projekt sollte 1.300 Arbeitsplätze bringen. Es scheiterte, weil sich der Bund weigerte, für den größten Teil der 750-Millionen-Euro-Investition zu bürgen. Diesmal sind die Risiken angeblich geringer. Nach Angaben des Brandenburger Wirtschaftsministeriums sind Investitionszuschüsse in Höhe von 35 Millionen Euro geplant, denen aber die Europäische Union noch zustimmen müsse.
Conergy selbst will mit seiner Fabrik an die Halbeitertradition der Stadt anknüpfen und schon in der zweiten Jahreshälfte 2007 Module mit einer Gesamtleistung von 50 Megawatt herstellen. „Wir finden hier optimale Rahmenbedingungen“, sagt Conergy-Sprecher Thorsten Vespermann. Die Universität mit ihren Forschungsinstituten liege quasi auf der anderen Straßenseite. Auch die Reste der geplanten Chipfabrik passen genau zu den neuen Nutzungsplänen. In der vollintegrierten Anlage sollen mono- und polykristalline Solarzellen auf Siliziumbasis gebaut werden. Der Vorteil: Die Halle ist staubfrei und erfüllt damit auch die Voraussetzung für die Herstellung der Solarzellen. Das Gelände sei für 12,5 Millionen Euro übernommen worden, sagte Rüter. Auch eine zweite Ausbaustufe mit weiteren Investitionen ist schon geplant. Im Sommer 2007 werde entschieden, ob eine weitere Halle auf dem Gelände errichtet wird, um noch mehr Solarzellen bauen zu können. Doch genau damit hat die Firma mit heute über 1.400 Mitarbeitern wenig Erfahrung: Bisher wurden die Fabriken von anderen Firmen gebaut.
Conergy ist nach eigenen Angaben Europas umsatzstärkstes Solarunternehmen. „Unser Wachstum verdanken wir auch dem Erneuerbare-Energien-Gesetz“, sagt Vespermann. Durch die Förderung nach dem EEG habe die Branche einen Wettbewerbsvorsprung, den Conergy nun durch neue Arbeitsplätze in Deutschland „zurückgeben“ wolle. CHRISTIAN HONNENS