: Party in Terrorzeiten
FEIERN Am Brandenburger Tor steigt wie jedes Jahr die große Silvestersause – trotz Terrorwarnungen und S-Bahn-Chaos
VON CHRISTOPH BERGER
Open-Air-Veranstaltungen auf der Straße des 17. Juni haben Tradition. Seit 17 Jahren treffen sich dort zu Silvester bis zu einer Million Feiernde und rutschen gemeinsam in das neue Jahr. Einmal mehr soll das Fest zwischen dem Brandenburger Tor und der Siegessäule in diesem Jahr die laut Veranstalter größte organisierte Silvesterparty der Welt werden. Dass das Gelände in direkter Umgebung zum Reichstag und vielen Botschaften liegt, die auf Grund der Terrorwarnungen noch immer unter verschärften Sicherheitsbedingungen stehen, soll der Partylaune keinen Abbruch tun. „Wir lassen uns unseren Lebensstil durch solche Drohungen nicht ausreden“, sagte Senatssprecher Richard Meng.
Vor sechs Wochen warnte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) vor einer erhöhten Terrorgefahr. Seitdem stehen Regierungsgebäude, öffentliche Plätze und Großveranstaltungen unter strenger Beobachtung. Unter anderem ist die Reichstagskuppel auch im neuen Jahr nur für angemeldete Besuchergruppen geöffnet.
Die Party ist aber für alle offen. „Wir sind wachsam, aber wir machen das nicht zum ersten Mal“, erklärte der Veranstalter Willy Kausch. 500 „gut geschulte“ Sicherheitskräfte sollen die Besucher an den Einlässen kontrollieren. Streng verboten sind wie in den Vorjahren Feuerwerkskörper, Glasflaschen, hochprozentiger Alkohol sowie Spray- und Getränkedosen. Trotz aller Erfahrung habe man, nach der Katastrophe in Duisburg, das Sicherheitskonzept nochmals „verfeinert“, so Kausch. Mit einer Massenpanik, wie bei der Loveparade, sei aber schon wegen der Weitläufigkeit des Geländes nicht zu rechnen. Für Notfälle stünden 300 DRK-Kräfte zur Verfügung. Rund um die Meile soll die Polizei für Ordnung sorgen. Trotz der Sicherheitslage werde man in „normaler Stärke“ vor Ort sein, teilte ein Sprecher mit. 2009 waren bei der Feier rund 600 Beamte im Einsatz.
Da die umliegenden Straßen gesperrt sind, empfielt der Veranstalter die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Wie diese den großen Andrang bewältigen sollen, ist aber offen. Am Mittwoch teilte ein Sprecher der S-Bahn mit, dass sich die ausgedünnte Fahrplanlage auch zu Silvester nicht ändern werde.