AMERICAN PIE : Chefcoach gesucht!
NOTSTAND In der NBA stellen sich selbst renommierte Klubs wie die Los Angeles Lakers seltsam dusselig an, einen neuen Trainer zu finden
Haben Sie schon mal Basketball gespielt? Wissen Sie, was ein „Pick & Roll“ ist? Irgendeine Ahnung, was Rebound, Assist oder Steal bedeuten? Sind Sie womöglich auch noch Inhaber einer Trainerlizenz? Ach, vergessen Sie den Trainerschein. Bewerben Sie sich jetzt! Es ist wirklich eilig: In der NBA werden Coaches gesucht. Und das dringend. Man kann dieser Tage den Eindruck gewinnen, die Trainerposten in der besten Basketball-Liga der Welt werden angeboten wie Sauerbier.
Während die San Antonio Spurs und Miami Heat in den Finalspielen gerade den NBA-Champion ermitteln, hatten einige der berühmtesten Klubs der Liga in den letzten Wochen große Schwierigkeiten, einen neuen Übungsleiter zu finden. Darunter sind mit den New York Knicks und den Los Angeles Lakers ausgerechnet die – neben den Boston Celtics – traditionsreichsten und berühmtesten Franchises der NBA, die zuletzt aber deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben sind.
Vor allem die Los Angeles Lakers machen keine gute Figur bei der Suche nach einem neuen Chefcoach. Seit Ende April der erfolglose Mike D’Antoni zurückgetreten wurde, haben die Lakers zwar bereits sechs Kandidaten interviewt, die bereits ähnliche Posten bei der Konkurrenz innehatten. Entscheiden mochten sie sich aber für keinen. Gerüchte besagen, dass auch mancher Anwärter von sich aus absagte, weil er sich nicht damit abmühen wollte, einen Klub, der die schlechteste Saison seit 54 Jahren absolvierte, aber viele überalterte und überbezahlte Spieler unter Vertrag hat, wieder auf Vordermann zu bringen. Neueste Meldungen aus der kalifornischen Gerüchteküche besagen, dass die Lakers die Trainersuche vorerst auf Eis gelegt haben, weil sie sich im Sommer um die Dienste von LeBron James bemühen wollen. Der beste Basketballer des Planeten ist gerade dabei, seinen dritten Titel in Folge zu gewinnen, könnte aber nach der Saison aus seinem Vertrag in Miami aussteigen. Womöglich wollen die Lakers den Superstar nicht nur mit Dollarmillionen locken, sondern auch mit der Möglichkeit, sich seinen neuen Coach selber aussuchen zu können.
Immerhin in New York ist die Suche dem Vernehmen nach nun abgeschlossen. Phil Jackson, der legendäre Coach, der mit den Chicago Bulls und den Lakers elf Mal den NBA-Titel gewinnen konnte, hatte sich als neu bestallter Knicks-Präsident schon die eine oder andere Absage eingehandelt. So entschied sich Steve Kerr in letzter Minute dafür, lieber die Golden State Warriors zu coachen, und sagte den Knicks ab. Nun ist sich Jackson mit Derek Fischer einig geworden, der auch bei den Lakers im Gespräch war.
Immer noch frei ist aber weiterhin die Stelle in Cleveland. Eben erhielten die Cavaliers die Absage von John Calipari. Der Coach der Mannschaft der University of Kentucky konnte selbst mit einem mehr als 60 Millionen Dollar schweren Vertragsangebot nicht überzeugt werden, den vergleichsweise gemütlichen College-Job gegen den NBA-Zirkus einzutauschen. Noch ist also Zeit, sich zu bewerben. THOMAS WINKLER