: CDU fordert SWB-Boykott
ENERGIE Statt Sponsoring zu betreiben, solle die SWB lieber die Preise senken, sagen CDUler. Kundenansturm bei Bremer Energiehaus-Genossenschaft
Michael Großer, Genossenschaft
Die zum Monatswechsel bevorstehenden Preiserhöhungen der SWB bei Gas und Strom, die für Bremerhaven besonders üppig ausfallen, stoßen auf Kritik innerhalb der CDU. Der SWB-Gaspreis sei in der Seestadt binnen eines Jahres um 13,1, der Strompreis sogar um 17,6 Prozent gestiegen – eine „inakzeptable Preistreiberei“, mit der das Unternehmen „den Bogen vollkommen überspannt“ habe, kritisierten die Vorsitzenden der CDU-Stadtbezirksverbände Geestemünde und Lehe sowie der Bremerhavener Jungen Union. Sie riefen dazu auf, zu anderen Gas- und Stromanbietern zu wechseln. Nur „erhebliche Einbußen“ der SWB, die derzeit in Bremerhaven noch einen Marktanteil von über 90 Prozent innehat, könnten sicherstellen, dass „solche Preiserhöhungen in Zukunft der Vergangenheit angehören“, sagte der Geestemünder CDU-Chef Bernd Ravens.
Die SWB begründet die Preiserhöhungen unter anderem mit der um brutto 1,76 Cent pro Kilowattstunde gestiegenen Erneuerbare-Energien-Umlage (EEG-Umlage) sowie höheren Netznutzungsentgelten. Ravens lässt das nicht gelten: Die Einkaufspreise für Strom seien im Gegenzug stark gesunken. Die CDUler verweisen auf die zuletzt 42,3 Millionen Euro Gewinn der SWB und auf deren mit dem Geld ihrer KundInnen finanzierten „Sponsorenleistungen für Dritte“ – es könne nicht sein, dass Energie für Menschen mit geringem Einkommen so zum „Luxusgut“ werde.
Bei der Bremer Energiehaus-Genossenschaft, gegründet vor zwei Jahren im Zuge der Gaspreis-Debatte, kann man über die Preissteigerungen bei der SWB nur lächeln. Wer dort sein Gas bezieht, erhält dieser Tage eine Rückvergütung in Höhe von 5,1 Prozent. Man habe 2009 sehr günstig eingekauft, begründet Vorstand Michael Großer.
Die Genossenschaft beliefert inzwischen rund 4.500 KundInnen. In den letzten Wochen kann sie sich vor Anfragen kaum retten. Die Kilowattstunde Gas kostet bei ihr in Bremen 4,81, in Bremerhaven 5,81 Cent – beides billiger als bei der SWB, die im Basis-Tarif ab Februar 6,39 beziehungsweise 6,89 Cent verlangt. Wegen des höheren Grundpreises kommt das Energiehaus-Gas in Bremen allerdings erst ab einem Verbrauch von 4.000, in Bremerhaven von 3.000 Kilowattstunden im Jahr günstiger.
Beim Strom liegt die Genossenschaft ab circa 1.500 und bis etwa 10.000 Kilowattstunden unter dem SWB-Preis – die erhöhte EEG-Umlage, die bei ihr erst ab April berechnet wird, schon inklusive. Strom- wie Gaspreis sind Großer zufolge bis Ende 2011 garantiert, sofern nicht Steuern oder Ähnliches steigen. Von einer Erhöhung der Netznutzungsentgelte, wie von der SWB angeführt, hat Großer noch nichts mitbekommen. Der Netzbetreiber – in Bremen und Bremerhaven die SWB – müsste eine solche sechs Wochen zuvor ankündigen. „Bis jetzt haben sich die Preise nicht geändert“, sagt Großer. SIM