Leserpost
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Unglaubliche Ignoranz

■ betr.: „Psychologie-Studis mucken auf“, taz.bremen vom 5. 6. 14

Es erscheint als unglaubliche Ignoranz, ja Unverfrorenheit, einen Studiengang schließen zu wollen, der auch 2013 der meist gewählte Studiengang war. Hiermit hat eigentlich schon das Volk darüber entschieden. Zum Wintersemester 2013 hatten sich für den Bachelor in Psychologie 5.221 Personen beworben, zugelassen werden konnten hingegen nur 143 davon. Die Ansage aus diesem Tatbestand spricht doch klar für eine Erweiterung des Studienangebotes. Ebenso ist die Klage, das Fach Psychologie schneide im Hochschulranking in Forschung und Lehre schlecht ab, doch grade ein entscheidender Ruf, die Ausbildung inhaltlich anders auszurichten. Vor allem vor dem Hintergrund der nachgewiesenen Zunahme von psychischen Leiden an dieser Gesellschaft erscheint ein Vorhaben, diesen Studiengang zu schließen, als absurd. Ein solches Vorhaben kann und darf sich Bremen nicht leisten! Und dabei geht es nicht um eine finanzielle, sondern in erster Linie um eine ethische und gesellschaftspolitische Entscheidung. Eine Schließung wäre ein großer Sprung an Provinzialität Bremens. Und es käme dem verschrobenen Versuch gleich, die medizinische Versorgung in Bremen abschaffen zu wollen und dafür die Krankenhäuser zu schließen. Das könnte für Bremen rufschädigend sein und einer sozialpsychologischen Kleinkatastrophe gleichkommen. So sei also den EntscheidungsträgerInnen die Reflektiertheit gewünscht, anstelle einer kurzsichtigen Sparzwangpolitik sich für eine langfristige und nachhaltige Neugestaltung dieses Studienganges stark zu machen, die vor allem erneut auf so dringend nötige Forschung und Lehre in der noch jungen Wissenschaft vom Unbewußten der Psychoanalyse setzt.  Andreas Gottfried Müller, Psychoanalytiker, BREMEN