piwik no script img

Archiv-Artikel

DIE CSU WIRD STOIBER NUR STÜRZEN, WENN EINE ALTERNATIVE BEREITSTEHT Warten auf das Christkind

CSU-Revoluzzerin Gabriele Pauli hat sich Bayerns Innenminister Günther Beckstein als Nachfolgerin für Parteichef Edmund Stoiber gewünscht. Oder Verbraucherschutzminister Horst Seehofer. Das war am Sonntag, und damit ist Paulis Wunsch ein Weihnachtswunsch. Und der ist folgerichtig, wenn man ein Ende der Stoiber-Ära herbeisehnt.

Wenn sich etwas ändern soll in der CSU und in Bayern, dann kann das nur nach dem Prinzip des konstruktiven Misstrauensvotums funktionieren: Nur wenn ein geeigneter Gegenkandidat bereitsteht, wird die CSU an Stoiber sägen, ihn vielleicht stürzen bei der Kandidatenaufstellung. Es gibt – vor allem bei Basis – genügend, die den Waschlappen aus Wolfratshausen endlich abwatschen wollen. Die ihn einfach nicht mehr sehen können, die ein neues Gesicht an der Spitze haben möchten. Einen mit Rückgrat, mit Weltsicht und mit der im Freistaat geschätzten bayerischen Bockigkeit.

Paulis Personalvorschläge sind also durchaus die passenden. Und es sind derzeit auch die einzigen, die man seriös aussprechen kann. Nur der listige Beckstein und der derzeit verdächtig ruhige Seehofer haben das nötige Format, um in einer Kampfkandidatur gegen angezählten, aber nach wie vor kraftvoll kämpfenden Vorsitzenden erfolgreich bestehen zu können. Beide – Beckstein wie Seehofer – sind gesundheitlich angeschlagen. Das sind keine idealen Voraussetzungen. Bei Beckstein kommt das Alter hinzu und seine große Loyalität. Unwahrscheinlich, dass er in Stellung geht.

Bleibt also Seehofer, der schon einmal Parteichef war. Von den CSU-Oberen hört man zu ihm viel „Ja mei, der Seehofer“, zu oft ist er in den letzten Jahren schon von der Parteilinie abgewichen. Bei den ganz normalen Mitgliedern aber ist der Gesundheitspolitiker gut angesehen. Sollte Paulis Christkind nicht noch einen wundersamen dritten Mann aus dem Ärmel schütteln, hängt Stoibers Zukunft an einer Kandidatur Seehofers. Aber der müsste sich recht bald erklären. Passiert 2007 nichts, hat Seehofer nicht den Mut zum Sturz und zur eigenen Kandidatur, dann kann Paulis Christkind für die nächsten Jahre zu Hause bleiben: Im Bayern-Wahljahr 2008 und in den Jahren danach wird sich nichts mehr tun. MAX HÄGLER