Einblick (529)

Lou Hoyer, Künstlerin

■ Lou Hoyer wurde 1985 in Berlin geboren. Sie studierte Freie Kunst an der UdK Berlin und machte 2011 ihren Meister bei Valerie Favre. 2012 ging sie mit dem Frida-Kahlo-Jahresstipendium nach Mexiko-Stadt, und lebt und arbeitet seitdem in Berlin/Potsdam und Mexiko. Seit Mai dieses Jahres ist sie Mitherausgeberin und Redakteurin von „Nichts als Schoenheit – Zeitschrift für Texte, Bilder, Partituren“, die nächste Ausgabe erscheint im September 2014. Zurzeit sind ihre Arbeiten in der Ausstellung „Lichtfalten“ im CIA & T (Contemporary Institute for Art & Thought, Zossener Straße 34HH) noch bis zum 12. Juli zu sehen und ab 22. 8. in der Sommerausstellung der Galerie Christian Ehrentraut (Friedrichstr. 123).

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Lou Hoyer: Am Sonntag war ich in der Alten Nationalgalerie, Sonderausstellung „Rembrandt Bugatti“. Ich war ganz überrascht und angetan von dem Zusammenspiel der Tierskulpturen und den oft so schweren klassischen und romantischen Bildern. Es erscheinen Bedeutungsebenen, die man sonst nicht so wahrnimmt, da der Blick im Dialog von diesen Skulpturen und den Bildern anders geleitet wird. Dieser Skuplturenzoo ist sehr lustig und wunderschön. Bugattis Skulpturen, entstanden im Pariser Zoo vor hundert Jahren, haben dem Museum eine ganz heitere und bisweilen äußerst komische Note gegeben. Am schönsten fand ich das „Gähnende Nilpferd“ vor Arnold Böcklins „Toteninsel“. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? An einen Klub kann ich mich kaum erinnern. Aber ich freue mich schon auf die Rekord Release Vorstellung vom DJ Team Anstück & Bornholm (www.motobol.de). Das wird wahrscheinlich Ende diesen Sommers sein. Ja, und dann gehe ich doch immer zum Late Night Konzert in die Philharmonie. Oft gutes Programm zeitgenössischer Musik, und unter monetärem Gesichtspunkt meine Lieblingsveranstaltung der Philharmoniker. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Wenn es nicht meine eigene Zeitschrift „Nichts als Schoenheit“ ist, die als Skizze und als Gedanken auf dem Schreibtisch liegt und gelesen und geschrieben werden will, dann lese ich morgens Gedichte, heute Daniil Charms, dessen kurze, neu übersetzte Prosastücke auch total spritzig aufregend sind und mich begeistern, und abends bin ich in diesen Tagen bei Nabokov gelandet, dessen fulminante Sprache mich in den Bann schlägt und der den Leser mit einem süßen und auch ekelhaften Geschmack der Begierde so überreich konfrontiert. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Auf ganz banal alltägliches Einkaufen bei Lidl freue ich mich dann, wenn ich mit dem Schlauchboot fahre und am Steg in Potsdam anlege – wirklich.