PIERRE LITTBARSKI, TRAINER : Der Ex-Kumpel
■ 50, stammt aus Berlin und kam 2010 nach Jobs unter anderem in Japan, Australien und dem Iran nach Wolfsburg. Foto: dpa
Der Wechsel vom Du zum Sie war seine erste Amtshandlung. „Ich werde mehr Distanz zu den Spielern haben und einige Sachen härter angehen“, sagte Pierre Littbarski und machte ein ernstes Gesicht. Littbarski, der beim Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg eben noch Übersetzer, Assistenztrainer und Kumpeltyp war, ist über Nacht zum Cheftrainer aufgestiegen. Er beerbt den am Montag geschassten Trainer Steve McClaren und soll den VfL vor dem Abstieg retten.
Dass McClaren den Spielern gegenüber zu nett war und Littbarski diesen Kurs mitgetragen hat, macht die Personalie zu einem Kuriosum. Allen Beteiligten dürfte klar sein, dass Littbarski nur so lange den Lückenfüller spielt, bis sie in Wolfsburg ihren nächsten Mann für das Große und Ganze gefunden haben.
Mit gerade einmal 16 Spielern hat Littbarski am Dienstag in der neuen Rolle üben dürfen. Dabei deutete Littbarski an, dass Schluss mit lustig ist am Mittellandkanal. Die Spieler mussten jenen künstlich angehäuften Hügel, den Felix Magath einst als gnadenloser Freund von fitten Profis bauen ließ, mehrfach im Sprint erklimmen. Der so genannte Hügel des Leidens, der als Symbol für harte Arbeit steht, sollte wohl auch ein Symbol für den künftigen Kurs unter Littbarski sein.
Bei seinen Stationen als Trainer in Japan, Australien und im Iran hat der 50-Jährige erfolgreich gearbeitet. Damit hat er seine Referenzen Gastspielen in Ländern zu verdanken, in denen der Profifußball dann doch ein wenig langsamer rollt als in der Bundesliga.
Die Mehrheit seiner Lorbeeren hat sich Littbarski, 1990 ein dribbelnder Weltmeister, während seiner aktiven Zeit als Spieler erworben. In Wolfsburg wollte er nach unzähligen Umzügen endlich einmal ankommen, in Ruhe arbeiten und lernen.
Tatsächlich muss Littbarski jetzt in kurzer Zeit beweisen, was als Trainer in ihm steckt. „Pierre Littbarski wird bei uns mit allen Kompetenzen eines Cheftrainers ausgestattet“, sagt VfL-Manager Dieter Hoeneß. Von den dazugehörigen Risiken und Nebenwirkungen, zu denen eine vorzeitige Entlassung zählt, hat er nur am Rande gesprochen. CHRISTIAN OTTO