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Archiv-Artikel

Kampf den „Hunden Putins“

RUSSLAND Tschetschenische Islamisten bekennen sich jetzt zu dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen

Bei den Attentätern soll es sich um eine autonome Gruppe von sieben Terroristen gehandelt haben

AUS MOSKAU KLAUS-HELGE DONATH

Zwei Wochen nach dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodjedowo hat sich der selbst ernannte „Emir des Kaukasus“, Doku Umarow, zu der Tat bekannt. Bei dem Anschlag wurden 36 Menschen getötet und mehr als 130 verletzt. Die Videobotschaft des tschetschenischen Emirs erschien auf der Website KavkazCenter.com.

Umarow sitzt dabei im Tarnanzug mit schwarzer Wollmütze vor der Kamera und kündigt weitere „Spezialoperationen“ in Russland an. Der Emir, der an einer schweren Krankheit leiden soll, macht einen angeschlagenen Eindruck. Eine Viertelstunde dauert sein Videoauftritt, bei dem er auch ausführlich auf die vermeintliche Unterdrückung der Muslime durch die westliche Welt und Russland eingeht. Umarow war schon im Unabhängigkeitskrieg Tschetscheniens in den 90er Jahren eine zentrale Figur. Zum radikalen Islamisten und Verfechter des heiligen Krieges mutierte er aber erst, nachdem Russland mithilfe des Kadirow-Klans nach dem zweiten Tschetschenienkrieg seinen Einfluss über die Kaukasusrepublik wiederherstellte.

„Hunderte Brüder“ seien bereit, sich bei weiteren Anschlägen zu opfern, behauptet Umarow in der Videobotschaft. Dem „chauvinistischen Regime Putins“ solle bewiesen werden, dass der Untergrund in der Lage sei, Operationen durchzuführen, wo und wann immer man wolle. Auch aus diesem Grund seien die Attentate bislang „unregelmäßig“ verübt worden. „Ich will nicht, dass so viel Blut vergossen wird. Ich möchte, dass Russland darüber nachdenkt und den Kaukasus verlässt“, so Umarow.

Auch bei früheren Attentaten hatte der fundamentalistische Rädelsführer nach einiger Zeit die Verantwortung übernommen. Offiziell wurde seine Urheberschaft jedoch auch vom russischen Geheimdienst nie bewiesen. Umarows Rolle im islamistischen Untergrund ist umstritten. Erst im Sommer 2010 hatte sich ein Teil der aus dem separatistischen Widerstand stammenden tschetschenischen Untergrundkämpfer von Umarow losgesagt. Das Bekenntnis Umarows könnte auch nur ein Versuch sein, seine Position im Untergrund zu stärken. Laut Berichten des russischen Geheimdienstes soll es sich bei den Attentätern von Domodjedowo um eine autonome Gruppe von sieben Terroristen gehandelt haben. Die russische Presse brachte den Namen des 20-jährigen Magomed Jewlojew aus der Kaukasusrepublik Inguschetien ins Spiel.

Bereits in der vergangenen Woche hatte sich Umarow mit einer Videobotschaft zu Wort gemeldet, neben ihm ein junger Mann, der Magomed Jewlojew ähnlich sah. Der Emir stellte ihn als „unseren Bruder Seifullah“ vor, der mit einem Sonderauftrag nach Russland unterwegs sei. Dort werde er sein Leben verlieren, aber dafür ins Paradies kommen. Ob es sich bei Jewlojew um den Attentäter handelt und dieser auch auf dem Video zu sehen ist, wurde von den russischen Behörden bislang nicht bestätigt. Dieses Jahr werde „für die Russen ein Jahr des Bluts und der Tränen“, kündigte Umarow an. Es sei denn, die russische Bevölkerung unternehme etwas, um „Putins Hunde“, die im Mutterland auf Kaukasier gehetzt würden, an die Kette zu legen.

In dem Video trat auch ein Emir Chamsat auf, der das Bataillon der Selbstmordattentäter „Rijadus Salichijn“ kommandiert. Der Hinweis auf den grassierenden Rassismus in Russland war unterdessen neu in der Propaganda des Emirs, der damit auf die Pogrome gegen Kaukasier im Dezember in Moskau und anderen großen Städten anspielte. Offensichtlich sucht er damit Unterstützung auch jenseits der radikalen islamistischen Kreise.