: Autozukunft: Langsam, leise, stehen lassen
Der Regionalverband Ruhr stellt heute seine Fahrverbotspläne fürs Ruhrgebiet vor. Autobauer müssen sauberere Autos bauen, glaubt die EU-Kommission. Autofahren wird umweltfreundlich – drei Strategien
Die Umweltzone: Ab Januar 2008 sollen im Ruhrgebiet keine Autos mehr fahren, die vergleichsweise viele Schadstoffe ausstoßen. Morgen stellt der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) seine schon unveröffentlicht heiß umstrittene „Machbarkeitsstudie regionale Luftreinhalteplanung Ruhrgebiet“ vor. Zentraler Punkt: eine ruhrgebietsweite Umweltzone, in der Autos der Schadstoffgruppen 1 und 2 Fahrverbot haben. Es würde also vor allem Autos treffen, die vor 2000 zugelassen wurden; im Ruhrgebiet ist das mindestens jedes neunte. Auch die meisten Lastwagen sollen draußen bleiben. Das Motiv: In Duisburg, Essen, Oberhausen, Bochum und Hagen wurde im letzten Jahr der Feinstaub-Grenzwert an mehr als 35 Tagen überschritten. Die Städte sind daher gesetzlich verpflichtet, sie zu senken.
Das Tempolimit: Deutschland ist Europas letzter Raserhort. Seit dem aufrüttelnden Klimabericht der UNO wird aber sogar hier wieder über Tempolimits auf Autobahnen diskutiert. 60 Prozent der Bevölkerung wollen sie, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Forsa vor einigen Tagen. Auch das Bundesumweltamt mahnt Tempolimits an, ebenso wie Umweltschützer und die Grünen. Das Motiv: den CO2-Ausstoß senken und so das Klima schonen. Der Zusammenhang zwischen Rasen und erhöhtem CO2-Ausstoß war wissenschaftlich immer unstrittig. Kanzlerin Merkel ist trotzdem gegen Limits und appelliert an die Autofahrer: „Wer zurückhaltend fährt, spart Benzin.“
Das bessere Auto: In der EU sollen nur noch Sprit sparende Autos gebaut werden, beschloss die EU-Kommission gestern. Das Motiv: Klimaschutz durch weniger CO2-Ausstoß. 120 Gramm CO2 je Kilometer soll ein Neuwagen eigentlich höchstens ausstoßen. Das entspricht einem Benzinverbrauch von fünf Litern auf 100 Kilometern. Industriekommissar und BMW-Fahrer Günter Verheugen verkündete jedoch bereits, dass der Druck Deutschlands und der Automobillobby erfolgreich war. Die Hersteller dürfen doch zehn Gramm mehr Verpestungsmöglichkeiten bauen, der Rest Klimaschutz soll über die Nutzung von Biokraftstoffen erreicht werden. Das entsprechende Gesetz kommt 2008, muss aber noch von den EU-Regierungen und dem EU-Parlament beraten werden. Auf die weiteren Verwässerungsstrategien weist Verheugen auch schon hin. Er könne nicht ausschließen, sagte er den Nachrichtenagenturen, dass je nach Fahrzeuggröße unterschiedliche Ziele vorgegeben werden. Deutschland baut vor allem große Fahrzeuge. Das seien eben die Wünsche der Verbraucher, sagt die Autolobby.
MIRIAM BUNJES