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Archiv-Artikel

„Ein hoffnungsvolles Signal“

DISKUSSION Im Rahmen des Christopher-Street-Days (CSD) geht es um Homophobie und Gewalt

Michael Schilf

■ 52, berät als Sozialpädagoge und Vorstand im Magnus-Hirschfeld-Zentrum Eltern und Jugendliche. Foto: Daniela Möllenhoff

taz: Herr Schilf, heute diskutieren Sie über das Thema „Was tun, wenn Homophobie weh tut?“. Wie ist der Titel zu verstehen?

Michael Schilf: Dass es Diskriminierung gibt, ist das eine, aber Vorfälle, bei denen es psychisch und körperlich wehtut, sind eine andere Qualität. Es geht dabei konkret um Vorfälle, die sich rund um den CSD im letzten Jahr ereignet haben.

Was ist passiert?

Damals gab es mehrere gewaltsame Übergriffe auf Schwule und Transmenschen unter Anderem im Stadtpark, am Ballindamm und in St. Georg. Das Letzte, woran sich die Opfer erinnerten, war die Frage „Bist du schwul?“, danach wurden sie zusammengeschlagen und später bewusstlos aufgefunden. Es wurde ebenfalls das Magnus-Hirschfeld-Centrum in Barmbek angegriffen. Dabei wurden die Fenster des queeren Beratungs und Kulturtreffpunktes durch den Wurf von sieben Pflastersteinen zerstört. Das gab es seit 20 Jahren nicht mehr. Diese Häufung an Vorfällen war beängstigend.

Wie sind diese Taten einzuordnen?

Zunächst wurde nicht vom Staatsschutz ermittelt. Dies ist erst auf unser Betreiben hin geschehen. Hier geht es nicht um wahllose Handgreiflichkeiten und Vandalismus. Das waren spezifische Angriffe.

Und darüber wollen Sie nun sprechen?

Ja. Es muss eine gemeinsame Linie gefunden werden, wie mit solchen Vorfällen umgegangen wird. Mir geht es nicht darum, Schwule und Lesben als Opfer zu generieren. Ziel ist, das Selbstbewusstsein zu stärken, dazu gehört auch die Aufarbeitung solcher Ereignisse.

Wie soll das gelingen?

Die Teilnahme des Polizeipräsidenten sehe ich als ein hoffnungsvolles Signal. Wichtig ist ein offeneres Zugehen der Polizei auf die Community. Dies funktionierte in der Vergangenheit bereits besser, besonders bei den Themen Opferschutz und Gewalt gegen Lesben, Schwule und alle anderen Minderheiten. Es muss auf Hasskriminalität aufmerksam gemacht und ein Bewusstsein für die Opfer geschaffen werden. INTERVIEW: JAN STAU

„Was tun, wenn Homophobie weh tut?“, Diskussion mit Polizeipräsident Ralf Martin Meyer, Marc Grenz, Michael Schilf und anderen: 19.30 Uhr, Pride House, An der Alster 40