: „Dös is ned leiwand“
Österreichs Schussfahrer sind bei der WM-Abfahrt im schwedischen Are so schlecht wie seit 14 Jahren nicht mehr. Den schnellen Norweger Aksel-Lund Svindal, der das Rennen gewinnt, schert das wenig
AUS ARE ELISABETH SCHLAMMERL
Das Tirol-Haus ist günstig gelegen in Are, nur ein paar Schritte entfernt von der großen Bühne, wo abends die Ehrungen stattfinden. Die österreichischen Skiheroen haben es nach der Zeremonie nicht weit zum Feiern. Am Sonntag aber nach der Männer-Abfahrt kamen sie höchstens, um den Frust zu bekämpfen. Als am Sonntagabend die Besten gekürt wurden, waren keine Österreicher dabei. Kommentar eines Experten aus dem Alpenland: Dös is ned leiwand, was heißen soll: Schön ist das nicht.
Die Königsdisziplin des alpinen Skirennsport wurde beherrscht von Skandinaviern und einem Nordamerikaner. Aksel-Lund Svindal aus Norwegen hat das wichtigste Rennen der Titelkämpfe gewonnen, vor dem bisher weithin unbekannten Kanadier Jan Hudec und Lokalmatador Patrik Järbyn. Der beste Österreicher war Mario Scheiber als Achter. Hermann Maier landete in seiner vermutlich letzten WM-Abfahrt auf dem 13. Rang. „Diese Niederlage schmerzt sehr“, sagte der Alpinchef des Österreichischen Skiverbandes, Hans Pum, über das schlechteste Resultat bei einer WM-Abfahrt seit 14 Jahren. Pums erste Analyse ergab, dass die ersten Läufer im Vorteil gewesen seien. „Hinten war es sicher schwer, nach vorn zu fahren.“ Aber nicht unmöglich, wie Svindal zeigte, der im vergangenen März beim Weltcup-Finale auf gleicher Strecke seine erste und bisher einzige Abfahrt gewonnen hatte.
Der 24-Jährige war als 21. ins Rennen gegangen und hatte im Mittelteil die beste Linie erwischt. „Ich war genau an den Stellen schnell, an denen die anderen verloren haben“, analysierte er. Svindal gilt im norwegischen Team seit ein paar Jahren als Nachfolger der mittlerweile zurückgetretenen Allrounder Kjetil-Andre Aamodt und Lasse Kjus, den fleißigsten Medaillensammlern bei Großereignissen. Sie gewannen insgesamt 36-mal Edelmetall. Svindal scheint in diesem Winter auf dem besten Weg, in die Fußstapfen der beiden zu treten. Obwohl er erst zweimal gewonnen hat, führt er die Weltcup-Gesamtwertung an – und nun hat er etwas geschafft, das weder Aamodt und Kjus noch irgendeinem anderen Norweger jemals gelungen ist: die Goldmedaille in der alpinen Abfahrt zu gewinnen.
Die Schmach der Österreicher hat sich schon in den vergangenen Monaten angekündigt. Die rot-weiß-rote Skination hatte in dieser Saison ihre Vormachtstellung auf den Abfahrtspisten verloren. In der Bestenliste der Schussfahrt führt ein Schweizer vor einem Liechtensteiner und einem Italiener. Didier Cuche, Marco Büchel und Peter Fill hatten deshalb gestern auch zu den Favoriten gehört, neben Bode Miller natürlich. Doch Miller wurde nur Siebter und war nun auch seinen zweiten Titel los bei dieser Weltmeisterschaft.
Lange hatte es nach einer ähnlich großen Überraschung ausgesehen wie im Super-G. Jan Hudec war mit der Startnummer zwei ins Rennen gegangen und hatte eine Zeit vorgelegt, an denen die Läufer reihenweise scheiterten. Am nächsten kam ihm noch Järbyn, der Schwede. Der knapp 38-Jährige war zu Saisonbeginn aus dem Kader geworfen worden, obwohl er noch immer der beste Schnellfahrer seines Teams war. Alpinchef Johan Monsen begründete die Entscheidung mit dem Leistungsabfall seit zwei Jahren. Järbyn wollte aber nicht aufgeben, fuhr auf eigenen Kosten weiter und schaffte in Lake Louise zu Saisonbeginn mit Platz zwei seine bisher beste Weltcup-Platzierung. Dann ging die Leistungskurve wieder nach unten, er kam nie mehr unter die Top 15. Zur richtigen Zeit stimmte die Form wieder. Und Järbyn hat sich am Tag der Skandinavier auch noch den Titel des ältesten Medaillengewinners bei einer WM gesichert.