piwik no script img

Archiv-Artikel

Ideologisch ein Paar

Der Hamburger CDU-Landesvorsitzende Dirk Fischer unterstützt die Pläne von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zum Ausbau von Kitaplätzen

Die männliche Hamburger Führungsriege der CDU sieht sich von der Familienministerin der eigenen Partei offenbar nicht bedroht. Während Unionspolitiker aus Sachsen und Bayern sich von den Plänen Ursula von der Leyens (CDU), die Betreuung für Kleinkinder zu verdreifachen, an „die DDR“ erinnert fühlen, hat der Hamburger Unions-Landesvorsitzende Dirk Fischer damit kein Problem. Er hält die Kritik an von der Leyen für „überflüssig“ und unterstützte gestern deren Ziel, die Krippenplätze bundesweit von 250.000 auf 750.000 auszubauen.

Damit weiß die Hamburger CDU sich im Einklang mit dem Präsidium der Bundespartei, das der Ministerin bereits Rückendeckung gegeben hat. Das war es dann aber auch schon fast mit dem Konsens innerhalb der Union. Seit die Familienministerin ihr Konzept vorige Woche vorstellte, muss sie sich aus den eigenen Reihen vorhalten lassen, zu sehr die Berufstätigkeit von Müttern zu unterstützen und das traditionelle Rollenbild der Union damit zu verraten.

Fischer hingegen findet, dass „jede Familie die Wahlmöglichkeit haben muss, ihr Kind im Alter von unter drei Jahren betreuen zu lassen“. Hamburg, selbstlobt der Landesvorsitzende, sei bei der Kindertagesbetreuung „Vorreiter in Deutschland“.

Diese gewagte These vertritt auch Jugendsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU). Als bei einer Veranstaltung des Kinderschutzbundes am Vortag eine mehrfache Mutter unzureichende Öffnungszeiten von Kindertagesstätten beklagte, rief die Senatorin beleidigt dazwischen, das sei „jetzt vorbei“. Allerdings haben Fischer und Schnieber-Jastram ausschließlich die Kinder berufstätiger Eltern im Visier – nur die haben in der Hansestadt in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes Anspruch auf einen Betreuungsplatz.

Arbeitslose Mütter und Väter, die ihre Kinder auch gerne mit Gleichaltrigen zusammenbringen möchten, konnte Fischer in seiner gestrigen Stellungnahme nur auf ein „offenes Treffpunkt- und Beratungsangebot“ verweisen. Elke Spanner