: Drei Reaktoren in Fukushima außer Kontrolle
JAPAN Regierung befürchtet eine Kernschmelze. US-Flugzeugträger registriert hohe Strahlenwerte
TOKIO/BERLIN taz | Die Lage in dem japanischen Katastrophenreaktor Fukushima spitzte sich gestern weiter zu: Die Regierung befürchtet Kernschmelzen in allen drei Reaktoren. Diese seien „höchstwahrscheinlich“, sagte ein Regierungssprecher.
Nach den Blöcken Daiishi 1 und 2 fiel auch im zweiten Reaktor die Kühlung vollständig aus. Zumindest zeitweise und möglicherweise mehrfach waren die atomaren Brennstäbe vollständig trocken, hieß es in Berichten. Demnach war das Kühlwasser vollständig verdampft. Experten befürchten für diesen Fall, dass sich die Brennstäbe bei einer Hitze von über 2.000 Grad Celsius zu einem Klumpen verformen. Diese Kernschmelze ist beim Reaktorblock 1 vermutlich schon am Samstag teilweise erfolgt, allerdings gelang es dem AKW-Personal, den Reaktor mit Meerwasser etwas abzukühlen. Genaue Informationen zum Zustand der Reaktoren fehlen, weil offenbar die Messinstrumente ausfielen.
Beim Reaktorblock 2 wird befürchtet, dass sich der heiße Klumpen durch den Boden der Reaktorschutzhülle in die Erde frisst und dort große Mengen radioaktive Partikel in die Umwelt freigibt. Dies würde die derzeitige Katastrophe zu einem Super-GAU mit weiträumigen Verstrahlungen steigern.
Durch eine Explosion wurde gestern die äußere Hülle des dritten Kraftwerksblocks zerstört. Eine dunkle Rauchwolke stieg in den Himmel. Elf Menschen wurden verletzt. Die Kühlung war in Block 3 am Sonntag ausgefallen.
Gestern wurde in der Umgebung von Fukushima eine erhöhte Strahlung festgestellt. Genaue Daten standen nicht zur Verfügung. Der US-Flugzeugträger „Ronald Reagan“ brach seine Fahrt zur Katastrophenhilfe 160 Kilometer von der Küste entfernt ab. Mehrere Crewmitglieder hätten binnen einer Stunde eine Monatsdosis Strahlung abbekommen, hieß es.
Probleme mit der Kühlung gab es auch in der benachbarten Atomanlage Fukushima Daini. Dort arbeiteten Experten an der Wiederherstellung der Kühlung von zwei Reaktoren.