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Archiv-Artikel

JÜRN KRUSE DER WOCHENENDKRIMI Weit weg von Midsomer

Englische Krimis, zumindest die, die im deutschen Fernsehen ankommen, teilen sich auf zwei Pole auf: Den einen – nennen wir ihn den Nordpol – bildet „Inspector Barnaby“. Es wird zwar gemordet in der Grafschaft Midsomer, aber es sind im Großen und Ganzen alle nett zueinander. Und die Gärten sind gepflegt. Am Südpol hingegen ist niemand nett. Außerdem haben die Glühbirnen hier nie mehr als 25 Watt. Und die Sonne scheint selten. Es ist ständig grau und dunkel. Hier wird das Verbrechen bekämpft von Männern wie „Luther“ oder „Sherlock“ – oder „George Gently“.

Der Chief Inspector, gespielt von Martin Shaw, ermittelt zudem noch in den 60er Jahren. Natürlich nicht in den Flowerpower-Aufbruch-60ern (die gab’s am Südpol nicht), sondern in den 60ern, die richtig mieften, in denen neue Teeautomaten im Polizeirevier die Zukunft sein sollten – aus denen doch nur lauwarmes Wasser tropfte.

„George Gently“ füllt derzeit den späten Sonntagskrimiplatz im ZDF. Im August gesendet zu werden ist nicht schön. „Gently“ hätte Besseres verdient.

Das beweist auch die Episode „Chinas letzter Fall“, in der Gentlys Informant China stirbt, dessen echten Namen der Inspektor nicht kannte und den er überdies vor drei Monaten kaltgestellt hatte. China hatte zu viel gesoffen. „Ich wollte ihm einen Schubs in die richtige Richtung geben“, begründet Gently seinem jungen Kollegen John Bacchus gegenüber, dass er China abserviert hat. „Vielleicht war der zu stark.“

Doch es war nicht Gentlys Schubs, der China umbrachte. Es war etwas ganz anderes. Und während Gently das aufdeckt, entdeckt er immer mehr die dunklen Seiten der Kleinstadt Wellaby, wo Kinder gezüchtigt, behinderte Menschen gequält sowie Suizide vertuscht werden. Und die Polizei? Steckt mit drin.

Wem das zu viel Böses ist: In der Nacht von Samstag auf Sonntag läuft bei ZDFneo „Inspector Barnaby“.

„George Gently: Chinas letzter Job“; So., 22 Uhr, ZDF