„Verbessern statt aushöhlen“

AKTION Der BUND startet in Bremen seine Europa-Kampagne gegen das Freihandelsabkommen TTIP

■ 50, ist Biologe und der Geschäftsführer des BUND-Landesverbands in Bremen.

taz: Herr Rode, warum haben Sie Angst vor den USA?

Martin Rode: Wir haben keine Angst vor den USA, sondern davor, dass die beiden größten Wirtschaftsblöcke EU und USA durch das Freihandelsabkommen TTIP eine Vereinfachung von Normen herbeiführen, die zu einem Downgrading von Verbraucher- und Umweltschutz führen.

Für Ihre Aktion nutzen Sie ein trojanisches Pferd. Steht das nicht für einen feindlichen Angriff von außen?

Wir verstehen es als Symbol für etwas anderes: Das TTIP-Abkommen wird als Wachstums- und Jobmotor verkauft, als eine Liberalisierung von Märkten zum Wohle aller. Anhand anderer Freihandelsabkommen sieht man jedoch: Sie erhöhten Freiheitsoptionen für multinationale Konzerne, sind aber nicht gemeinwohl-orientierten Interessen oder besseren Arbeitnehmerrechten verpflichtet.

Das amerikanische „Chlor-Hühnchen“ ist Symbol des Anti-TTIP-Protest. Was ist daran schlimmer, als an Antibiotika-Hennen aus der EU?

Die EU ist keineswegs das selige Gegenüber der USA: Die Bedrohungen sind wechselseitig, in Richtung der jeweils niedrigeren Standards. Die USA etwa sind strenger bei der Finanzmarktregulierung. Andererseits ist die Chemikalien-Gesetzgebung lax und in der EU wesentlich schärfer. In den USA werden in der Landwirtschaft viel mehr Wachstums-Hormone oder Antibiotika eingesetzt und Gentechnik ist normal.

Was ist Ihre Alternative für ein Freihandelsabkommen? Zölle und Protektionismus?

Man braucht eine offene Diskussion. Nicht mal die Parlamentarier haben Kenntnis, was verhandelt worden ist. Wir müssen dafür Sorge tragen, die Standards deutlich zugunsten des Verbraucherschutzes zu verbessern, statt auszuhöhlen.  INTERVIEW: JPB

11 Uhr, vor dem Überseemuseum